Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
aus ihrem Gesicht, ihre Züge wurden weich, schlaff. Mit dünner, emotionsloser Stimme
    sagte sie: »Tot.«
    »Was meinen Sie damit? Sie sind nicht tot.«
    »Tot«, wiederholte sie.
    »Ginger, Sie müssen mir sagen, wo Sie sind und wie weit Sie zeitlich zurückgegangen sind, und Sie müssen mir von den schwarzen Handschuhen erzählen, von jenem ersten Paar schwarzer Handschuhe, an das Sie erinnert wurden, als Sie die Handschuhe jenes Mannes im Delikatessenladen sahen. Sie müssen es mir sagen.«
    »Tot.«
    Weil er neben ihr kniete und ihr nahe war, bemerkte Pablo plötzlich, dass ihr Atem sehr flach war. Er griff nach ihrer Hand und war bestürzt, wie kalt sie sich anfühlte. Er tastete nach ihrem Puls. Schwach. Sehr schwach. Er legte hastig seine Fingerspitzen auf ihren Hals und stellte einen langsamen, schwachen Herzschlag fest.
    Um seine Fragen nicht beantworten zu müssen, schien sie sich in einen Schlaf zurückzuziehen, der ungleich tiefer war als die hypnotische Trance, vielleicht in ein Koma, jedenfalls in einen Zustand, in welchem sie seine fordernde Stimme nicht hören konnte. Eine solche Reaktion war ihm noch nie begegnet, er hatte über eine derartige Möglichkeit auch noch nie etwas gelesen. War es möglich, dass Ginger - nur um seinen Fragen zu entgehen - sich selbst zu sterben befahl? Dass um traumatische Erlebnisse sogenannte >Gedächtnisbarrieren< errichtet wurden, war nicht ungewöhnlich; Pablo hatte in psychologischen Artikeln häufig von solchen Erinnerungsblockaden gelesen, aber diese Barrieren konnten niedergerissen werden, ohne die betreffende Person zu töten. Es konnte doch gewiss kein derart grauenvolles Erlebnis geben, dass jemand lieber sterben als sich daran erinnern würde. Und doch wurde Gingers Puls unter Pablos Finger immer schwächer und unregelmäßiger.
    »Ginger, hören Sie zu!« sagte er eindringlich. »Sie müssen mir nicht antworten. Keine Fragen mehr. Sie können zurückkehren. Ich werde nicht auf Antworten bestehen.«
    Sie schien schwankend über einem schrecklichen Abgrund zu hängen.
    »Ginger, hören Sie mir zu! Keine weiteren Fragen mehr. Ich bin fertig mit meinen Fragen. Ich schwöre es.«
    Nach erschreckend langem Zögern war eine leichte Besserung ihres Pulsschlages zu erkennen.
    »Ich interessiere mich nicht mehr für die schwarzen Handschuhe oder sonst etwas, Ginger. Ich will Sie nur in die Gegenwart zurückbringen, Sie aus Ihrer Trance holen. Hören Sie mich? Bitte, hören Sie mir gut zu. Bitte. Ich stelle Ihnen keine Fragen mehr.«
    Ihr Puls flackerte besorgniserregend, wurde allmählich aber etwas gleichmäßiger. Auch ihre Atmung besserte sich. Während er weiter beruhigend auf sie einredete, erholte sie sich rasch. Ihr liebliches Gesicht bekam wieder etwas Farbe.
    Innerhalb einer knappen Minute brachte er sie zum 24. Dezember zurück und weckte sie auf.
    Sie blinzelte. »Es hat nicht geklappt, stimmt's? Sie konnten mich nicht in Trance versetzen?«
    »O doch«, erwiderte er mit schwankender Stimme. »Es hat sogar viel zu gut geklappt.«
    »Pablo, Sie zittern ja!« rief sie. »Warum zittern Sie? Was ist los? Was ist passiert?«
    Diesmal ging sie in die Küche und schenkte einen Brandy ein.
    Später, als Ginger sich an der Wohnungstür von Pablo verabschiedete, nachdem er für sie ein Taxi bestellt hatte, sagte sie: »Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, was es sein könnte. Mir ist bestimmt nie etwas so Schlimmes, so Schreckliches zugestoßen, dass ich lieber sterben als mich daran erinnern würde.«
    »Es muss in Ihrer Vergangenheit aber etwas sehr Traumatisches geben«, erwiderte Pablo. »Ein Erlebnis, bei dem ein Mann mit schwarzen Handschuhen eine Rolle spielte, ein Mann mit einem  - wie Sie sagten ->dunklen Glasgesicht<. Vielleicht ein Motorradfahrer wie jener, bei dessen Anblick Sie auf der State Street in Panik gerieten. Sie haben diesen Vorfall sehr tief begraben ... und Sie scheinen fest entschlossen zu sein, ihn um jeden Preis so tief begraben zu lassen. Ich glaube wirklich, dass Sie Dr. Gudhausen erzählen sollten, was heute hier passiert ist, und dass Sie ihn von diesem Ausgangspunkt aus weitermachen lassen sollten.«
    »Gudhausen ist zu traditionell, zu langsam. Ich möchte, dass Sie mir helfen.« »Ich werde nicht noch einmal das Risiko eingehen, Sie in  Trance zu versetzen und zu befragen.«
    »Es sei denn, dass Sie in irgendwelchen Fachbüchern auf einen ähnlichen Fall stoßen.«
    »Diese Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr groß. Ich habe in

Weitere Kostenlose Bücher