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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Dann legte er beide Hände vor sich auf den Tisch.
    »Ich habe eine Frau«, erklärte er, »und zwei Söhne, die stolz auf mich sind.«
    »Ihnen ist aber schon klar, dass wir in einem Mordfall ermitteln!« Yvette funkelte ihn vorwurfsvoll an.
    »Ja. Ja, wir hatten ein Verhältnis.« Blinzelnd verschränkte er die Hände. »Es fällt mir schwer, das laut auszusprechen.«
    »Und Sie haben sich am Tag ihres Todes mit ihr getroffen?«
    »Ja.«
    »Ich denke, Sie sollten uns besser die ganze Geschichte erzählen«, meldete Karlsson sich zu Wort.
    Paul Kerrigan nickte langsam.
    »Ja«, sagte er, »aber ich …« Er brach ab.
    »Was?«
    »Ich möchte nicht, dass jemand davon erfährt.« Erneut hielt er inne. »Außerdem weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Vielleicht erzählen Sie uns einfach in chronologischer Reihenfolge, was passiert ist. Fangen Sie ganz von vorne an.«
    Paul Kerrigan nickte und richtete den Blick dann aus dem Fenster, als könnte er nicht anfangen, solange er ihnen ins Gesicht sah.
    »Ich habe Ruth vor zehn Jahren kennengelernt. Wir leben nicht weit voneinander entfernt. Wir sind uns auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung begegnet, bei der Geld für bedürftige Mütter mit kleinen Kindern gesammelt wurde.« Er lächelte. »Ruth hat Falafel verkauft, und ich habe am Nachbarstand mit den Lotterielosen geholfen. Wir haben uns auf Anhieb verstanden. Ruth war ein sehr umgänglicher Mensch, jeder mochte sie. Sie war gütig und zupackend und gab einem immer das Gefühl, dass am Ende alles gut werden würde. Zu dem Zeitpunkt wusste ich das natürlich noch nicht. Ich fand sie einfach nur nett. Wahrscheinlich geht Ihnen jetzt durch den Kopf, dass nett kein sehr romantisches Wort ist. Diese Art Affäre war das mit uns beiden nicht.« Es kostete ihn sichtlich Mühe weiterzusprechen. »Bald danach haben wir uns auf einen Kaffee getroffen, und eines kam zum anderen. Es hat sich einfach so ergeben.«
    »Wollen Sie damit sagen«, unterbrach ihn Yvette, »dass Sie und Ruth Lennox zehn Jahre lang ein Liebespaar waren?«
    »Ja. Nach ein paar Monaten haben wir die Wohnung gemietet. Wir haben uns für die Gegend entschieden, weil wir dort nicht damit rechnen mussten, irgendwelchen Bekannten in die Arme zu laufen. Zu ihr oder zu mir nach Hause sind wir nie gegangen. Wir haben uns immer am Mittwochnachmittag getroffen.«
    Yvette lehnte sich vor.
    »Sie wollen behaupten, Sie und Ruth Lennox haben sich zehn Jahre lange jeden Mittwochnachmittag in der Wohnung getroffen?«
    »Außer, wenn wir Urlaub hatten. Dann haben wir es manchmal nicht geschafft.«
    »Und kein Mensch wusste davon?«
    »Nun ja, mein Partner weiß im Grunde Bescheid. Mein Geschäftspartner, meine ich. Zumindest weiß er, dass ich am Mittwoch nicht verfügbar bin. Ansonsten tut er so, als hätte er keine Ahnung. Wahrscheinlich findet er das lustig.« Er brach abrupt ab. »Sonst wusste niemand etwas. Wir waren sehr vorsichtig. Ein-, zweimal sind wir uns in unserer Wohngegend auf der Straße begegnet. Wir haben uns keines Blickes gewürdigt, uns nicht einmal ein Lächeln erlaubt – nichts. Wir haben nie telefoniert und uns auch keine anderen Nachrichten zukommen lassen.«
    Karlsson überlegte einen Moment.
    »Was, wenn einer von Ihnen mal keine Zeit hatte?«
    »Nach Möglichkeit haben wir das schon in der Vorwoche besprochen. Aber wenn einer von uns beiden zur Wohnung kam und der andere nicht spätestens nach einer Viertelstunde auftauchte, wussten wir, dass etwas dazwischengekommen war.«
    »Das klingt alles sehr gut organisiert«, bemerkte Yvette, »wenn auch ein bisschen nüchtern.«
    Er breitete die Hände aus. »Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen, aber ich liebe meine Frau, und Ruth hat ihren Mann auch geliebt. Wir wollten den beiden auf keinen Fall wehtun, ebenso wenig wie unseren Kindern. Unsere Beziehung hatte mit ihnen überhaupt nichts zu tun. Niemand sollte darunter leiden. Wir haben unsere Familien nicht einmal erwähnt, wenn wir zusammen waren.« Er blickte wieder aus dem Fenster. »Ich kann gar nicht glauben, dass ich Ruth nie mehr sehen werde«, sagte er. »Dass ich ihr nie mehr die Tür aufmachen werde und sie nie mehr mit lächelndem Gesicht vor mir stehen wird. Ich träume von ihr, und wenn ich aufwache, fühle ich mich so wunderbar ruhig, aber dann fällt es mir wieder ein.«
    »Wir müssen mit Ihnen über jenen letzten Mittwoch sprechen«, erklärte Yvette.
    »Es war wie immer. Sie kam gegen halb eins. Ich war schon da. Ich

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