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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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am besten ist, aber er hat keine Ahnung, was für mich am besten ist. Ich kann einfach nicht so weiterleben. Wenn Gudhausen sich endlich bereiterklären wird, mich zu hypnotisieren, in einem Jahr oder so, werde ich nicht mehr davon profitieren können, weil ich bis dahin den Verstand verloren haben werde.
    Ich muss dieses Problem irgendwie in den Griff bekommen, ich muss selbst etwas tun.«
    »Aber Sie werden doch bestimmt einsehen, dass ich nicht die Verantwortung übernehmen ...«
    »Warten Sie«, fiel Ginger ihm ins Wort und stellte ihr Glas ab.
    »Ich habe mit Einwänden dieser Art gerechnet.« Sie öffnete ihre Handtasche, holte ein gefaltetes Blatt Papier heraus und reichte es ihm. »Hier. Bitte nehmen Sie das.«
    Obwohl Pablo ein halbes Jahrhundert älter war als sie, waren seine Hände wesentlich ruhiger als die ihrigen. »Was ist das?« fragte er, während er nach dem Blatt griff.
    »Eine von mir unterzeichnete Erklärung, dass ich völlig verzweifelt zu Ihnen kam und Sie von jeder Verantwortung entbinde, falls etwas schiefgehen sollte.«
    Er machte sich nicht die Mühe, den Text durchzulesen. »Sie haben mich falsch verstanden, meine Dame. Ich befürchte nicht, gerichtlich belangt zu werden. In Anbetracht meines Alters und des Schneckentempos, in dem die Gerichte arbeiten, würde ich einen eventuellen Prozess ohnehin nicht mehr erleben. Aber die menschliche Persönlichkeit ist ein komplizierter Mechanismus, und falls etwas schiefgehen würde, falls Sie durch meine Schuld einen Zusammenbruch erlitten, würde ich bestimmt in der Hölle schmoren.«
    »Wenn Sie mir nicht helfen, wenn ich mich monatelang einer Therapie unterziehen muss, ohne zu wissen, wie meine Zukunft aussieht, werde ich sowieso zusammenbrechen.« In ihrer Verzweiflung hob Ginger die Stimme, machte ihrer Frustration und ihrem Zorn endlich Luft. »Wenn Sie mich wegschicken, mich dem Mitleid wohlwollender Freunde und Gudhausens Behandlung überlassen, bin ich völlig am Ende. Ich schwöre Ihnen, dass ich dann für alle Zeiten erledigt bin. Ich kann einfach nicht so weiterleben! Wenn Sie sich weigern, mir zu helfen, werden Sie dennoch für meinen Zusammenbruch verantwortlich sein, weil Sie ihn hätten verhindern können.«
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    »Bitte!«
    »Ich kann nicht.«
    »Sie herzloser schwarzer Bastard!« rief Ginger und war selbst bestürzt, als sie sich diese Worte sagen hörte. Der verletzte Ausdruck auf seinem gütigen Gesicht beschämte sie zutiefst. Jetzt war sie an der Reihe zu murmeln: »Es tut mir leid. Wahnsinnig leid. Bitte verzeihen Sie mir.« Sie schlug ihre Hände vors Gesicht, sank im Sessel zusammen und brach in Tränen aus.
    Er trat zu ihr hin, beugte sich über sie. »Dr. Weiss, bitte weinen Sie nicht. Sie dürfen nicht verzweifeln. Alles wird wieder gut werden.«
    »Nein, niemals«, schluchzte sie. »Es wird nie wieder so werden, wie es war.«
    Er zog sanft ihre Hände vom Gesicht weg, legte seine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an, bis sie ihn ansah. Er lächelte und bewegte eine Hand vor ihren Augen hin und her, um ihr zu zeigen, dass sie wirklich leer war. Gleich darauf holte er zu ihrer großen Überraschung eine Münze aus ihrem rechten Ohr.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte er, während er ihr auf die Schulter klopfte. »Sie haben gewonnen. Ich habe kein Herz aus Stein. Die Tränen einer Frau können die ganze Welt bewegen. Wider meine
    bessere Einsicht werde ich tun, was ich kann.« Sein Angebot, ihr zu helfen, brachte sie noch mehr zum Weinen
    - nur waren es jetzt Tränen der Dankbarkeit.
    »... Sie sind jetzt in tiefem Schlaf, in ganz tiefem Schlaf, völlig entspannt, und Sie werden alle meine Fragen beantworten. Ist das klar?«
    »Ja.«
    »Sie können die Antworten nicht verweigern. Sie können es nicht. Sie können es nicht.«
    Pablo hatte die Vorhänge zugezogen; nur die Lampe neben Gingers Stuhl war eingeschaltet. Die bernsteinfarbenen Lichtstrahlen verliehen ihrem Haar das Aussehen echter Goldfäden und betonten die unnatürliche Blässe ihrer Haut.
    Er stand vor ihr und blickte auf ihr Gesicht hinab. Sie war von zarter Schönheit, wirkte ausgesprochen weiblich, aber gleichzeitig strahlte ihr Gesicht eine fast männliche Stärke aus. Le juste milieu -perfektes Gleichgewicht, die goldene Mitte, völlige Ausgewogenheit von Charakter und Schönheit.
    Ihre Augen waren geschlossen und bewegten sich kaum noch unter den Lidern, ein Beweis dafür, dass sie in tiefer Trance war.
    Pablo ging zu seinem

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