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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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trotzdem.«
    »Eigentlich bin ich auf der Suche nach einem Mädchen«, erklärte Frieda, »und ich dachte, dieser Shane könnte mir vielleicht helfen, sie zu finden. Angeblich soll er hier arbeiten, aber die Leute auf dem Hof haben noch nie etwas von ihm gehört.«
    »Shane«, wiederholte der Mann nachdenklich. »Nein, der Name sagt mir nichts. Aber vielleicht kommen Sie trotzdem noch einmal mit hinein.«
    Frieda starrte ihn überrascht an.
    »Warum sollte ich?«
    »Ich suche auch nach jemandem.« Er sagte das langsam und in ernstem Ton.
    »Sie müssen entschuldigen, aber ich kenne Sie doch gar nicht. Sie sind für mich ein vollkommen Fremder, und ich habe auch keine Ahnung, wen Sie hier treffen wollen, oder warum. Meine Suche ist beendet, ich fahre nach Hause.«
    »Es dauert doch nur einen Moment.« Er sah sie an. »Ich heiße übrigens Fearby, Jim Fearby, und bin Journalist.«
    Die Sonne verschwand hinter einer Wolke, und die Landschaft vor ihnen verdunkelte sich. Frieda hatte das Gefühl, als befände sie sich in einem Traum, wo alles einen Sinn ergab, aber dennoch sinnlos war.
    »Mein Name ist Frieda Klein.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Keine Ahnung.« Sie hielt einen Moment inne, erstaunt über ihre eigenen Worte. »Ich versuche nur, jemandem zu helfen.«
    »Verstehe. Wie heißt denn das Mädchen, das Sie suchen?«
    »Lila Dawes.«
    »Lila Dawes? Nein, der Name sagt mir nichts. Aber kommen Sie doch mit.«
    Gemeinsam betraten sie den Hof, wo das Mädchen inzwischen den Boden fegte. Sie war sichtlich verblüfft, Frieda wiederzusehen.
    »Ich suche nach einem Mann namens Mick Doherty«, erklärte Fearby.
    »Der ist drüben auf der anderen Seite«, antwortete das Mädchen. »Er repariert den Zaun.«
    »Wo?«
    Seufzend führte das Mädchen sie quer über den Hof zu dem Feld und deutete auf die andere Seite, wo direkt neben der Hauptstraße jemand am Zaun arbeitete.
    »Kann man da rübergehen?«, fragte Fearby.
    »Sie beißen nicht.«
    Durch ein kleines Tor betraten Fearby und Frieda das Feld und marschierten los. Als daraufhin zwei Pferde auf sie zusteuerten, warf Fearby einen fragenden Blick zu Frieda hinüber.
    »Sie glauben, wir bringen ihnen Futter«, erklärte Frieda.
    »Was werden sie tun, wenn sie feststellen, dass wir keines haben?«
    Ein kleines, struppig aussehendes Pferd schmiegte den Kopf an Friedas Schulter. Sie streichelte es zwischen den Augen. Wie lange war es her, dass sie das letzte Mal einem Pferd so nahe gewesen war? Zwanzig Jahre? Länger? Sie genoss einen Moment die tröstliche Wärme seines erdig riechenden Atems, ehe sie weiterging. Je näher sie der anderen Seite kamen, desto deutlicher sahen sie den Mann, der dort mit einer Drahtbiegezange hantierte, um den Zaun an einem neuen Pfosten zu befestigen, und bereits auf sie aufmerksam geworden war. Es handelte sich um einen großen Kerl mit sehr langem, rötlich braunem Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Er trug Jeans und ein schwarzes Shirt. Zuerst dachte Frieda, das Shirt habe lange Ärmel, doch dann begriff sie, dass seine Arme von einem Netzwerk aus Tätowierungen überzogen waren. Er trug an beiden Ohren Stecker, und als er sie anschaute, registrierte sie, dass er schielte. Man merkte deutlich, dass seine Augen in leicht unterschiedliche Richtungen blickten.
    »Sind Sie Mick Doherty?«, fragte Fearby.
    Der Mann runzelte argwöhnisch die Stirn.
    »Und wer sind Sie?«
    »Wir kommen nicht von der Polizei. Ich bin auf der Suche nach einem jungen Mädchen namens Sharon Gibbs. Sie wird vermisst. Im Zusammenhang mit ihr bin ich auf Ihren Namen gestoßen. Sie kennen sie angeblich.«
    »Nie von ihr gehört.«
    »Ich glaube, doch. Sie sind Mick Doherty?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Wir wollen sie nur finden.« Frieda hörte das »wir«, erhob aber keinen Einspruch. Obwohl dieser seltsame Mann sehr müde klang, sprach er mit großer Autorität. »Sollten wir jedoch nicht fündig werden, sehen wir uns gezwungen, alles, was wir wissen, an die Polizei weiterzuleiten. Ich bin mir sicher, das ist für Sie kein Problem, aber …«
    Fearby brach ab und wartete.
    »Ich bin sauber. Sie haben nichts gegen mich in der Hand.«
    Fearby sagte noch immer nichts.
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.« Sein Blick wanderte zu Frieda hinüber. »Sie verschwenden hier nur Ihre Zeit.«
    »Sharon Gibbs.«
    »Also gut. Ja, ich kannte sie ein wenig. Und?«
    »Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
    »Sie sagen, sie wird vermisst.«
    »Ja.«
    »Seit

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