Schwarzer Kuss Der Nacht
öffnete, war er in das Geisterreich gegangen, um sie zu suchen. Ihm war natürlich sofort klargeworden, dass etwas nicht stimmte, denn die Energiemuster in ihrer Wohnung waren vollkommen falsch. Also hatte er entschieden, die Tür einzutreten.
In den darauffolgenden Sekunden bemerkte er Mai, die in einem Sessel hockte, ihren Arm nach ihm ausgestreckt und mit dem Gesichtsausdruck einer entschlossenen Kriegerin. In dem Moment jedoch, als sie ihn sah, wechselte ihre Miene und sie wirkte gleichermaßen erschrocken wie entsetzt. Daran erkannte er, dass der grelle Lichtblitz, der auf ihn zuflog, nicht für ihn bestimmt gewesen war – und vor allem unangenehm werden dürfte, wenn er einschlug.
Wäre er menschlich gewesen, hätte er es vielleicht nicht geschafft, rechtzeitig auszuweichen. So aber konnte er ihm knapp entkommen. Der Blitz krachte über ihm in die Wand.
Es folgten ein flammendes Licht und zwei laute Donnerschläge, deren Kraft ihn zu Boden schleuderte und kurzfristig benommen machte.
Sowie er wieder sehen konnte, stand ein bedrohlich aussehender Tätowierter in einem schwarzen Staubmantel vor ihm, der ein Schwert an Nicks Hals hielt. Neben ihm fletschte ein knurrender grauer Wolf die Zähne.
Ein anderer Mann hätte jetzt vielleicht aufgegeben; Nick gab sich jedoch nicht so schnell geschlagen.
Er konzentrierte seine eigene Magie, sprang auf, nahm die Gestalt eines Grizzlybären an und wischte das Schwert mit einem Prankenhieb beiseite. Er hatte sich blitzschnell verwandelt, was seine Gegner aber nicht zu beeindrucken schien.
Der Mann stürzte sich sofort wieder auf ihn, und dem zweiten Schwerthieb konnte Nick nicht mehr ganz ausweichen, so dass die Klinge ihn in den Oberarm traf.
Der Wolf, der wahrscheinlich begriff, dass er nichts gegen einen Bären auszurichten vermochte, wurde zu einer schönen Dunkelhaarigen, die ihm einen Feuerball an den Kopf schleuderte.
Nick duckte sich, musste jedoch einsehen, dass er den beiden kräftemäßig unterlegen war. Seine einzige Chance, zu überleben und Mai zu schützen, war die, seine Gegner auszutricksen.
Als der Krieger näherkam, das Schwert schlagbereit, verwandelte Nick sich abermals. Und tatsächlich zögerte der Mann. Wie Nick gehofft hatte, bedeutete ihm die Dunkelhaarige etwas, und als er sie nackt vor sich sah, hielt er inne. Mehr als dieses kurze Zögern brauchte Nick nicht. Nun wechselte er die Gestalten willkürlich und in einem Tempo, dass er nur noch schemenhafte Konturen annahm, während er sich an dem Krieger vorbei zu Mai schlich. Leider verschlang dieser Trick reichlich Energie, so dass er, als er endlich bei ihr war, gerade noch genug Kraft besaß, um in seine natürliche Gestalt zurückzuschlüpfen.
Mai sprang sofort vom Sessel. »Nick!«
»Hinter mich, Mai!«, knurrte er und schob sie hinter sich, um sich erneut den Angreifern zu stellen. Wieder richtete der Krieger sein Schwert auf Nicks Hals, und Nick war nicht sicher, wie er sich gegen ihn wehren sollte, aber er musste. Mais Leben hing davon ab.
»Freund oder Feind, Mai?«, donnerte der Krieger.
»Freund«, antwortete Mai hinter ihm.
Die Gestaltwandlerin trat einen Schritt näher. Sie hatte einen neuen Feuerball in der Hand und war sichtlich unfrohüber Mais Antwort. »Und wieso hast du versucht, ihn mit dem Blitz zu töten?«
»Ja, diese Frage hätte ich demnächst auch gestellt«, fiel Nick mit ein, ohne den Blick von dem Pärchen zu wenden, während er mit Mai sprach. »Falls es wegen gestern Abend ist …«
»Ist es nicht«, unterbrach Mai ihn rasch. Trotzdem sahen die beiden sie sehr interessiert an.
»Gestern Abend?«, fragte die Frau.
»Oh, gütige Göttin, entspannt euch mal alle!« Mai versuchte, sich an Nick vorbeizudrängen, doch er weigerte sich, sie loszulassen.
Er hörte ein verärgertes Schnauben hinter sich.
»Nick, darf ich dir meine guten Freunde Lexi und Darius vorstellen? Darius ist einer der Unsterblichen. Lexi, Darius, das ist … Nick. Wir arbeiten sozusagen zusammen an einem Vermisstenfall.«
Nur weil Mai sie bekannt gemacht hatte, entspannten die anderen drei sich noch längst nicht. Vielmehr dauerte es eine Weile, während der sie sich unsicher musterten. Schließlich nahm der Krieger sein Schwert herunter, auch wenn er es nicht einsteckte.
»Meint ihr drei, ihr könntet für ein paar Minuten davon absehen, euch gegenseitig umzubringen?«, fragte Mai. »Ich laufe schnell ins Schlafzimmer. Bin gleich wieder da.«
»Ich komme mit dir«, entschied
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