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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Vater.
    »Ja. Ich habe einen solchen Brief erhalten. Er wurde mir ins Institut geschickt, ins Institut für Physik.«
    »Anonym.«
    »Genau. Wer auch immer ihn geschickt hat, besaß nicht den Mumm, seinen Namen zu nennen.«
    »Was glauben Sie, wer es war?«
    Josh bedachte Karlsson mit einem finsteren Blick
    »Na, sie natürlich. Wer sonst?«
    »Sie meinen, Ruth Lennox.«
    »Genau. Auch wenn ich ihren Namen zu dem Zeitpunkt noch nicht kannte.«
    »Haben Sie den Brief noch?«
    »Ich habe ihn in kleine Fetzen gerissen und in die Tonne geworfen.«
    »Was haben Sie sonst noch gemacht?«
    »Versucht, es möglichst schnell zu verdrängen.«
    »Sie haben nichts unternommen?«
    »Ich bin nicht in einen Zug nach London gesprungen, falls Sie das meinen.«
    »Haben Sie mit Ihrem Vater darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    »Oder mit Ihrer Mutter?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ein enges Verhältnis zu Ihrer Mutter?«
    »Ich bin ihr Sohn.« Er senkte den Kopf, als wäre es ihm peinlich, Karlssons Blick zu begegnen. »Ich und Ben kamen bei ihr immer an erster Stelle. Sogar als sie Krebs hatte, dachte sie nur an uns. Und an Dad«, fügte er grimmig hinzu, »er kam bei ihr auch an erster Stelle.«
    »Aber von diesem Brief haben Sie ihr nichts erzählt?«
    »Nein.«
    »Haben Sie mit Ihrem Bruder darüber gesprochen?«
    »Ben schreibt in ein paar Wochen Abitur. Warum sollte ich ihn damit belasten?«
    »Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?«
    Josh zupfte an einer seiner frisch gestutzten Haarsträhnen herum. »Nein«, antwortete er, klang dabei aber, als fühlte er sich sehr unbehaglich.
    »Hören Sie, Josh, wir werden mit Ihrem Bruder reden, und wenn seine Version nicht mit der Ihren übereinstimmt, stecken Sie in noch größeren Schwierigkeiten als ohnehin schon. Es ist besser, Sie sagen uns gleich die Wahrheit – besser für Sie und auch für Ben.«
    »Also gut, ich habe es ihm gesagt. Ich musste mit jemandem darüber sprechen.«
    »Haben Sie es ihm am Telefon gesagt?«
    »Ja.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Genau wie ich. So, wie jeder reagieren würde. Er war schockiert und wütend.«
    »Aber ansonsten hat er es einfach so hingenommen?«
    »Er fand, wir sollten es Mum sagen. Ich war dagegen.«
    »Wie ist es ausgegangen?«
    »Wir haben uns darauf geeinigt zu warten, bis ich Ostern nach Hause kommen würde, und dann noch einmal darüber zu reden.«
    »Und? Haben Sie gewartet?«
    Er grinste breit und spöttisch.
    »Wir wurden sozusagen von den Ereignissen überrollt.«
    »Und Sie haben Ihre Mutter wirklich nicht informiert?«
    »Das habe ich doch vorhin schon gesagt.«
    »Und Ben auch nicht?«
    »Er würde nichts im Alleingang machen, ohne vorher mit mir darüber zu sprechen.«
    »Sie behaupten also, ungeachtet Ihrer Wut auf Ihren Vater haben weder Sie noch Ihr Bruder ihn zur Rede gestellt?«
    »Das hatten wir doch alles schon.«
    »Warum haben Sie beide eigentlich so bereitwillig geglaubt, was in dem Brief stand?«
    Josh starrte ihn verblüfft an.
    »Keine Ahnung«, sagte er dann, »wir haben es einfach geglaubt. Warum sollte jemand so etwas erfinden?«
    »Und sonst gibt es nichts, das Sie mir sagen wollen?«
    »Nein.«
    »Sie bleiben dabei, dass Sie nicht gewusst haben, wer der geheimnisvolle Briefschreiber war.«
    »Ja.«
    Karlsson wartete. Josh Kerrigan sah ihn kurz an, wandte den Blick aber gleich wieder ab. In dem Moment klopfte es an der Tür, und Yvette streckte den Kopf herein.
    »Ich müsste Sie kurz sprechen«, erklärte sie.
    »Wir sind hier sowieso fertig. Vorerst.« Karlsson erhob sich. »Wir werden mit Ihrem Bruder reden.«
    Josh zuckte mit den Achseln, doch in seinen Augen lag ein ängstlicher Ausdruck.
    »Nein«, antwortete Ben Kerrigan. »Nein, ich habe meiner Mutter nichts gesagt. Ich wünschte, ich hätte es getan. Aber Josh und ich beschlossen zu warten, bis wir zusammen waren. Ich musste Mum über den Frühstückstisch hinweg ansehen und durfte nichts sagen. Und zu ihm …« Angewidert verzog er das Gesicht.
    »Ja?«
    »Zu ihm habe ich auch nichts gesagt. Obwohl ich es so gern getan hätte. Am liebsten hätte ich ihm in seine blöde, fette Fresse geschlagen. Es freut mich, dass ihn jemand verdroschen hat. Er ist bloß ein erbärmlicher kleiner Wichser. Was für ein gottverdammtes Klischee, stimmt’s? Nur dass die andere Frau nicht irgendeine junge Tussi war. Was hat er sich dabei gedacht? Zehn Jahre! Er hat Mum zehn Jahre lang betrogen.«
    »Aber du hast ihn nie zur Rede gestellt und auch deiner Mutter nichts von dem

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