Schwarzer Mond: Roman
er nie zuvor empfunden hatte.
Er erzählte ihr fast alles, was er bei der Weihnachtsparty der Hergensheimers von Alexander Christophson erfahren hatte.
Sie verwarf zunächst die Theorie, dass ihre Gedächtnisblockade von unbekannten Personen bewerkstelligt worden war.
»Das ist doch viel zu fantastisch. Ganz durchschnittlichen Menschen wie mir passiert so etwas doch nicht. Ich bin nur eine farmishteh aus Brooklyn, und so jemand wird nicht in internationale Komplotte verwickelt.«
Das einzige, was Pablo ihr von seiner Unterhaltung mit Alex Christophson verschwieg, war die dringende Empfehlung des ehemaligen Geheimdienstchefs, sich nicht weiter mit Ginger zu beschäftigen. Wenn sie erfahren hätte, dass Alex tief beunruhigt gewesen war, hätte sie möglicherweise entschieden, dass es für Pablo zu gefährlich sei, in diese Situation verwickelt zu werden.
Aus dem Wunsch heraus, ihr zu helfen, aber auch aus dem selbstsüchtigen Motiv heraus, an ihrem Leben teilzunehmen, erwähnte er nichts von Alex' Warnungen.
Bei ihrer ersten Zusammenkunft am 27. Dezember tischte Pablo - bevor er Ginger hypnotisierte -eine Quiche mit Salat auf. Während sie aßen, sagte Ginger: »Ich habe mich aber doch nie in der Nähe von irgendwelchen militärischen Einrichtungen aufgehalten, war nie an irgendwelchen brisanten Forschungsprojekten beteiligt, hatte nie Kontakt mit irgendwelchen Leuten, die einem Spionagering angehört haben könnten. Diese Idee ist einfach absurd!«
»Falls Sie zufällig irgendwelche gefährlichen Kenntnisse erworben haben, so nicht in irgendeiner Sicherheitszone. Es muss irgendwo gewesen sein, wo Sie jedes Recht hatten, sich aufzuhalten ... nur waren Sie zufällig im falschen Moment dort.«
»Aber, Pablo, wenn man mich einer Gehirnwäsche unterzogen hätte, so wäre dazu doch viel Zeit erforderlich gewesen. Man hätte mich irgendwo in Gewahrsam halten müssen. Stimmt's?«
»Ich nehme an, dass es einige Tage in Anspruch genommen hätte.«
»Dann können Sie nicht recht haben«, erklärte sie. »Mir ist natürlich klar, dass diese Leute auch den Ort, wo sie mich der Gehirnwäsche unterzogen haben, aus meiner Erinnerung getilgt hätten. Aber dann müsste es doch irgendwo in meiner Vergangenheit einen Zeitpunkt geben, von dem ich nicht sagen könnte, wo ich damals gewesen bin und was ich gemacht habe.«
»Keineswegs. Man würde Ihnen in einem solchen Fall falsche Erinnerungen eingeben, um die Gedächtnislücke zu schließen, und Sie wüssten überhaupt nichts davon.«
»Allmächtiger Himmel! Wäre so etwas tatsächlich machbar?«
»Ich setze meine Hoffnung darauf, diese falschen Erinnerungen aufspüren zu können«, erklärte Pablo. »Es wird lange dauern, denn ich muss während der Hypnose die Zeit langsam rückwärts laufen lassen, Woche für Woche Ihres Lebens, aber wenn ich auf die künstlichen Erinnerungen stoße, werde ich sie sofort identifizieren, weil ihnen die Farbigkeit und die Einzelheiten echter Erinnerungen fehlen werden. Bühnendekorationen ohne Tiefenwirkung, verstehen Sie? Wenn wir zwei oder drei Tage solcher hauchdünner lebloser Erinnerungen finden, werden wir den genauen Zeitpunkt der Ursache Ihrer Probleme kennen - die Daten, an denen Sie sich in der Gewalt dieser Leute befanden, wer immer sie auch sein mögen.«
»Ja, o ja, ich verstehe!« rief sie aufgeregt. »Der erste Tag jener farblosen Erinnerungen wird der Tag sein, an dem ich etwas sah, was ich nicht hätte sehen sollen. Und der letzte Tag wird jener Tag sein, an dem sie mit der Gehirnwäsche fertig waren. Es ist kaum zu glauben ... Aber wenn diese Erinnerungsblockade mir tatsächlich von jemandem eingepflanzt wurde, wenn alle meine Symptome - die Fugues -ihre Ursache darin haben, dass diese gewaltsam unterdrückten Erinnerungen in mein Bewusstsein durchzubrechen versuchen ... dann ist mein Problem nicht psychologischer Art. Dann bestünde ja die Chance, dass ich wieder als Ärztin tätig sein könnte. Ich brauche nichts weiter zu tun, als die Erinnerungen auszugraben, sie zutage zu fördern, und dann wird alles in Ordnung sein.«
Pablo nahm ihre Hand und drückte sie. »Ja, ich glaube, dass diese Hoffnung begründet ist. Aber es wird nicht einfach sein. Jedesmal, wenn ich auf die Blockierung stoße, riskiere ich, dass Sie sich in ein Koma zurückziehen ... oder noch Schlimmeres. Ich werde so behutsam wie nur irgend möglich vorgehen, aber ein Risiko bleibt es dennoch.«
Die ersten beiden Hypnotisierungen wurden am 27.
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