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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sie an den Fenstern vorbeihasten; dann war sie verschwunden. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Sandy jemals einen ihrer Vorzüge erwähnt hätte. Hingegen versäumte sie es nie, auf ihre Fehler und Schwächen hinzuweisen -nicht nur auf tatsächliche, sondern auch auf eingebildete. Sie war ein nettes Geschöpf, aber nicht gerade eine amüsante Gesprächspartnerin. Im Augenblick wäre Ernie allerdings jede Gesellschaft willkommen gewesen.
    Er bedauerte sehr, dass sie weggegangen war.
    Während er im Stehen an der Theke aß, konzentrierte sich Ernie ausschließlich auf seine Mahlzeit, ohne auch nur einmal aufzuschauen; auf diese Weise versuchte er sich von der Angst abzulenken, die seine Kopfhaut prickeln ließ und ihm den kalten Schweiß in die Achselhöhlen trieb.
    Um zehn vor sieben waren acht der zwanzig Zimmer des Motels belegt. Weil dies der zweite Abend eines viertägigen verlängerten Wochenendes war und deshalb mehr Leute unterwegs waren als sonst, würde er mindestens acht weitere Zimmer vermieten können, wenn er das Büro bis neun Uhr offenhielt.
    Doch er war nicht dazu imstande. Er war ein Marine -im Ruhestand zwar, aber immer noch ein Marine -, und die Wörter >Pflicht< und >Mut< waren ihm heilig; er hatte nie versäumt, seine Pflicht zu tun, nicht einmal in Vietnam, wenn Kugeln um ihn herum pfiffen, Bomben explodierten und ringsum Menschen starben - aber der einfachen Aufgabe, bis neun Uhr an seinem Schreibtisch zu sitzen, war er nicht gewachsen. Es gab keine Vorhänge an den großen Fenstern, keine Jalousie an der Glastür, keine Möglichkeit, dem Anblick der Dunkelheit zu entrinnen. Jedesmal, wenn sich die Tür öffnete, stand er wahre Todesängste aus, weil es dann überhaupt keine Barriere mehr zwischen ihm und der Nacht gab.
    Er betrachtete seine großen, kräftigen Hände. Sie zitterten.
    Sein Magen rebellierte. Er war so nervös, dass er nicht stillsitzen konnte. Er lief in dem kleinen Arbeitsbereich auf und ab, versuchte vergeblich, sich irgendwie zu beschäftigen.
    Um Viertel nach sieben hielt er es nicht mehr aus; er ergab sich seinen irrationalen Ängsten, knipste mit Hilfe eines Schalters unter der Theke die Leuchtschrift >BELEGT< am Eingang an und verschloss die Tür. Er löschte die Lampen, eine nach der anderen, wobei er rasch vor den sich plötzlich ausbreitenden Schatten in den hintersten Teil des Büros zurückwich. Eine Treppe führte in seine Wohnung im ersten Stock. Er nahm sich fest vor, sie in normalem Tempo hinaufzusteigen. Er sagte sich selbst immer wieder, dass es dumm und albern sei, sich so zu fürchten; er sagte sich, dass nichts ihn aus den dunklen Ecken des Büros verfolge - was für eine lächerliche Vorstellung! -, nichts, absolut nichts. Aber Beteuerungen dieser Art nutzten ihm überhaupt nichts, denn es war ja nicht etwas in der Dunkelheit, das ihn ängstigte, sondern die Dunkelheit an sich, das Fehlen von Licht. Er packte das Geländer und begann sich schneller zu bewegen. Zu seiner großen Beschämung geriet er schnell in Panik und stürzte völlig kopflos die Treppe hinauf, nahm zwei Stufen auf einmal. Mit rasendem Herzklopfen taumelte er ins Wohnzimmer, tastete nach dem Lichtschalter an der Wand, um unten die letzte Lampe zu löschen, schlug die Tür so heftig zu, dass die ganze Wand erzitterte, schloss sie ab und lehnte sich mit seinem breiten Rücken dagegen.
    Er konnte nicht aufhören, zu zittern und zu keuchen. Er roch seinen eigenen Schweiß.
    Mehrere Lampen hatten den ganzen Tag über in der Wohnung gebrannt, aber nicht alle. Nun hastete er von Zimmer zu Zimmer und schaltete sämtliche Beleuchtungskörper ein. Alle Vorhänge waren noch vom Vorabend zugezogen, deshalb war von der Schwärze hinter den Fenstern nichts zu sehen.
    Sobald er sich etwas beruhigt hatte, rief er im Tranquility Grille an und sagte Sandy, dass er sich nicht gut fühle und deshalb früh geschlossen habe. Er bat sie, die Tageseinnahmen bis zum nächsten Morgen aufzubewahren, anstatt sie ihm wie sonst nach Schließung der Imbissstube vorbeizubringen.
    Da sein beißender Schweißgeruch ihm Übelkeit verursachte besser gesagt, weniger der Geruch als solcher als vielmehr der völlige Verlust der Selbstbeherrschung, von dem der Geruch beredtes Zeugnis ablegte -, duschte er. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog er frische Unterwäsche an, hüllte sich in einen dicken, warmen Morgenrock und schlüpfte in Hausschuhe.
    Bis vor kurzem war er imstande gewesen, in einem dunklen Zimmer zu

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