Schwarzer Mittwoch
Frieda besorgt, fast schon alarmiert.
»Kann ich ein Bad nehmen?«, fragte Ted.
Frieda starrte ihn an. Der neue Stöpsel befand sich in ihrer Tasche.
»Nein, kannst du nicht! Auf keinen Fall! Wascht euch einfach am Waschbecken.«
Als es erneut klingelte, ging Sasha hinaus, um den Taxifahrer zu instruieren. Fast gleichzeitig traf Chloë ein – wie nach jedem Treffen mit ihrem Vater halb wütend, halb aufgedreht. Überschwänglich umarmte sie erst Ted, dann Frieda, dann Sasha.
»Raus hier!«, befahl Frieda. »Ich mache jetzt in der Küche Ordnung, und dann gehe ich ins Bett.«
»Wir räumen auf!«, rief Chloë fröhlich. »Überlass die Küche einfach uns.«
»Nein. Ihr verschwindet jetzt, und ich räume auf. Ihr braucht alle euren Schlaf, denn ihr steht morgen früh um sieben auf und verlasst kurz danach das Haus. Macht bloß keinen Lärm. Und wenn jemand meine Zahnbürste benutzt, werfe ich die betreffende Person eigenhändig hinaus, egal, wie spät es ist.«
Du scheinst vom Radar verschwunden zu sein. Wo bist du? Sprich mit mir! Sandy xxx
37
D as macht Spaß, stimmt’s?«, bemerkte Riley.
»Inwiefern?«, wollte Yvette wissen.
»Wir durchwühlen die persönlichen Sachen der Leute, öffnen ihre Schubladen, lesen ihre Tagebücher. Das ist doch genau das, was man oft gern täte, aber nicht tun soll, weil es sich nicht gehört. Ich wünschte, ich dürfte das mal in der Wohnung meiner Freundin.«
»Nein, das macht keinen Spaß«, widersprach Yvette, die fast bereute, dass sie Riley inzwischen das Du angeboten hatte. »Sag das nur ja nie wieder laut, nicht einmal zu mir.«
Riley war gerade damit beschäftigt, den Aktenschrank im Wohnzimmer der Kerrigans durchzustöbern. Die Küche und das Schlafzimmer des Ehepaars hatten sie bereits durchsucht. Paul Kerrigan war nach der Attacke auf ihn nur eine Nacht im Krankenhaus geblieben und im Moment gerade irgendwo unterwegs, aber seine Frau hatte sie hereingelassen, wenn auch mit verkniffener Miene und wortlos. Sie hatte ihnen nicht einmal Kaffee oder Tee angeboten. Während sie beide in den Habseligkeiten des Paars und in der Unterwäsche herumwühlten, Computer einschalteten, private Briefe lasen und bei ihrer Suchaktion nicht nur den Dreckrand in der Badewanne, sondern auch die Mottenlöcher in einigen von Paul Kerrigans Pullovern zu sehen bekamen, hörten sie Mrs. Kerrigan Türen zuschlagen und mit Pfannen scheppern. Als Yvette ihr das letzte Mal begegnet war, hatte sie betäubt und auf eine resignierte Art traurig gewirkt. Nun machte sie einen wütenden Eindruck.
»Hier«, erklärte sie, während sie den Raum betrat, »die hätten Sie wahrscheinlich übersehen. Sie befanden sich in seiner Fahrradtasche, in dem Schrank unter der Treppe.«
Sie hielt ein kleines, rechteckiges Päckchen zwischen Zeigefinger und Daumen und verzog dabei angewidert das Gesicht. »Kondome«, fügte sie hinzu und ließ sie auf den Tisch fallen, als wären sie bereits benutzt worden, »für seine Mittwochsrendezvous, nehme ich an.«
Yvette bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck. Sie hoffte, Riley würde die Klappe halten und auch sonst nicht reagieren.
»Danke.« Sie griff nach dem Päckchen, um es in einen Beweismittelbeutel zu stecken.
»Mit Ihnen hat er keine benutzt?«, fragte Riley in munterem Ton.
»Ich hatte vor Jahren Krebs. Aufgrund der Chemotherapie bin ich seitdem unfruchtbar«, erklärte Elaine Kerrigan. Ihre verkniffene Miene wurde einen Moment lang von einem kummervollen Ausdruck abgelöst. »Deswegen … nein, mit mir nicht.«
»Also …«, begann Yvette.
»Es gibt da noch etwas, das ich Ihnen wohl sagen sollte. Paul ist an dem Tag erst ziemlich spät nach Hause gekommen.«
»Sie meinen, am sechsten April?«
»Ja. Ich war eine ganze Weile vor ihm zu Hause. Das ist mir inzwischen wieder eingefallen, weil ich an dem Tag einen Kuchen gebacken habe, eine Zitronen-Baiser-Torte, bei der ich die Befürchtung hatte, sie könnte nichts werden. Es ist schon seltsam, weswegen man sich manchmal Sorgen macht. Jedenfalls war er spät dran. Es muss schon nach acht gewesen sein, als er kam.«
»Warum haben Sie uns das nicht schon eher gesagt?«
»Es ist schwierig, sich sofort an alles zu erinnern.«
»Da haben Sie allerdings recht«, räumte Yvette ein. »Wir werden noch einmal Ihre Aussage aufnehmen müssen.«
Sie warf einen Blick zu Riley hinüber. Seine Augen funkelten, fast als müsste er sich ein Lächeln verkneifen.
»Er ist gleich im Bad verschwunden und
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