Schwarzer Mittwoch
der Polizeipräsident, »und wie man ein guter Mannschaftsspieler wird.«
»Ich dachte, bei uns geht es darum, Verbrechen aufzuklären.«
Der Polizeipräsident trat einen Schritt auf Karlsson zu, der immer noch neben dem großen Holzschreibtisch stand.
»Kommen Sie mir bloß nicht damit!«, meinte Crawford. »Bei der Polizei geht es größtenteils um politischen Einfluss, das war schon immer so. Wenn ich dem Innenminister nicht in den Arsch krieche, um die Zuschüsse bewilligt zu bekommen, die ihr verprasst, dann wärt ihr alle nicht in der Lage, eure Verbrechen aufzuklären – keiner von euch. Ich weiß, dass die Situation im Moment schwierig ist, Malcolm, aber es sind nun mal harte Zeiten, und wir müssen alle Opfer bringen.«
»In diesem Fall bin ich bereit, Doktor Hal Bradshaw zu opfern.«
Der Polizeipräsident musterte ihn scharf.
»Sie haben ihn schon am Telefon erwähnt. Hat er irgendwas falsch gemacht?«
»Ich bin ihm am Tatort in Chalk Farm über den Weg gelaufen. Er ist dort einfach aufgetaucht.«
»Das ist mit ihm so vereinbart«, erklärte der Polizeipräsident. »Ich weiß, wie er arbeitet. Je schneller er an den Tatort kommt, desto nützlicher kann er für uns sein.«
»Meiner Meinung nach stört er eher«, widersprach Karlsson.
»Hat das alles etwas mit Doktor Klein zu tun?«
»Wieso sollte es?«
»Doktor Klein und Doktor Bradshaw sind sich gegenseitig auf die Zehen getreten. Einer von beiden musste gehen, schließlich brauchten wir eine vollwertige psychologische Beratung in einem Verbrechensfall. Tatsache ist jedoch, dass Ihre Frau Doktor Klein für den forensischen Bereich keine Qualifikation besitzt.«
Karlsson ließ sich mit seiner Antwort Zeit.
»Meiner Meinung nach«, begann er dann, »liefert Doktor Bradshaw keine gute Leistung für sein Geld.«
»Moment«, unterbrach ihn der Polizeipräsident, eilte zu seinem Schreibtisch und drückte auf einen Knopf. Über seine Telefonanlage gebeugt, sagte er: »Schicken Sie ihn herein.«
»Was soll das jetzt werden?«, fragte Karlsson.
»Ich halte nichts davon, Dinge hinter dem Rücken der Betroffenen zu besprechen«, erklärte der Polizeipräsident. »So etwas sollte man von Angesicht zu Angesicht klären.«
Karlsson wandte sich um. Ein junger uniformierter Beamter öffnete die Tür, und Hal Bradshaw spazierte herein. Karlsson bekam vor Wut heiße Wangen, hoffte aber, dass man es ihm nicht anmerkte. Als er Bradshaws leicht süffisante Miene sah, musste er den Blick abwenden.
»Wie gesagt, Malcolm«, ergriff der Polizeipräsident das Wort, »ich halte nichts davon, so etwas hinter dem Rücken des Betroffenen zu besprechen und ihn auf diese Weise zu hintergehen. Sagen Sie Doktor Bradshaw, was Sie mir gerade gesagt haben.«
Inzwischen standen die drei Männer mitten im Büro des Polizeipräsidenten im Dreieck und starrten sich verlegen an. Karlsson hatte das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein.
»Mir war nicht klar, dass ich jemanden hintergehe, wenn ich ein Gespräch mit meinem Chef führe«, erklärte er, »aber ich habe kein Problem damit, Klartext zu reden.« Mit diesen Worten wandte er sich direkt an Bradshaw. »Ich bin der Meinung, dass Ihre Anwesenheit den Ermittlungen nicht dienlich ist.«
»Und worauf basiert diese Meinung?«
»Auf der Tatsache, dass ich die Ermittlungen leite.«
»Das reicht nicht«, mischte sich der Polizeipräsident ein. »Doktor Bradshaw hat eine hohe Erfolgsbilanz. Er tritt sogar in der Sendung Today auf.«
»Ich halte es trotzdem nicht für ratsam, öffentliche Gelder in ihn zu investieren.«
Bradshaw wandte sich mit einem Seufzer an den Polizeipräsidenten.
»Meiner Meinung nach sollten Sie dieses Problem lieber untereinander klären«, sagte er.
»Nein«, widersprach Crawford, »ich möchte, dass es hier und jetzt geklärt wird.«
»Ich glaube, meine Erfolgsbilanz spricht für sich«, stellte Bradshaw fest. »Das eigentliche Problem scheint mir zu sein, dass Mister Karlsson der Überzeugung ist, eine Psychotherapeutin, der er zufällig über den Weg gelaufen ist, könnte die Arbeit eines Profilers erfolgreich als eine Art Hobby betreiben.«
»Sollen wir mal ein bisschen ausführlicher über Ihre Erfolgsbilanz reden?«, fragte Karlsson.
»Gern«, antwortete Bradshaw. »Ich bin hier, weil Polizeipräsident Crawford meine Arbeit kennt und mich persönlich engagiert hat. Falls Sie irgendwelche Einwände dagegen haben, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sie vorzubringen.«
»Schön«, sagte
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