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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ausweichen wollen – zwei Männern und einer Frau –, die gerade aus einem Wagen stiegen, und erkannte die drei genau in dem Moment, als diese auch sie entdeckten.
    »Frieda …« Karlsson verschlug es die Sprache.
    Die Miene des anderen Mannes wirkte eher verächtlich als überrascht.
    »Sie können es einfach nicht lassen, oder?«, meinte Hal Bradshaw. »Ist das bei Ihnen eine Art Syndrom?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, entgegnete Frieda.
    »Eigentlich wollte ich Sie fragen, wie es Ihnen geht«, fuhr Bradshaw fort, »aber ich glaube, ich weiß es schon.«
    »Ja. Ihre Journalistin hat mich angerufen.«
    Bradshaw lächelte. Er hatte sehr weiße Zähne.
    »Vielleicht hätte ich Sie warnen sollen, aber das hätte alles vermasselt.«
    »Worum geht es hier eigentlich?«, erkundigte sich Karlsson, der zugleich verlegen und bekümmert wirkte.
    »Fragen Sie lieber nicht«, antwortete Frieda. Es war ihr nicht recht, dass jemand davon erfuhr, vor allem nicht Karlsson, auch wenn sie befürchtete, dass ohnehin bald alle Bescheid wüssten. Dann ging der ganze Tratsch und das halb schadenfrohe, halb mitleidige Geflüster wieder von vorne los.
    Die Frau war Yvette Long.
    »Frieda. Was machen Sie hier?«
    »Ich habe mit meiner Nichte Chloë heiße Schokolade getrunken. Und das hier ist Ted.«
    »Ja«, sagte Bradshaw, immer noch lächelnd, »wir kennen Ted Lennox. Kommen Sie mit rein? Deswegen sind Sie ja wohl hier.«
    »Nein.« Frieda war fast schon im Begriff, jede Verbindung zu leugnen, als ihr Blick auf die gequält wirkende Gestalt neben Chloë fiel. Für Ted hätte das wie Verrat geklungen. »Ich bin auf dem Weg nach Hause.«
    »Sie kann gehen, wohin sie will, oder etwa nicht?«, wandte Yvette sich in aufgebrachtem Ton an Hal Bradshaw, den das zornige Funkeln ihrer braunen Augen jedoch kalt zu lassen schien.
    Frieda musste sich ein Lächeln verkneifen. Dass Yvette sie verteidigte, war etwas völlig Neues. Vor allem fragte sie sich, wogegen die Polizistin sie zu verteidigen versuchte.
    Yvette und Bradshaw stiegen die Stufen zum Haus hinauf, während Karlsson mit verlegener Miene bei Frieda auf dem Gehsteig zurückblieb.
    »Haben Sie irgendwie mit der Sache zu tun?«, fragte er.
    »Chloë kennt Ted«, erklärte Frieda. »Sie wollte, dass ich mal mit ihm rede. Das ist alles.«
    Karlsson murmelte irgendetwas vor sich hin.
    »Jedenfalls freut es mich, Sie zu sehen«, sagte er dann. »Sie sehen erholt aus.«
    »Gut«, antwortete Frieda.
    »Ich wollte Sie schon längst mal anrufen oder besuchen. Aber jetzt muss ich …« Er wandte sich dem Haus zu.
    »Natürlich.« Frieda blickte sich nach Chloë um, verabschiedete sich mit einem Kopfnicken von ihr und Ted und setzte sich dann in Richtung Primrose Hill in Bewegung.
    Karlsson schaute Frieda einen Moment nach, ehe er den anderen ins Haus folgte. Drinnen warteten bereits Munster und Riley auf sie. Munster führte sie in die Küche, wo Yvette mehrere Akten aus ihrer Tasche zog und auf den Tisch legte. Während alle Platz nahmen, sah Karlsson vor seinem geistigen Auge die Lennox-Familie dort sitzen und sich beim sonntäglichen Mittagessen lebhaft unterhalten, verbannte den Gedanken aber sofort wieder aus seinem Kopf. Er sah zu Bradshaw hinüber.
    »Was hat Frieda da vorhin zu Ihnen gesagt?«
    »Reine Fachsimpelei«, meinte Bradshaw ausweichend.
    »Na gut«, sagte Karlsson, »dann schauen wir doch mal, wo wir stehen.«
    »Erheben wir wirklich keine Anklage gegen Billy Hunt?«, fragte Munster.
    »Ich wünschte, er wäre es gewesen«, erklärte Yvette, »aber laut Videoüberwachung war er um 16.03 Uhr noch in Islington. Die Nachbarin hat um 16.30 bei Ruth Lennox geklopft, aber sie hat nicht aufgemacht.«
    »Vielleicht lag sie in der Wanne«, gab Munster zu bedenken, »Womöglich hatte sie Kopfhörer auf.«
    »Was sagen unsere Forensiker denn über den Todeszeitpunkt?«, wandte Karlsson sich an Riley, der mit einem ratlosen Blick reagierte.
    Yvette griff nach einer Akte und blätterte die Seiten durch.
    »Das bringt uns nicht viel weiter«, erklärte sie. »Der Zeitraum, in dem sie gestorben sein könnte, reicht von einer halben Stunde bis zu drei Stunden bevor ihre Leiche gefunden wurde. Aber hört mal, wir werden uns doch wohl nicht auf das Wort von jemandem wie Billy Hunt verlassen, oder? Ich meine, nichts an seiner Aussage ergibt irgendeinen Sinn. Zum Beispiel behauptet er, die Alarmanlage ausgelöst zu haben. Wenn er Ruth Lennox nicht getötet hat, warum wurde die Alarmanlage

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