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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ihre Erinnerungen blieben auch scharf und detailliert, als Pablo sie zum Sonntag, dem 29. Juli, zurückführte, als sie noch damit beschäftigt gewesen war, ihre neue Wohnung einzurichten. Am 28., 27., 26., 25. und 24. Juli hatte sie ausgepackt und Möbel gekauft ... weiter am 21., 20., 19. Juli ... Am 18. Juli hatte der Möbelwagen ihre Sachen von Palo Alto in Kalifornien gebracht, wo sie in den vorangegangenen zwei Jahren gelebt und ein schwieriges Zusatzstudium in vaskulärer Chirurgie absolviert hatte.
    Und immer weiter zurück ...
    Am 17. Juli war sie mit dem Auto in Boston angekommen und hatte in der Nähe des Beacon Hill im Holiday Inn Government Center übernachtet, weil in ihrer neuen Wohnung noch kein Bett stand.
    »Mit dem Auto? Sind Sie etwa von Stanford quer durch das ganze Land gefahren?«
    »Es war der erste richtige Urlaub meines Lebens. Ich fahre gern Auto, und es war eine gute Gelegenheit, etwas von den Landschaften zu sehen«, erklärte Ginger, aber ihre Stimme klang so ominös, als spräche sie nicht von einer Vergnügungsreise, sondern von einer Fahrt durch die Hölle.
    Pablo führte sie in ihrer Trance noch einmal durch diese Urlaubstage, quer durch den Mittelwesten, um den nördlichsten Vorsprung der Rocky Mountains herum, durch Utah nach Nevada, bis sie zum Dienstagmorgen, dem 10. Juli, kamen. Sie hatte die letzte Nacht in einem Motel verbracht, und als er sie nach dem Namen fragte, überlief sie ein heftiger Schauer.
    »T ... Tranquility.«
    »Tranquility Motel? Wo liegt es? Und wie sieht es aus?«
    Sie ballte ihre Hände auf den Sessellehnen zu Fäusten.
    »Fünfzig Kilometer westlich von Elko, an der Interstate 80.«
    Zögernd, widerwillig beschrieb sie das Tranquility Motel mit seinen zwanzig Zimmern sowie den Tranquility Grille. Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt. Dieser Ort flößte ihr Angst ein.
    »Sie haben also die Nacht vom 9. zum 10. Juli in diesem Motel verbracht. Der 9. war ein Montag. Gut, jetzt ist Montag, der 9. Juli. Sie kommen gerade im Motel an. Sie fahren mit Ihrem Auto vor ... Wieviel Uhr ist es?«
    Sie antwortete nicht und begann zu zittern, und als er seine Frage wiederholte, murmelte sie: »Ich bin nicht am Montag angekommen. F ... Freitag.«
    »Am Freitag?« fragte Pablo bestürzt. »Sind Sie von Freitag, dem 6. Juli, bis Dienstag, dem 10. Juli, im Tranquility Motel gewesen? Vier Nächte in diesem kleinen Motel mitten in der Einöde?« Er beugte sich etwas im Sessel vor, denn er begriff, dass sie den Zeitpunkt entdeckt hatten, an dem ihr Gehirn manipuliert worden war. »Weshalb hätten Sie sich dort so lange aufhalten sollen?«
    »Weil es ein friedlicher Ort war. Schließlich hatte ich ja Urlaub.« Ihre Stimme wurde mit jedem Wort hölzerner und monotoner. »Ich hatte Erholung nötig, müssen Sie wissen, und das war ein idealer Erholungsort.«
    Der alte Hypnotiseur wandte seinen Blick von ihr ab und schaute aus dem Fenster auf den tristen, grauen Winternachmittag und den herabrieselnden Schnee hinaus, während er sich die nächste Frage genau überlegte.
    »Sie sagten doch, dass dieses Motel keinen Swimmingpool besitzt. Und die von Ihnen beschriebenen Zimmer sind nicht komfortabel. Keine gemütlichen Räume, die zu längerem Verweilen einladen. Was in aller Welt haben Sie dort vier Tage lang gemacht, Ginger?«
    »Wie schon gesagt -ich habe mich ausgeruht. Einfach ausgeruht. Viel geschlafen. Einige Bücher gelesen. Ferngesehen.  Sie haben sogar dort draußen auf den Ebenen gute Fernsehprogramme, weil sie ihren eigenen kleinen Satellitenempfänger auf dem Dach haben.«
    Ihre Sprechweise war jetzt völlig verändert - sie hörte sich an, als läse sie von einem Manuskript ab.
    »Nach zwei anstrengenden Jahren in Stanford hatte ich einige Tage Nichtstun dringend nötig.«
    »Welche Bücher haben Sie gelesen, während Sie in diesem Motel waren?«
    »Ich ... ich kann mich nicht daran erinnern.« Ihre Hände waren immer noch zu Fäusten geballt, ihre Muskeln immer noch angespannt. Am Haaransatz traten kleine Schweißperlen hervor.
    »Ginger, Sie sind jetzt in dem Motelzimmer und lesen. Haben Sie mich verstanden? Sie lesen, was Sie damals gelesen haben. Schauen Sie sich den Titel des Buches an und sagen Sie mir, wie er lautet?«
    »Ich ... kein ... kein Titel.«
    »Jedes Buch hat einen Titel.«
    »Kein Titel.«
    »Weil es in Wirklichkeit gar kein Buch gibt - nicht wahr?«
    »Ja. Ich habe mich einfach ausgeruht. Viel geschlafen. Einige Bücher gelesen.

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