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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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tun. Es gibt da einfach ein paar Dinge, die ich zu Ende bringen muss. Sag mal, wann lerne ich denn deinen Neuen kennen?«
    Frieda, meine Herzallerliebste, das kommt mir alles vor wie ein Traum. Du hier – in dieser Stadt, dieser Wohnung, diesem Bett. Plötzlich fühlt sich alles anders an. Danke, dass du hier warst, und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Wir sind schon zu weit zusammen gegangen, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Wir befinden uns auf einer gemeinsamen Reise. Sandy xxx

23
    U m zwanzig nach acht stand Karlsson am Rand eines riesigen Kraters im Herzen der Stadt und beobachtete das geschäftige Treiben: kleine Bagger rollten über flachgedrückte Erde, Kräne versenkten riesige Rohre in Gräben, Männer mit gelben Jacken und Schutzhelmen standen in Gruppen beisammen oder saßen auf Maschinen, deren metallene Gelenkarme sie steuerten. Rund um die Baustelle waren mehrere Mietcontainer aufgestellt, von denen einige aussahen, als sollten sie dort ebenso lange bleiben wie die Gebäude, neben denen sie standen.
    Yvette steuerte auf Karlsson zu. Mit ihren festen Schuhen und ihrem straff gebundenen Pferdeschwanz wirkte sie auf ihn verlässlich und kompetent. Karlsson fragte sich, wie er wohl auf sie wirkte. Er fühlte sich kraftlos und angeschlagen. Ihm brummte der Schädel von den drei Whiskys, die er am Vorabend getrunken hatte, und er spürte ein flaues Gefühl im Magen.
    »Guten Morgen«, begrüßte sie ihn in munterem Ton.
    »Hallo.«
    »Er hat gesagt, er erwartet uns im Büro.« Yvette machte eine Kopfbewegung zum größten Container hinüber, der sich nur wenige Meter von ihnen entfernt befand und mit einer hölzernen Aufgangstreppe versehen war.
    Sie gingen die paar Meter über den furchigen Boden und stiegen dann die Holzstufen hinauf. Als Yvette schließlich klopfte, wurde die Tür sofort geöffnet. Der Mann, der vor ihnen stand, war kräftig gebaut und trug ebenfalls eine von den gelben Jacken, wenn auch über einer braunen Kordhose und einem grau gestreiften Hemd. Er hatte ein faltiges Gesicht und braune Augen. Obwohl er nicht viel älter als Mitte vierzig sein konnte, schimmerte sein Haar bereits silbergrau.
    »Paul Kerrigan?«
    »Der bin ich.«
    Yvette hielt ihren Ausweis hoch.
    »Ich bin Detective Constable Yvette Long«, stellte sie sich vor, »wir haben telefoniert, und das hier ist Detective Chief Inspector Malcolm Karlsson.«
    Als Karlsson den Mann ansah, registrierte er in dessen sanften braunen Augen ein nervöses Flackern.
    »Sie kommen wohl besser herein.«
    Sie betraten den Container, in dem es nach Holz und Kaffee roch. Die Einrichtung bestand aus einem Schreibtisch, einem zweiten, auf Böcken stehenden Tisch und ein paar Stühlen. Karlsson nahm auf der Seite Platz und überließ es Yvette, die Fragen zu stellen. Ihm war bereits klar, dass sie kurz vor einem Durchbruch standen. Er hatte das Gefühl, als würden sich die Ermittlungen zu diesem Fall plötzlich unter ihren Füßen verschieben und sich in etwas völlig anderes, Unerwartetes verwandeln.
    »Wir haben Ihren Namen von Michael Reader erhalten.«
    »Ja.« Das klang nach einer Bestätigung, nicht nach einer Frage.
    »Ihm zufolge haben Sie die Wohnung in der Shawcross Road Nummer siebenunddreißig a von ihm gemietet, und zwar schon so um die zehn Jahre.«
    Kerrigans Blick flackerte wieder leicht. Karlsson musterte ihn eindringlich.
    »Das stimmt. Seit Juni 2001.« Er ließ den Kopf sinken und starrte auf seine großen, schwieligen Hände hinunter.
    »Wir fragen Sie nach dieser Wohnung, weil wir gerade versuchen, die letzten Stunden im Leben von Ruth Lennox zu rekonstruieren, die vor elf Tagen ermordet wurde. Ein Taxifahrer hat sie am Tag ihres Todes zu der genannten Adresse gefahren.«
    »Ja«, sagte er erneut. Er machte einen passiven, wehrlosen Eindruck. Allem Anschein nach wartete er nur darauf, dass die Wahrheit endlich ans Licht kam.
    »Waren Sie dort?«
    »Ja.«
    »Sie kannten Ruth Lennox?«
    Im Raum herrschte einen Moment Schweigen. Karlsson lauschte den Geräuschen der Baustelle, dem Röhren der Maschinen und den Rufen der Männer.
    »Ja«, antwortete Paul Kerrigan ganz leise. Sie hörten ihn schlucken. »Es tut mir leid. Ich hätte mich bei Ihnen melden sollen, aber irgendwie sah ich keinen Sinn darin. Sie war tot. Es war vorbei. Ich dachte, ich könnte verhindern, dass auch noch andere darunter leiden müssen.«
    »Hatten Sie und Misses Lennox ein Verhältnis?«
    Sein Blick wanderte von Yvette zu Karlsson.

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