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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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zulassen, dass andere dir helfen.« Josef betrachtete Frieda genauer. »Warum hältst du deinen Stift so komisch?«
    Frieda blickte an sich hinunter. Noch immer umklammerte sie den Stift wie einen Dolch.
    »Ich dachte, du wärst ein Einbrecher«, erklärte sie. Erneut zwang sie sich, tief Luft zu holen. Sie sagte sich, dass es gut gemeint war. »Wie lange dauert es, bis meine alte Wanne wieder genau da ist, wo sie war?«
    Josef setzte erneut seine nachdenkliche Miene auf.
    »Das wird schwierig«, meinte er schließlich. »Als wir die Wanne von der Wand und dem Rohr gelöst haben, bekam sie große Risse. Die Wanne war einfach richtiger Mist. Außerdem liegt sie jetzt auf der Müllkippe.«
    Frieda überlegte einen Moment.
    »Was du gemacht hast, könnte man wahrscheinlich als eine Art Verbrechen bezeichnen. Aber egal, wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Die schöne Badewanne ist im Moment in der Werkstatt eines anderen Freundes von mir, der Klaus heißt. Das ist kein Problem. Aber hier …« Er deutete mit dem Schraubenschlüssel auf den Schaden, den er angerichtet hatte, und stieß dabei einen tiefen Seufzer aus. »Hier habe ich ein Problem.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Frieda. »Dieses Problem hast doch du verursacht.«
    »Nein, nein«, widersprach Josef. »Das ist …« Er sagte etwas in seiner eigenen Sprache. Es klang verächtlich. »Das Verbindungsrohr hier ist sehr schlecht. Sehr schlecht.«
    »Es hat immer gut funktioniert.«
    »Das war nur Glück. Ein Ruck der Badewanne, und …« Er macht eine vielsagende Geste, mit der er eine katastrophale, alles zerstörende Überschwemmung andeutete. »Ich werde hier ein anständiges Rohr einbauen, die Wand ausbessern und den Boden fliesen. Das wird mein Geschenk an dich. Du bekommst ein Bad, das dein Wohlfühlplatz sein wird.«
    »Wann?«, fragte Frieda.
    »Ich werde tun, was getan werden muss«, antwortete Josef.
    »Ja, aber wann wirst du es tun?«
    »Es dauert nur ein paar Tage, wirklich nur ein paar.«
    »Ich wollte jetzt ein Bad nehmen. Schon während der ganzen Heimfahrt habe ich daran gedacht, wie gut mir das tun wird und wie sehr ich das jetzt brauche.«
    »Du wirst schon sehen, das Warten lohnt sich.«
    Meine herzallerliebste Frieda, ich sitze hier in meinem Büro und denke an dich. Egal, was ich tue oder wen ich treffe, ich denke an dich. Selbst wenn ich einen Vortrag halte und die Worte gerade recht flüssig aus mir herauskommen, ist ein Teil meines Denkens mit dir beschäftigt. Ich kann ein Gespräch führen, eine Zwiebel schneiden oder über die Brooklyn Bridge gehen, und du bist da. Es ist wie ein schmerzhaftes Ziehen, das einfach nicht nachlässt und von dem ich auch nicht möchte, dass es nachlässt. Gerade wollte ich schreiben, dass ich dieses Gefühl nicht mehr hatte, seit ich ein Teenager war, aber selbst als Teenager habe ich nie so empfunden! Ich frage mich, warum ich noch hier bin, wenn doch meine Lebensaufgabe darin besteht, dich glücklich zu machen. Jetzt höre ich dich sagen, dass Glück nicht das Entscheidende ist und du gar nicht weißt, was das Wort eigentlich bedeutet – aber ich weiß es: Für mich bedeutet Glück, von Frieda Klein geliebt zu werden.
    Heute Abend am Telefon hast du ein bisschen bedrückt geklungen. Bitte lass mich wissen, warum. Lass mich alles wissen. Denk an unseren Spaziergang am Fluss. Denk an mich. Sandy xxx

5
    P olizeipräsident Crawford blickte hoch und runzelte bei Karlssons Anblick die Stirn.
    »Machen Sie schnell«, sagte er, »ich habe gleich eine Besprechung.«
    »Gibt es ein Problem?«, entgegnete Karlsson. »Ich habe mich doch extra telefonisch angekündigt.«
    »Wir sind im Moment alle gezwungen, mehr Arbeit mit weniger Leuten zu bewältigen.«
    »Genau aus diesem Grund wollte ich mit Ihnen über Bradshaw sprechen.«
    Die ohnehin schon finstere Miene des Polizeichefs verfinsterte sich noch mehr. Er erhob sich, trat ans Fenster und ließ den Blick für einen Moment über den St. James’s Park schweifen, ehe er sich wieder Karlsson zuwandte.
    »Was halten Sie von der Aussicht?«
    »Sehr beeindruckend«, antwortete Karlsson.
    »Einer der Vorzüge meines Postens«, erklärte der Polizeipräsident. Er schnippte ein paar Flusen vom Ärmel seiner Uniform. »Sie sollten öfter bei mir vorbeischauen. Vielleicht würde Ihnen das helfen, einen klareren Blick zu bekommen.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Zum Beispiel hinsichtlich der Art, wie man mit einem schwach bemannten Schiff einen Sparkurs steuert«, erwiderte

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