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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Brief erzählt.«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Du hattest auch nie den Eindruck, dass dein Vater von dem Brief wusste?«
    »Der wusste überhaupt nichts.« Bens Stimme triefte vor Verachtung. »Er dachte, er käme ungestraft davon, ohne irgendeinen Preis dafür zu bezahlen.«
    »Und deine Mutter?«
    »Die wusste auch nichts. Sie hat ihm vertraut. Ich kenne Mum. Sie findet, wenn man einem Menschen erst einmal vertraut, dann muss man das bedingungslos tun.«
    »Warum habt ihr beide uns diese Information vorenthalten?«
    »Was glauben Sie denn? Wir sind schließlich nicht blöd. Uns ist durchaus klar, dass Sie alle glauben, dieser Mord wäre eine Art Rache.« Vor Aufregung bekam seinen Stimme einen schrillen Unterton.
    »Also gut.« Karlsson versuchte, direkten Augenkontakt mit dem Jungen herzustellen. »Noch einmal ganz langsam, von Anfang an. Du warst hier, bei deinen Eltern, als Josh es dir erzählte.«
    »Ja.«
    »Was hast du getan, nachdem du es erfahren hattest?«
    »Nichts.«
    »Gar nichts?«
    »Wie oft soll ich das noch sagen?«
    »Du hast mit niemandem außer Josh darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    »Aber du warst davon überzeugt, dass es stimmte?«
    »Ich wusste, dass es stimmte!«
    »Woher?«
    »Ich wusste es einfach.«
    »Woher hast du es gewusst, Ben? Was machte dich so sicher?« Er wartete einen Moment, ehe er fortfuhr: »Hast du weitere Beweise gefunden?« Er sah, dass Ben unfreiwillig zusammenzuckte, bevor er den Kopf schüttelte. »Ben, ich frage dich das jetzt noch einmal: Hast du versucht, weitere Beweise zu finden?« Er schwieg, bis sich eine beklemmende Stille im Raum ausbreitete. »Hast du auf der Suche nach einem Beweis die Sachen deines Vaters durchwühlt? Das wäre nur allzu verständlich. Ben?«
    »Nein.«
    »Du warst allein im Haus, mit diesem für dich ganz neuen, schrecklichen Verdacht, und du hast nichts getan?«
    »Hören Sie auf.«
    »Wir finden es ohnehin heraus.«
    »Also gut, vielleicht ein bisschen.«
    »Ein bisschen was?«
    »Ich habe ein bisschen herumgeschnüffelt.«
    »Wo?«
    »Sie wissen schon. In seinen Taschen.«
    »Auch in seinem Computer?«
    »Ja, in dem auch.«
    »Und was hast du gefunden?«
    »Nicht viel.«
    »Dir ist der Ernst der Lage aber schon bewusst, oder, Ben?«
    Der Junge wandte sich, vor Aufregung keuchend, Karlsson zu.
    »Also gut. Ich habe so ziemlich überall gesucht. Das ist doch wohl klar, oder? Was hätten Sie denn getan? Josh und ich einigten uns darauf, dass ich eine Suchaktion starten würde. Ich sah alle seine benutzten Taschentücher durch, seine Quittungen und seine E-Mails. Einmal habe ich ihm sogar das Handy geklaut, um einen Blick auf seine Textnachrichten und Anruflisten zu werfen. Wir – Josh und ich – haben ein paar Nummern angerufen, die wir nicht kannten, aber dabei kam nichts heraus. Trotzdem konnte ich nicht aufhören. Wenn ich nichts gefunden hätte, dann hätte ich wahrscheinlich den Rest meines Lebens weiter nach Beweisen dafür gesucht, dass er meine Mum betrog. Es trifft zu, was sie einem in den Naturwissenschaften beibringen: Man kann nur beweisen, dass etwas stimmt, aber nicht, dass es nicht stimmt.«
    »Am Ende bist du auf etwas gestoßen?«, fragte Karlsson in sanftem Ton.
    »Ich habe mir seinen Verlauf angesehen.«
    »Du meinst, was er alles an seinem Computer gemacht hatte?«
    »Ich weiß eigentlich gar nicht, wonach ich Ausschau hielt. Er hatte per Google nach Bildern von Ruth Lennox gesucht. Da wusste ich es einfach. Auf diese Weise informiert man sich über jemanden, den man kennt – nur um zu sehen, ob es irgendwo ein Bild von der betreffenden Person gibt.«
    »Ab dem Zeitpunkt habt ihr beide also gewusst, dass euer Vater eine Affäre mit einer Frau namens Ruth Lennox hatte.«
    »Ja. Anschließend habe ich seine Dateien natürlich nach ihrem Namen durchsucht. Er hielt sich ja für so schlau. Dabei hat er keine Ahnung von Computern.«
    »Was hast du gefunden?«
    »Eine E-Mail von ihr, versteckt in einem Ordner mit dem langweiligen Namen ›Hausratversicherung‹. Nur eine einzige E-Mail.« Er schnaubte verächtlich.
    »Was stand in dieser Mail?«
    »Nicht so was wie ›Liebster Paul, ich ficke so gerne mit dir‹, falls es das ist, was Sie vermuten«, antwortete Ben in heftigem Ton. »Sie schrieb, ja, sie wolle ihn gern wiedersehen, und er solle sich keine Sorgen machen, es werde schon alles gut gehen.« Er verzog das Gesicht. »Es klang irgendwie zärtlich, aber auch vernünftig. Ich musste an Mum denken,

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