Schwarzer Mond: Roman
Sessel zurück, der im Schatten stand, außerhalb des Lichtkegels der einzigen brennenden Lampe. Er setzte sich und schlug die Beine übereinander. »Ginger, warum hatten Sie Angst vor den schwarzen Handschuhen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie leise.
»Sie können mich nicht belügen. Verstehen Sie? Sie können mir nichts verheimlichen. Warum hatten Sie Angst vor den schwarzen Handschuhen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Warum hatten Sie Angst vor dem Ophthalmoskop?«
»Ich weiß es nicht.«
»Warum hatten Sie solche Angst vor dem Abfluss im Waschbecken?«
»Ich weiß es nicht.«
»Kannten Sie den Motorradfahrer in der State Street?«
»Nein.«
»Warum hatten Sie dann Angst vor ihm?«
»Ich weiß es nicht.«
Pablo seufzte. »Ausgezeichnet. Nun, Ginger, jetzt werden wir etwas ganz Erstaunliches tun, etwas scheinbar Unmögliches, das aber dennoch möglich ist. Es ist sogar ganz einfach. Wir werden jetzt die Zeit rückwärts ablaufen lassen, Ginger. Wir werden Sie langsam aber sicher durch die Zeit reisen lassen. Sie werden jünger werden. Es beginnt schon. Sie können sich dem nicht widersetzen ... Zeit gleicht einem Strom ... der jetzt rückwärts fließt... immer weiter zurück ... Es ist nicht mehr der 24. Dezember. Es ist Montag, der 23. Dezember, und die Uhr läuft weiter zurück ... etwas schneller ... der 22. ... der 20. ... der 18. ...«
Er fuhr in dieser Art fort, bis er Ginger zum 12. November zurückversetzt hatte. »Sie sind in Bernsteins Delikatessengeschäft und warten darauf, bedient zu werden. Können Sie die heißen Backwaren und die verschiedenen Gewürze riechen?«
Sie nickte, und er forderte sie auf: »Erzählen Sie mir von den verschiedenen Gerüchen!«
Sie holte tief Luft, und auf ihrem Gesicht zeigte sich jetzt ein Ausdruck der Zufriedenheit. Ihre Stimme wurde lebhafter.
»Pastrami, Knoblauch ... Honiggebäck ... Gewürznelken ... Zimt...« Sie blieb mit geschlossenen Augen im Sessel sitzen, aber sie hob den Kopf, drehte ihn nach links und rechts, so als betrachtete sie die ausgestellten Delikatessen. »Schokolade ... Dieser Schokoladenkuchen duftet köstlich.«
»Wundervoll«, bestätigte Pablo. »Sie haben jetzt bezahlt, gehen von der Theke weg ... gehen auf die Tür zu, während Sie mit Ihrer Handtasche beschäftigt sind.«
»Ich bringe meinen Geldbeutel nicht hinein«, sagte sie, und ihr Gesicht verdüsterte sich.
»Sie haben Ihre Einkaufstasche im Arm.«
»Ich muss meine Handtasche dringend einmal ausräumen.«
»Peng! Sie stoßen mit dem Mann zusammen, der eine Pelzmütze trägt.«
Ginger fuhr zusammen und schnappte nach Luft.
»Oh!« rief sie.
»Er entschuldigt sich bei Ihnen.«
»Meine Schuld«, sagte sie. Pablo wusste, dass sie nicht mit ihm redete, sondern mit dem Mann mit der Pelzmütze und dem runden Gesicht, der für sie jetzt so real war wie an jenem Dienstag im Delikatessenladen. Sie fuhr entschuldigend fort: »Ich habe nicht geschaut, wohin ich ging.«
»Er hält Ihnen Ihre Einkaufstüte hin, und Sie nehmen sie ihm ab.« Der alte Bühnenzauberer beobachtete sie scharf. »Und Sie sehen ... seine Handschuhe.«
Schlagartig trat eine Veränderung ein. Sie straffte sich und riss die Augen weit auf. »Die Handschuhe! O Gott, die Handschuhe!«
»Erzählen Sie mir von den Handschuhen, Ginger.«
»Schwarz«, sagte sie mit leiser, zitternder Stimme. »Glänzend.«
»Und was noch?«
»Nein!« schrie sie und begann sich zu erheben.
»Setzen Sie sich bitte hin«, sagte Pablo.
Sie erstarrte mitten in der Bewegung.
»Ginger, ich befehle Ihnen, sich zu setzen und sich zu entspannen.«
Sie setzte sich steif hin, die kleinen Hände zu Fäusten geballt.
Ihre strahlend blauen Augen waren weit geöffnet, aber sie starrte nicht Pablo an, sondern die Handschuhe, die sie wie damals vor sich sah. Pablo hatte den Eindruck, als würde sie jederzeit wieder aufzuspringen versuchen.
»Sie werden sich jetzt entspannen, Ginger. Sie werden ruhig ... ruhig ... ganz ruhig. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja. In Ordnung.« Ihr Atem wurde langsamer und gleichmäßiger, ihre Schultern senkten sich etwas, aber sie war immer noch angespannt.
Wenn Pablo normalerweise jemanden in Trance versetzte, hatte er die betreffende Person sofort unter völliger Kontrolle.
Es überraschte und beunruhigte ihn, dass diese Frau trotz seiner Befehle, sich zu entspannen, wachsam blieb, aber es gelang ihm nicht, sie stärker zu beruhigen. Schließlich sagte er deshalb: »Erzählen Sie mir von den
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