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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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auch am Telefon sagen können?«, fragte Karlsson.
    »Ich dachte, du würdest es lieber mit eigenen Augen sehen. Das hier zum Beispiel. Er zeigte auf den Klingelknopf. »Schöne, deutliche Fingerabdrücke.«
    »Gibt es eine Übereinstimmung mit …«
    »Lass dir doch ein bisschen Zeit.«
    Er öffnete die Tür, die in die kleine Eingangsdiele führte. »Ausstellungsstück Nummer zwei.« Er wies auf die erdigen Fußabdrücke am Boden. »Schuhgröße einundvierzig. Wir haben ein klares Bild. Und Nummer drei: Anzeichen für einen Kampf. Das Bild hier ist verrutscht.«
    Karlsson nickte. Yvette, die den beiden an der chaotischen kleinen Kochnische vorbei ins Schlafzimmer folgte, hatte dabei ein ganz seltsames Gefühl, als müsste sie die Leiche ein zweites Mal entdecken.
    »Nummer vier: Blut. Hier, hier und hier, und natürlich noch wesentlich mehr, wo die Leiche lag. Ausstellungsstück Nummer vier – ach nein, wir sind ja schon bei Nummer fünf: In diesem Mülleimer dort …« Er deutete in die entsprechende Richtung. »Da haben wir ein sehr dreckiges Küchenhandtuch gefunden, an dem sich ebenfalls eine Menge Blut befand. Wir haben es zur DNA -Analyse mitgenommen. Es wurde von jemandem benutzt, der sich damit abgewischt hat.«
    »Und der besagte Jemand war …?«
    »Ausstellungsstück Nummer sechs: Fingerabdrücke mit Spuren vom Blut des Opfers, alle dort an der Wand. Dort drüben. Was hältst du davon?«
    »Was ich davon halte? Die Frage ist doch, was du darüber weißt!«
    »Wir können ein sehr plausibles Szenario konstruieren. Jemand – ein Mann mit Schuhgröße einundvierzig – betrat die Wohnung. Er wurde vermutlich vom Opfer hereingelassen, aber das können wir nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls gibt es keine Anzeichen dafür, dass er sich gewaltsam Zutritt verschafft hat. In der Diele kam es zu irgendeiner Art von Kampf, der sich dann ins Schlafzimmer verlagerte, wo das Opfer mit einer bisher unauffindbaren Waffe erschlagen wurde. Der Täter bekam Blut vom Opfer ab, benutzte das Tuch, um sich abzuwischen, und warf es anschließend in den Mülleimer. Ich nehme an, dass er zu diesem Zeitpunkt gerade ziemlich wacklige Knie hatte. Deswegen stützte er sich an der Wand ab und hinterließ uns dabei etliche sehr zweckdienliche Fingerabdrücke. Dann verließ er die Wohnung.« Tate strahlte sie an. »Voilà!«
    »Und die Fingerabdrücke stammen von …?
    »Russell Lennox.« Tates triumphierendes Lächeln erstarb. »Bist du denn gar nicht beeindruckt?«
    »Doch, entschuldige. Ich bin sogar sehr beeindruckt. Mich wundert nur, wie nachlässig man als Täter sein kann.«
    »Das weißt du doch, Mal. Mörder befinden sich in einem fast psychotischen Zustand, allein schon aufgrund der Stresssituation. Teilweise leiden sie unter einer Art Gedächtnisverlust. An manchen Tatorten habe ich sogar Brieftaschen und Jacken gefunden.«
    »Du hast recht«, meinte Karlsson. »Ich werde mich gegen ein klares Ergebnis bestimmt nicht sträuben.«
    »Gern geschehen«, meinte Tate.

47
    A ls Frieda mit den Lennox-Kindern in ihrer Wohnung eintraf, fanden sie dort alles andere als den ruhigen Zufluchtsort vor, den Frieda sich für die drei gewünscht hatte. Stattdessen sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. In der Diele lagen Schuhe in allen Formen und Größen herum, neben dem Treppengeländer türmte sich ein Berg aus Jacken, und eine Spur aus Taschen und Ranzen, deren Inhalt halb über den Boden verstreut war, führte ins Wohnzimmer. In der Küche lief laute Musik, und die Luft roch intensiv nach Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen. Frieda musste einen Moment stehen bleiben und ein paarmal tief durchatmen. Es kam ihr vor, als hätte sie die drei auf eine Art Bühne geführt. Sie hörte laute Stimmen und das Klirren von Gläsern, wie auf einer Party. Als sie ins Wohnzimmer trat, blickten Josef und Chloë hoch. Frieda registrierte die Weinflasche auf dem Tisch, die Gläser, die Schale mit den Nüssen.
    »Entspann dich«, sagte Chloë. »Reuben kocht für uns. Ich dachte, es wäre schön für dich, wenn du dich mal um gar nichts kümmern musst. Angeblich gibt es seine Spezialität. Oh, hallo, Ted!« Sie wurde rot und lächelte.
    Dann ging die Tür auf, und Reuben streckte den Kopf heraus. Sein Gesicht war gerötet. Er strahlte Frieda an. Betrunken, dachte sie. Sturzbetrunken.
    »Hallo, Frieda, ich habe mir gedacht, wir sollten uns mal wieder ein gemeinsames Essen mit allem Drum und Dran gönnen, aber da du dich bei mir ja nicht mehr

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