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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Karlsson. »Ich habe im Fall von Michelle Doyce ja bereits Erfahrung mit Ihren Fähigkeiten als Profiler gemacht. Ihre Analyse des Tatorts war irreführend, und auch mit Ihren Mutmaßungen hinsichtlich des Täters lagen Sie komplett daneben. Sie hätten die Ermittlungen in eine völlig falsche Bahn gelenkt, wäre da nicht Frieda Klein gewesen.«
    »Was ich mache, ist nun mal keine exakte Wissenschaft«, rechtfertigte sich Bradshaw.
    »So wie Sie es handhaben, bestimmt nicht«, gab Karlsson ihm recht. »Frieda Klein war nicht nur auf der richtigen Spur, sondern wäre dabei fast ums Leben gekommen – und das, nachdem man sie eigentlich schon von den Ermittlungen abgezogen hatte.«
    Bradshaw schnaubte verächtlich.
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist Doktor Klein nur deswegen in diese missliche Lage geraten, weil Ihre eigenen Leute versagt haben. Ich mag ja auch meine Fehler haben, aber zumindest habe ich noch nie eine geisteskranke Patientin erstochen.«
    Bradshaw wich rasch ein Stück zurück, als er sah, dass Karlsson die rechte Hand erhoben hatte.
    »Immer mit der Ruhe, Malcolm!«, mahnte der Polizeipräsident.
    »Frieda hat um ihr Leben gekämpft«, erklärte Karlsson. »Und sie hat Sie als den Blödmann entlarvt, der Sie nun mal sind.« Er wandte sich an Crawford. »Er spricht von seiner Erfolgsbilanz. Schauen Sie sich die doch mal genauer an. Wenn ich das richtig sehe, versteht Bradshaw sich großartig darauf, Profile von Tätern zu erstellen, nachdem sie gefasst worden sind. Im Gegensatz dazu hat Frieda Klein sich als wesentlich nützlicher erwiesen, als wir noch auf der Suche nach den Schuldigen waren.«
    Crawford betrachtete die beiden Kontrahenten.
    »Es tut mir leid, Malcolm, aber ich möchte, dass Doktor Bradshaw weiter an dem Fall mitarbeitet. Sie beide müssen einfach einen Weg finden, miteinander auszukommen, mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
    Karlsson und Bradshaw verließen das Büro des Polizeichefs gemeinsam. Wortlos gingen sie zum Aufzug, warteten, bis er kam, und fuhren hinunter ins Erdgeschoss. Als sie ausstiegen, brach Bradshaw das Schweigen.
    »Hat Frieda Sie dazu angestachelt?«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Wenn sie mir schaden will«, sagte Bradshaw, »dann muss sie sich schon etwas Besseres einfallen lassen.«
    Alle merkten sofort, wie schlecht Karlsson gelaunt war. Dass der Hauptarbeitsraum des Polizeireviers gerade frisch gestrichen wurde, trug auch nicht gerade dazu bei, seine Stimmung zu verbessern. Sämtliche Schreibtische waren mit Plastikplanen abgedeckt. Karlsson versuchte es in den verschiedenen Konferenzräumen, aber sie wurden bereits von anderen Beamten genutzt oder waren mit ausgelagerten Möbeln und Computern vollgestopft. Am Ende führte er Yvette, Munster und Riley hinunter in die Kantine. Nachdem Riley einen Stapel Akten auf einem Tisch abgelegt hatte, stellten sie sich alle um Kaffee und Tee an. Munster und Riley nahmen darüber hinaus je ein mit weißem Zuckerguss überzogenes Gebäckstück.
    »Wenn wir schon mal hier sind«, meinte Munster entschuldigend, als er Karlssons missbilligende Miene bemerkte.
    »Ich bin heute noch gar nicht zum Frühstücken gekommen«, fügte Riley hinzu.
    »Schmiert das klebrige Zeug ja nicht auf die Akten«, entgegnete Karlsson in warnendem Ton.
    »Wir gewöhnen uns besser schon mal daran«, bemerkte Yvette, während sie sich an ihrem Fenstertisch in einer Ecke der Kantine niederließen. »Wenn die Kürzungen erst mal so richtig greifen, werden diejenigen von uns, die noch übrig sind, um Platz zum Arbeiten kämpfen.«
    » Hot desking «, bemerkte Riley.
    »Was?« Karlsson runzelte die Stirn.
    »So nennt man das Büro der Zukunft. Niemand hat mehr einen eigenen Schreibtisch. Die Grundidee ist, dass man nur dann Platz beansprucht, wenn man wirklich welchen braucht.«
    »Und wo verstaut man sein Zeug?«, wollte Munster wissen. »Büroklammern, Kaffeetassen und so weiter?«
    »Das bewahrt man alles in einem Schließfach auf. Ein bisschen so wie in der Schule.«
    »Hoffentlich nicht so wie damals in meiner«, entgegnete Munster. »Wenn man da was in seinem Fach ließ, wurde es aufgebrochen und ausgeräumt.«
    »Falls die Herren dann so weit wären …«, mischte Karlsson sich ein.
    »Moment«, sagte Munster. »Kommt Bradshaw auch?«
    »Der ist heute beschäftigt«, gab ihm Karlsson zur Antwort.
    »Wahrscheinlich mit einem Fernsehauftritt«, kommentierte Yvette, was ihr einen strafenden Blick von Karlsson einbrachte.
    »Dann fangen Sie doch

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