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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Trommel.
    »Wir müssen reden«, meinte Fearby, als sie seinen Wagen erreichten. Sie nickte. »Gibt es hier irgendwo ein ruhiges Plätzchen? Leben Sie in der Nähe?«
    »Nein. Sie?«
    »Nein. Wie sind Sie hergekommen?«
    »Ich habe mir am Bahnhof ein Taxi genommen.«
    »Suchen wir uns einfach ein Café.«
    Frieda stieg bei ihm ein. Wie sich herausstellte, war auf der Beifahrerseite der Sicherheitsgurt kaputt. Der Wagen roch nach Zigaretten, und auf dem Rücksitz lagen mehrere Ordner. Beide schwiegen, bis sie schließlich in einem kleinen, schäbigen Café an der Denham High Street an einem Fenstertisch saßen und je eine Tasse Tee mit zu viel Milch vor sich stehen hatten, die sie allerdings erst einmal nicht anrührten.
    »Sie fangen an«, sagte Fearby. Er stellte ein Diktiergerät auf den Tisch, schlug ein spiralgebundenes Notizbuch auf und zog einen Stift aus seiner Jackentasche.
    »Was soll das werden?«
    »Ich mache mir Notizen. Ist das für Sie in Ordnung?«
    »Ich glaube, nicht. Und stellen Sie das ab.«
    Fearby schaute sie an, als nähme er sie zum ersten Mal richtig wahr. Dann huschte der Anflug eines Lächelns über sein wettergegerbtes Gesicht. Er schaltete das Gerät aus und legte den Stift auf den Tisch.
    »Erzählen Sie mir, warum Sie hier sind.«
    Also berichtete Frieda ihre Geschichte. Anfangs war sie ein wenig verlegen, weil es eine so irrationale Geschichte war: Nur ein paranoider Instinkt im Anschluss an ihre eigene traumatische Erfahrung hatte sie dazu bewogen, sich ohne ersichtlichen Grund auf die wenig Erfolg versprechende Suche nach einem Mädchen zu machen, dem sie nie persönlich begegnet war. Sie hörte sich selbst über die kleine, einprägsame Anekdote sprechen, die der zündende Funke für ihre Suchaktion gewesen war. Dann erzählte sie von den Sackgassen, den traurigen Begegnungen mit Lilas Vater und der Frau aus Josefs Heimatland, der sie den Tipp mit Shane zu verdanken hatte. Dabei wurde ihr nach und nach klar, dass Fearby keineswegs ungläubig reagierte und im Gegensatz zu manch anderen auch nicht der Meinung zu sein schien, dass sie einen Sprung in der Schüssel hatte. Stattdessen beugte er sich vor, hörte ihr aufmerksam zu und nickte hin und wieder zustimmend. Seine Augen begannen zu glänzen, und seine harte Miene wurde weicher.
    »So«, sagte Frieda, als sie fertig war. »Was halten Sie davon?«
    »Klingt nach demselben Mann.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Tja. Ich schätze, angefangen hat das alles mit George Conley.«
    »Warum kommt mir der Name so bekannt vor?«
    »Er wurde für schuldig befunden, ein Mädchen namens Hazel Barton ermordet zu haben. Sie haben wahrscheinlich von ihm gehört, weil er vor ein paar Wochen freigelassen wurde, nachdem er jahrelang für ein Verbrechen im Gefängnis saß, das er nicht begangen hatte. Der arme Kerl. Für ihn wäre es fast besser gewesen, wenn er drinnen geblieben wäre. Aber das ist eine völlig andere Geschichte. Hazel war die Erste und außerdem die Einzige, deren Leiche gefunden wurde. Ich glaube, in ihrem Fall hat Conley den Täter gestört, wohingegen all die anderen Mädchen … Aber ich greife voraus. Genau genommen war Hazel gar nicht wirklich die Erste. Vor ihr gab es schon andere, Vanessa Dale zum Beispiel. Das habe ich damals nur noch nicht kapiert, weil Vanessa diejenige war, die mit einem blauen Auge davonkam. Irgendwann bin ich dann doch noch auf sie gestoßen. Ich hätte viel früher mit ihr sprechen sollen, als ihre Erinnerungen noch frischer waren – oder zumindest noch vorhanden. Aber ich wusste zu dem Zeitpunkt gar nichts von ihr. Jahrelang hatte ich überhaupt keine Ahnung, worum es bei der Geschichte eigentlich ging und was für einen langen Schatten sie warf. Damals war ich nur ein kleiner Schreiberling mit Ehefrau und Kindern, zuständig für die Lokalnachrichten. Jedenfalls …«
    »Stopp!«, warf Frieda ein. Fearby blickte blinzelnd hoch. »Es tut mir leid, aber ich verstehe kein einziges Wort von dem, was Sie sagen.«
    »Ich versuche es Ihnen doch gerade zu erklären. Hören Sie einfach zu, es hängt alles zusammen, aber man muss die Verbindungslinien kennen.«
    »Bisher kann ich in dem, was Sie sagen, aber keinerlei Verbindungslinien erkennen.«
    Er ließ sich zurücksinken und fuhrwerkte mit dem Teelöffel in seinem Tee herum, der langsam kalt wurde.
    »Ich glaube, ich lebe schon zu lange mit der ganzen Geschichte.«
    »Wollen Sie behaupten, dass zwischen all den Mädchen, deren Namen Sie Doherty

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