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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Dora gegen zehn nach vier heimkam.«
    »Was haben Sie den ganzen Tag zu Hause gemacht?«
    Lennox wirkte schrecklich müde, als fiele ihm sogar das Sprechen schwer.
    »Warum fragen Sie mich nicht einfach, ob ich den Mann getötet habe? Deswegen bin ich doch hier, oder nicht?«
    »Haben Sie ihn getötet?«
    »Nein.
    »Dann erzählen Sie mir jetzt doch bitte, was Sie zu Hause gemacht haben.«
    »Ich habe ein bisschen herumgewerkelt, ein paar Sachen sortiert.«
    Karlsson überlegte einen Moment.
    »Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie uns etwas nennen könnten, das sich überprüfen lässt. Hat jemand bei Ihnen vorbeigeschaut? Haben Sie Telefonate geführt? Waren Sie online?«
    »Niemand hat vorbeigeschaut. Vermutlich habe ich ein paarmal telefoniert und war auch online.«
    »Wir können das überprüfen.«
    »Außerdem habe ich eine Weile ferngesehen.«
    »Was haben Sie sich angesehen?«
    »Den üblichen Mist. Wahrscheinlich irgendetwas mit Antiquitäten.«
    »Wahrscheinlich irgendetwas mit Antiquitäten«, wiederholte Karlsson langsam, als müsste er darüber erst einmal nachdenken. »So, jetzt ist aber Schluss!« Mit diesen Worten beugte er sich vor und drückte auf einen Knopf des Aufnahmegeräts. »Sie gehen jetzt und überlegen in Ruhe, und vielleicht sprechen Sie auch mit einem Anwalt. Lassen Sie sich etwas Besseres einfallen als das, was Sie gerade von sich gegeben haben. Währenddessen werden wir unsererseits überprüfen, mit wem Sie telefoniert haben und wo Sie waren.« Er stand auf. »Sie müssen an Ihre Kinder denken, Ihre Familie. Was sollen die Ärmsten denn noch alles ertragen?«
    Lennox rieb sich mit einer Hand übers Gesicht, wie Männer es manchmal tun, wenn sie nicht sicher sind, ob sie sich rasiert haben.
    »Ich denke ununterbrochen an sie«, antwortete er.
    Chris Munster erwartete Karlsson in seinem Büro. Er war gerade erst aus Cardiff zurückgekehrt, wo er Josh Kerrigans Freundin Shari Hollander befragt hatte.
    »Und?«
    »Sie hat nur wiederholt, was Josh Kerrigan gesagt hat: dass er wahrscheinlich mit ihr zusammen war, weil sie beide, seit sie ein Paar sind, quasi jede Minute miteinander verbracht haben. Sie kann sich zwar nicht ganz genau erinnern, ist sich aber ziemlich sicher, dass er weder tagsüber noch nachts jemals längere Zeit weg war.«
    »Das klingt ein bisschen vage.«
    »Zumindest hat er an dem betreffenden Tag nicht seine Kreditkarte benutzt, um irgendeine Art von Fahrkarte nach London zu lösen. Ein paar Tage zuvor hat er allerdings hundert Pfund abgehoben, könnte also bar bezahlt haben.«
    »Trotzdem sieht es nicht danach aus, als wäre er unser Täter, oder? Wir haben nach wie vor keinerlei Grund, ihn zu verdächtigen.«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    Karlsson musterte Munster überrascht. »Wie meinen Sie das?«
    »Seine Freundin hat da etwas erwähnt. Ich dachte mir, das könnte Sie interessieren.«
    »Lassen Sie hören.«
    »Demnach war Josh sehr wütend auf seinen Vater. Fuchsteufelswild, hat sie gesagt. Ihr zufolge hatte er einen Brief bekommen, in dem stand, sein Dad sei nicht der glückliche Familienvater, den er immer mime.«
    »Er wusste also Bescheid.«
    »Seiner Freundin zufolge schon.«
    »Gute Arbeit, Chris. Wir müssen noch einmal mit ihm reden. Umgehend. Und wenn wir schon dabei sind, unterhalten wir uns auch gleich mit seinem kleinen Bruder.«
    Josh Kerrigan hatte sich einen neuen Haarschnitt verpassen lassen – oder ihn sich mit der Nagelschere selbst verpasst, dachte Karlsson, während er die ungleichmäßigen Strähnen betrachtete. Sein Gesicht wirkte dadurch runder und jünger. Während er im Vernehmungsraum saß, konnte er nicht stillhalten, sondern trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum, ließ seinen Stuhl kreisen oder rieb sich das Gesicht.
    »Was soll das werden?«, erkundigte er sich. »Noch mehr Fragen nach meinem Alibi?«
    »Wir haben mit Shari Hollander gesprochen.«
    »Hat sie bestätigt, dass ich mit ihr zusammen war, wie ich gesagt habe?«
    »Sie hat ausgesagt, dass dem mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit so war.«
    »Na bitte, da haben Sie es.«
    »Sie hat außerdem gesagt, dass Sie über die Affäre Ihres Vaters Bescheid wussten.«
    »Was?«
    Sein Blick wurde plötzlich argwöhnisch.
    »Stimmt das? Haben Sie tatsächlich einen Brief erhalten, in dem Sie über die Affäre informiert wurden?«
    Josh starrte Karlsson einen Moment an, dann wandte er den Blick ab. Sein junges Gesicht bekam etwas Schweres, das ihn aussehen ließ wie seinen

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