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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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genannt haben, ein Zusammenhang besteht, und vielleicht auch zu Lila Dawes?«
    »Ja.«
    »Inwiefern?«
    Fearby erhob sich abrupt.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich muss es Ihnen zeigen.«
    »Zeigen?«
    »Ja. Ich habe alles schwarz auf weiß. Ich habe Landkarten und Schaubilder und Berge von Akten. Es ist alles da.«
    »Wo?«
    »In meinem Haus. Wollen Sie mitkommen und einen Blick darauf werfen?«
    Frieda zögerte. »Meinetwegen«, antwortete sie schließlich.
    »Gut. Dann lassen Sie uns fahren.«
    »Wo leben Sie? In London?«
    »Nein, in Birmingham.«
    »Birmingham!«
    »Ja. Ist das ein Problem?«
    Frieda dachte an ihr Haus, das auf sie wartete, an ihre Freunde, die nicht wussten, wo sie sich aufhielt, und an ihren Kater, dessen Schüssel inzwischen bestimmt leer war. Sie dachte auch an Ted, Judith und Dora, aber sie konnte der Eigenartigkeit dieser Begegnung einfach nicht widerstehen – der Faszination dieses seltsamen alten Mannes. Sie würde Sasha anrufen und sie bitten, die Stellung zu halten.
    »Nein«, erwiderte sie, »das ist kein Problem.«

49
    I n der Wärme des Wagens wurde Frieda immer schläfriger. Sie hatte ein paar schlimme Nächte hinter sich, noch schlimmer als sonst, und kaum ein Auge zugetan; und wenn doch, war sie von heftigen Albträumen gequält worden. Sie fühlte sich völlig erledigt, und ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Trotzdem kämpfte sie gegen den Schlaf an, weil sie in Gegenwart von Fearby, diesem ramponierten alten Raubvogel, nicht völlig wehrlos sein wollte. Trotzdem half es nichts, sie schaffte es nicht, wach zu bleiben. Selbst noch in dem Moment, als ihr die Augen zufielen und sie ihrem Körper endlich gestattete, sich zu entspannen, ging ihr durch den Kopf, wie seltsam es doch war, dass sie jemandem vertraute, den sie gar nicht kannte.
    Fearby bog von der M25 auf die M1 ab. Er kannte die Strecke gut. Irgendwie erschien es ihm passend, dass sie beide sie nun gemeinsam fuhren. Er schob eine Scheibe mit irischer Folkmusik in den CD -Spieler, drehte die Lautstärke so weit herunter, dass man gerade noch etwas hörte, und warf dann einen Blick zu Frieda hinüber. Er konnte sie nicht so recht einordnen. Er schätzte sie auf Mitte bis Ende dreißig, auch wenn sie wegen ihrer schlanken, aufrechten Gestalt und ihrer geschmeidigen Bewegungen wesentlich jünger wirkte, wenn man sie aus der Ferne sah. Aus nächster Nähe betrachtet aber war ihr Gesicht hager. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, und auf ihrem bleichen Gesicht lag ein fast schon gequälter Ausdruck. Er hatte sie noch gar nicht gefragt, was sie beruflich machte. Frieda Klein – das klang deutsch, jüdisch. Sein Blick glitt zu ihren Händen hinunter, die halb gefaltet auf ihrem Schoß lagen. Er registrierte, dass kein Ring an ihrem Finger steckte und dass ihre kurz geschnittenen Nägel nicht lackiert waren. Sie trug weder Schmuck noch Make-up. Selbst im Schlaf wirkte ihr Gesicht streng und bekümmert.
    Trotzdem empfand er es als sehr wohltuend, eine Reisegefährtin zu haben, zumindest für eine Weile. Er war inzwischen so daran gewöhnt, allein zu arbeiten, dass er kaum noch beurteilen konnte, inwieweit seine persönlichen Obsessionen seine Wahrnehmung der äußeren Welt verzerrten. Diese Frieda Klein konnte ihm das bestimmt sagen. Sie hatte einen scharfen, klaren Blick. Auch wenn ihm die Motive für ihre eigene Suchaktion noch nicht ganz klar waren, hatte er doch gleich gespürt, dass sie eine kühle Intelligenz besaß. Er lächelte in sich hinein: Sie mochte es nicht, wenn man sie herumkommandierte.
    In dem Moment murmelte sie etwas, hob ruckartig eine Hand und riss die Augen auf. Einen Moment später richtete sie sich kerzengerade auf und strich sich die Haare aus dem erhitzten Gesicht.
    »Ich bin eingeschlafen.«
    »Das macht doch nichts.«
    »Normalerweise passiert mir das nie.«
    »Sie werden es schon gebraucht haben.«
    Sie ließ sich wieder ein wenig zurücksinken und betrachtete durchs Beifahrerfenster den Gegenverkehr.
    »Ist das Birmingham?«
    »Ich wohne nicht direkt in der Stadt, sondern ein paar Kilometer außerhalb, in einem Dorf, nein, eigentlich schon eher einer Kleinstadt.«
    »Warum?«
    »Die Frage verstehe ich jetzt nicht.«
    »Warum leben Sie nicht in der Stadt?«
    »In dem Haus habe ich schon mit meiner Frau und den Kindern gewohnt. Nachdem meine Frau weg war, konnte ich mich nie zu einem Umzug aufraffen.«
    »Demnach ist es also nicht der Wohnort Ihrer Wahl?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.

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