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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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so typisch ist für dich. Lass bald was von dir hören, und bis dahin pass auf dich auf, meine Liebe. S xxx

13
    K arlsson saß Billy Hunt gegenüber.
    »Demnach sind Sie der dämlichste Einbrecher der Welt«, stellte er fest.
    »Sie wissen also inzwischen, dass ich die Wahrheit gesagt habe?«
    »Sie sind tatsächlich in einen Kindergarten namens ›Fleißige Bienchen‹ eingebrochen«, fuhr Karlsson fort. »Mal ganz abgesehen davon, dass es sich um eine Institution für kleine Kinder handelt und es mir besonders erbärmlich erscheint, die zu bestehlen. Was, zum Teufel, haben Sie sich davon versprochen? Stofftiere?«
    »Da waren Bauarbeiten im Gange«, erklärte Hunt. »Ich dachte, es könnten ein paar Werkzeuge herumliegen.«
    »Aber da waren keine.«
    »Nein, ich habe nichts gefunden.«
    »Dass es sich um eine Baustelle handelte«, fuhr Karlsson fort, »hatte zumindest den Vorteil, dass es dort eine Menge Überwachungskameras gab und ich die besten Fotos meines Lebens zu sehen bekommen habe. Ein paar davon hätten Sie als Passfoto verwenden können.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich dort war.«
    »Soweit wir wissen, haben Sie sich aber auch am Tatort des Mordes befunden. Darüber müssen Sie uns noch ein bisschen mehr erzählen.«
    Hunt überlegte einen Moment.
    »Am Ende bin ich in der Margaretting Street gelandet. Ich habe an ein paar Türen geläutet, und jedes Mal, wenn jemand aufmachte, fragte ich nach Steve und sagte dann, ich hätte wohl die Adresse verwechselt. Schließlich kam ich zu dem Haus, wo niemand aufmachte. Da bin ich rein.«
    »Wie?«
    »Ich habe mir einen halben Ziegelstein aus einem Müllcontainer geschnappt und damit das Fenster neben der Haustür eingeschlagen. Dann habe ich die Tür von innen geöffnet.«
    »Hat es Sie denn nicht gewundert, dass nicht abgeschlossen und auch keine Kette vorgelegt war?«
    »Dann wäre ich nicht so leicht reingekommen.«
    »Aber wenn eine Haustür nicht abgesperrt ist«, fuhr Karlsson fort, »dann deutet das darauf hin, dass jemand zu Hause ist.«
    »Ich hatte doch vorher geläutet.«
    »Vergessen Sie es. Weiter im Text.«
    »Ich bin rein. Habe mir ein paar Sachen aus der Küche geholt. Dann bin ich rüber in den anderen Raum und … Sie wissen schon.«
    »Was?«
    »Dort lag die Frau am Boden.«
    »Was haben Sie als Nächstes gemacht?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, antwortete Hunt, »ich stand unter Schock.«
    »Warum haben Sie keinen Krankenwagen gerufen?«
    Hunt schüttelte den Kopf.
    »Die Alarmanlage ging los. Ich wollte nur noch raus.«
    »Trotzdem haben Sie sich noch die Zeit genommen, das Zahnrad mitgehen zu lassen.«
    »Das stimmt.«
    »Obwohl es als Mordwaffe benutzt worden war und das Blut der Frau daran klebte.«
    »Ich hatte aus der Küche ein paar Plastiktüten mitgenommen.«
    »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
    »Weil ich gerade als Einbrecher unterwegs war«, entgegnete Hunt. »Ich meine, im Grunde bin ich kein Einbrecher, aber zu dem Zeitpunkt war ich gerade dabei, ein paar Sachen mitgehen zu lassen. Außerdem konnte ich gar nicht mehr klar denken.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich bin raus und davon.«
    »Und dann?«
    »Habe ich das Zeug verkauft. Wie gesagt, ich brauchte Bares.«
    »Sie haben also das ganze Silber verhökert?«
    »Genau.«
    »Aber nicht das Zahnrad?«
    »Bei dem musste ich erst, Sie wissen schon …«
    »Das Blut abwaschen?«
    »Es war kein gutes Gefühl«, räumte Hunt ein, »nachdem ich die Frau da liegen gesehen hatte. Aber was hätte ich denn tun sollen?«
    Karlsson stand auf.
    »Ich weiß nicht, Billy. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll.«

14
    F rieda?«
    »Hallo, Chloë.« Frieda ging ins Wohnzimmer und ließ ihren schmerzenden Körper in den Sessel neben dem Kamin sinken, wo sie im Winter jeden Abend ein Feuer entzündete. Da aber inzwischen Frühling war, mildes Wetter herrschte und der Himmel in einem zarten Blau leuchtete, blieb der Kamin kalt. »Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Ich muss dich sehen.«
    »Vor Freitag?« Am Freitag gab Frieda ihr immer Nachhilfe in Chemie, einem Fach, das Chloë abgrundtief hasste.
    »Jetzt gleich.«
    »Warum?«
    »Wenn es nicht wichtig wäre, würde ich dich nicht darum bitten.«
    Es war fast sechs Uhr. Frieda dachte an ihre Kanne Tee, an das Stück Quiche, das sie sich aus ihrem Lieblingscafé namens Nummer 9 als Abendessen mitgenommen hatte, und an ihren Plan, einen ruhigen Abend im sanft beleuchteten Kokon ihres Hauses zu verbringen. Sie

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