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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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hat alles, was er trug, in die Schmutzwäsche gegeben und dann ziemlich lange geduscht«, fuhr Elaine fort, »mit der Begründung, er habe auf der Baustelle einen harten Tag gehabt und vor dem Abendessen erst einmal den ganzen Dreck abwaschen müssen.«
    »Es ist wichtig, dass Sie uns alles sagen, was Sie wissen«, antwortete Yvette zögernd. »Ich kann mir vorstellen, wie wütend Sie sind, aber ich möchte dennoch vorab klären, dass keinerlei Zusammenhang besteht zwischen dem, was Sie inzwischen wissen, und Ihrer neuen Version der Ereignisse – die sich auf die Situation Ihres Mannes ziemlich nachteilig auswirkt.«
    »Ich bin in der Tat wütend auf Paul, falls Sie darauf hinauswollen«, entgegnete Elaine. »Ich bin richtig froh, dass ihn jemand zusammengeschlagen hat, und es kommt mir fast so vor, als hätte die betreffende Person das für mich getan. Trotzdem erzähle ich Ihnen nur, woran ich mich erinnere. Das ist doch meine Pflicht, oder etwa nicht?«
    Beim Verlassen des Hauses begegneten sie den beiden Kerrigan-Söhnen. Sie hatten die Gesichtsform ihres Vaters und die Augen ihrer Mutter, und beide bedachten sie mit einem Blick, den Yvette als hasserfüllt empfand.
    Währenddessen durchsuchte Chris Munster die Wohnung, in der Paul Kerrigan und Ruth Lennox sich während der vergangenen zehn Jahre jeden Mittwochnachmittag getroffen hatten, außer sie waren mit ihren Familien in Urlaub. Er legte eine Art Inventarliste an, indem er pflichtbewusst alles notierte, worauf er bei seiner Suche stieß. Im Schlafzimmer waren das zwei Paar Hausschuhe (seine und ihre), zwei Bademäntel (dito), außerdem ein paar Bücher auf einem kleinen Wandbord: eine Gedichtanthologie zum Thema Kindheit, eine Anthologie mit Hundegeschichten, Winston Churchills Geschichte der englischsprachigen Völker , eine Sammlung humoristischer Geschichten, ein Band mit Cartoons, die Munster nicht besonders lustig fand – lauter Bücher, von denen er annahm, dass sie für eine Lektüre in kleinen Häppchen gedacht waren. Die Bettwäsche hatten die Kollegen von der Spurensicherung mitgenommen, um sie auf Spuren von Körperflüssigkeiten zu untersuchen; über den kleinen Sessel war eine bunt gemusterte Tagesdecke geworfen, und ein schmaler Streifen Webteppich diente als Bettvorleger. Die Vorhänge wirkten mit ihrem gelben Karo sehr fröhlich. Der Schrank aus abgebeizter Kiefer war so gut wie leer, abgesehen von zwei Hemden (seinen) und einem Sommerkleid mit einem kaputten Reißverschluss.
    Im sauberen, spartanisch eingerichteten Badezimmer des Paars vermerkte er zwei Zahnbürsten, zwei Waschlappen, zwei Handtücher, Rasiercreme, Deodorant (seines und ihres), Zahnseide, Mundspülung. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie die beiden sich sorgfältig wuschen, sich die Zähne putzten, mit Mundspülung gurgelten und abschließend einen prüfenden Blick in den Spiegel warfen, ehe sie wieder in ihre bequeme, zweckmäßige Kleidung schlüpften und in ihr anderes Leben zurückkehrten.
    In der Wohnküche gab es neben vier Rezeptbüchern vor allem eine Grundausstattung Kochutensilien (Töpfe, Pfannen, Holzlöffel, zwei Backbleche) und eine kleine Anzahl von Tellern, Schalen, Trinkgläsern und Tassen. Die vier Teetassen erinnerten Munster an diejenigen, die er im Lennox-Haus gesehen hatte. Womöglich hatte Misses Lennox sie sogar zur gleichen Zeit gekauft. Im Kühlschrank fand er eine Flasche Weißwein. Auf der Arbeitsplatte standen zwei Flaschen Rotwein. Eine halb verwelkte Hyazinthe neigte sich ihrer ausgetrockneten Erde entgegen, und auf dem Fensterbrett schrumpelten zwei Zwiebeln vor sich hin. Über den Holztisch, der in der Mitte des Raums stand, war eine gestreifte Tischdecke gebreitet. Munster ließ den Blick wandern. An der Seite lagen mehrere Kreuzworträtsel in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und eine Packung Spielkarten. An der Wand hing ein Kalender, in den aber nichts eingetragen war. Auf dem Zweisitzersofa lag ein rot eingefasstes Kissen.
    Zehn Jahre Lügen, dachte er, nur für das hier.
    »Kerrigan hat kein Alibi mehr«, stellte Karlsson fest.
    »Tja, sieht ganz danach aus«, antwortete Yvette, »wobei ich nicht recht weiß, welche von Misses Kerrigans Geschichten ich glauben soll.«
    »Demnach ergreifen Sie also für ihn Partei.«
    Zu seiner Rechten erklang eine Art Gackern. Es kam von Riley.
    »Yvette ergreift ganz bestimmt nicht für Kerrigan Partei. Sie kann ihn nicht ausstehen.«
    »Wozu brauchte er eigentlich Kondome?«, fuhr Karlsson

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