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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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jungen Leute das Gleiche machen wie sie in ihrer eigenen Jugend. Ich bin kein Kind mehr.«
    »Eines würde mich interessieren, Judith. Hat deine Mutter über Zach Bescheid gewusst?«
    »Ich habe ihr nie von ihm erzählt. Mir war klar, was sie sagen würde.«
    »Sie hatte also keine Ahnung?«
    »Woher hätte sie es wissen sollen?« Judith wandte sich der hell erleuchteten Küche zu. Dort saß Dora inzwischen neben Sasha, den Kopf auf eine Hand gestützt, und redete, während Sasha ihr aufmerksam zuhörte. »Es sei denn …«, fügte Judith hinzu.
    »Es sei denn?«
    »Es könnte sein, dass sie meine Pillenpackung gefunden hat.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Mir war klar, dass ich mir einen ganz besonderen Platz dafür suchen musste, weil sie die Packung sonst finden würde. Für so etwas hatte sie einen siebten Sinn, eine Spürnase für die Geheimnisse anderer. Hätte ich die Pillenpackung in meine Wäscheschublade oder Schminktasche oder unter der Matratze deponiert, hätte Mum sie in null Komma nichts aufgespürt, so wie Teds Gras. Deswegen habe ich sie in eine Socke gesteckt und in den Schrank neben dem Badkästchen geschoben, den das ganze Jahr keiner aufmacht, außer, um schnell mal irgendetwas hineinzustopfen. Ich fürchte allerdings, Mum hat die Packung trotzdem gefunden. Vielleicht bin ich ja paranoid, aber ich glaube, sie hat die Anzeige verstellt, so dass der Pfeil auf den richtigen Tag zeigte. Ich selber habe nur immer eine nach der anderen genommen, ohne mich darum zu kümmern, ob die Tage passten, aber jemand hat den Pfeil verstellt. Zweimal, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Vielleicht wollte sie dich auf diese Weise wissen lassen, dass sie dein Geheimnis kannte.«
    »Keine Ahnung. Das kommt mir ein bisschen albern vor. Warum hat sie es nicht einfach gesagt?«
    »Weil ihr klar war, dass du vor lauter Wut auf sie sofort dichtgemacht hättest?«
    »Ja, vielleicht.« Judith wandte sich Frieda zu. »Sie glauben also, sie hat es gewusst?«
    »Es ist zumindest denkbar.«
    »Dann hat sie darauf gewartet, dass ich mich ihr anvertraue?«
    »Möglicherweise.«
    »Aber ich habe es nicht getan.«
    »Nein.«
    »Im Moment habe ich das Gefühl, als hätte ich sie gar nicht gekannt. Nicht einmal an ihr Gesicht kann ich mich richtig erinnern.«
    »Was du gerade durchmachst, ist sehr hart.« Frieda rang sich zu einer Entscheidung durch. »Hör zu, Judith. Ein paar Gehminuten von hier gibt es eine Apotheke, die bis spätabends geöffnet hat. Wenn es dir recht ist, besorge ich einen Schwangerschaftstest, dann kannst du ihn hier gleich machen.«
    »Jetzt?«
    »Ja.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das schaffe.«
    »Dann weißt du es wenigstens. Das Schlimmste ist die Ungewissheit.« Ihr altes Mantra. Inzwischen kam es ihr ein wenig abgenutzt vor. Das angespannte Gesicht des Mädchens schimmerte in der Dunkelheit. Frieda legte eine Hand auf Judiths Schulter und schob sie sanft zurück in Richtung Küche.
    »Euer Curry ist inzwischen kalt«, stellte Sasha fest, als die beiden hereinkamen. Sie trat auf Frieda zu und tätschelte ihr tröstend den Arm.
    »Tja. Nächstes Mal gehen wir in ein Restaurant. Aber jetzt muss ich kurz weg.«
    »Wohin?«
    »Nur in die Apotheke, ein paar Sachen besorgen.«
    »Sie hat Angst, schwanger zu sein, oder?«, fragte Sasha leise.
    »Woher um alles in der Welt weißt du das?«
    »Du willst einen Schwangerschaftstest besorgen?«
    »Ja. Falls die Apotheke überhaupt noch offen hat.«
    Sasha wandte sich ab und meinte dabei in beiläufigem Ton: »Ich habe einen in der Tasche. Den kann sie nehmen.«
    »Sasha!« Frieda ging plötzlich ein Licht auf. Nun wunderte es sie nicht mehr, dass Sasha ihren Wein nicht angerührt und ihre Stimme so ungewohnt mütterlich und zärtlich geklungen hatte, als sie vorhin mit Dora sprach. Außerdem fiel Frieda nun auch wieder ein, dass Sasha gerade im Begriff gewesen war, ihr etwas zu erzählen, als die beiden Mädchen aufgetaucht waren.
    »Das war es, was du mir sagen wolltest!«
    »Ja.«
    »Du bist schwanger?«
    »Lass uns später darüber reden.«
    Judith war nicht schwanger. Frieda erklärte ihr, dass die Übelkeit und das Ausbleiben ihrer Periode vermutlich mit dem Schock und ihrer Trauer zusammenhingen. Trotzdem sollte sie über das Thema mal gründlich nachdenken, fügte Frieda hinzu, statt einfach so weiterzumachen wie bisher. Immerhin war sie erst fünfzehn und mit einem gut dreizehn Jahre älteren Mann zusammen.
    »Du musst mit jemandem darüber sprechen.«
    »Ich

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