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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einem alten Junggesellen wie Pablo Jackson erwartet hatte. Die Wände waren cremefarben, und die Bezüge der modernen Sofas und Sessel hatten die gleiche Farbe, ebenso auch der weiche Teppich, der allerdings von einem lebhaften Wellenmuster aufgelockert wurde. Gelbe, grüne, blaue und pfirsichfarbene Kissen auf den Sofas sorgten für bunte Farbtupfen; hinzu kamen noch die beiden großen Ölgemälde, eines davon von Picasso. Insgesamt strahlte der modern eingerichtete Raum eine freundliche, helle und warme Atmosphäre aus.
    Ginger nahm in einem der beiden Sessel Platz, die in Fensternähe an einem kleinen Tisch standen. Sie lehnte Kaffee dankend ab und sagte: »Mr. Jackson, ich muss Ihnen leider gestehen, dass ich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier bin.«
    »Was für ein interessanter Auftakt«, erwiderte er lächelnd, während er in dem Sessel ihr gegenüber die Beine übereinander schlug und seine langfingrigen schwarzen Hände auf die Armlehnen legte.
    »Nein, ganz im Ernst, ich bin keine Reporterin.«
    »Sie kommen nicht von >PeoplePablo, dieses hübsche Mädchen ist
    keine Reporterin. Es ist ein richtiger Mensch.<»
    »Ich brauche Hilfe, und nur Sie können mir diese Hilfe geben.«
    »Eine Mademoiselle in Nöten?« sagte er amüsiert. Entgegen ihren Befürchtungen schien er weder ärgerlich zu sein noch sich belästigt zu fühlen.
    »Ich habe befürchtet, dass Sie mich nicht empfangen würden, wenn ich Ihnen den wahren Grund für meinen Wunsch, Sie kennenzulernen, verrate. Wissen Sie, ich bin Ärztin, mache gerade meine Assistenzzeit als Chirurgin, und nachdem ich im >Globe< den Artikel über Sie gelesen hatte, dachte ich, dass Sie mir vielleicht helfen könnten.«
    »Ich wäre entzückt über Ihren Besuch, auch wenn Sie mir Zeitschriften verkaufen wollten. Ein einundachtzigjähriger Mann kann es sich nicht leisten, jemanden abzuweisen ... es sei denn, er zieht es vor, tagelang mit den Wänden zu reden.«
    Ginger wusste seine Bemühungen, ihr über ihre Verlegenheit hinwegzuhelfen, sehr zu schätzen, vermutete allerdings, dass sein gesellschaftliches Leben wesentlich interessanter war als ihr eigenes.
    »Außerdem würde sogar ein ausgebranntes altes Fossil wie ich niemals ein so bezauberndes Mädchen wie Sie abweisen.
    Und jetzt erzählen Sie mir, welche Hilfe das ist, die nur ich Ihnen geben kann.«
    Ginger beugte sich etwas vor. »Zuerst muss ich wissen, ob der Zeitungsartikel den Tatsachen entspricht.«
    Er zuckte die Achseln. »Im großen und ganzen. Zeitungsartikel sind nie völlig wahrheitsgetreu. Aber meine Eltern waren tatsächlich -wie in dem Bericht stand -ausgewanderte Amerikaner, die in Frankreich lebten. Meine Mutter war eine bekannte Sängerin, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg in Pariser Cafes auftrat. Mein Vater war Musiker. Und es stimmt auch, dass meine Eltern Picasso kannten und seine Genialität früh erkannten. Ich wurde nach ihm benannt. Sie kauften etwa vierzig Werke von Picasso, als diese noch billig waren, und er schenkte ihnen auch mehrere Gemälde. Sie hatten bon gout. Sie besaßen zwar nicht, wie der >Globe< schreibt, hundert Picassos, aber immerhin fünfzig. Diese Sammlung war später Gold wert.
    Im Laufe der Jahre verkauften sie einiges davon und konnten vom Erlös im Ruhestand angenehm leben, und auch ich hatte dadurch immer etwas, worauf ich zurückgreifen konnte.«
    »Sie waren doch wirklich ein ausgebildeter Zauberkünstler, der auf Bühnen auftrat?«
    »Über ein halbes Jahrhundert lang«, sagte er und hob beide Hände in einer anmutigen, eleganten Geste des Staunens über seine eigene Langlebigkeit. Es war die rasche, geschmeidige Bewegung eines geübten Taschenspielers, und Ginger erwartete fast, dass er lebende weiße Tauben aus der Luft hervorzaubern würde. »Ich war berühmt. Sans pareil, wenn ich das von mir selbst sagen darf. Hier in den USA weniger, wissen Sie, aber in ganz Europa, auch in England.«
    »Und bei Ihren Auftritten hypnotisierten Sie auch einige Zuschauer?«
    Er nickte. »Das war der Höhepunkt. Es war immer ein Riesenerfolg.«
    »Und jetzt helfen Sie der Polizei, indem Sie Zeugen von Verbrechen hypnotisieren, damit diese sich an Einzelheiten erinnern, die sie vergessen haben?«
    »Nun, es ist keine

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