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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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es ein Verbrechen?«
    »Im Gesetz heißt es zur Definition eines Mordes nur, dass man einen Menschen unter dem Frieden der Königin unrechtmäßigerweise aus niederen Beweggründen getötet haben muss. Wie, davon steht da nichts.« Das hatte ich vor dem Frühstück in
Blackstone’s Enzyklopädie für das Polizeiwesen
nachgeschlagen.
    »Es dürfte interessant werden, mitzuerleben, wie die Staatsanwaltschaft das den Geschworenen unterbreitet«, sagte er. »Zuerst müsste man beweisen, dass er durch Magie getötet wurde, und dann herausfinden, wer in der Lage ist, so etwas zu tun und es aussehen zu lassen wie einen natürlichen Tod.«
    »Könnten Sie’s?«
    Nightingale musste kurz nachdenken. »Ich denke schon«, sagte er dann. »Zuvor müsste ich einige Zeit in der Bibliothek verbringen. Es müsste ein sehr mächtiger Zauber sein. Möglich, dass die Musik, die Sie gehört haben, das
Signare
des Praktizierenden ist   – seine unverwechselbare Handschrift, seine Signatur. So wie früher die Telegrafenbeamten einander an der Art und Weise erkennen konnten, wie sie die Tasten bedienten, so hat auch jeder Praktizierende eine persönliche, einzigartige Weise, einen Zauber zu wirken.«
    »Hab ich auch eine Signatur?«, fragte ich.
    »Oh ja. Wenn Sie zaubern, haben die Dinge in Ihrer Umgebung die verhängnisvolle Tendenz, in Flammen aufzugehen.«
    »Im Ernst, Boss.«
    »Für ein
Signare
sind Sie noch nicht weit genug, aber einanderer Praktizierender würde sicherlich erkennen, dass Sie mein Lehrling sind. Vorausgesetzt natürlich, er wäre mit meiner Arbeit vertraut.«
    »
Gibt
es denn noch andere Praktizierende?«
    Nightingale setzte sich in seinem Rollstuhl zurecht. »Es gibt ein paar Überlebende aus dem Verein vor dem Krieg. Aber abgesehen davon sind Sie und ich die letzten klassisch ausgebildeten Zauberer. Das heißt, Sie werden es sein, sofern Sie je genug Konzentration aufbringen, um sich klassisch ausbilden zu lassen.«
    »Könnte einer von diesen Überlebenden hinter meinem Fall stecken?«
    »Nicht, wenn zu dem
Signare
Jazz gehört.«
    Und folglich wohl auch keiner ihrer Lehrlinge   – falls sie Lehrlinge hatten.
    »Wenn es keiner von Ihrem Verein war   …«
    »
Unserem
Verein«, sagte Nightingale. »Sie haben einen Eid abgelegt. Damit gehören Sie zu uns.«
    »Wenn es keiner von unserem Verein war, wer könnte so was noch zustande bringen?«
    Nightingale lächelte. »Jemand von Ihren Freunden vom Fluss hätte sicherlich genug Macht.«
    Das gab mir zu denken. Es gab zwei Götter der Themse, und beide hatten mehrere eigensinnige Kinder, eines für jeden Zufluss. Sie besaßen unbestreitbar große Macht   – ich hatte persönlich miterlebt, wie Beverley Brook ganz Covent Garden geflutet hatte, womit sie rein zufällig mir und einer Familie deutscher Touristen das Leben rettete.
    »Aber Vater Themse würde nicht unterhalb der Teddington-Schleuse aktiv werden«, fuhr Nightingale fort. »Und Mama Themse würde unsere Abmachung nicht aufsSpiel setzen. Wenn Tyburn jemanden tot sehen wollte, würde sie ihn auf dem Rechtsweg ruinieren. Fleet würde ihn in den Medien auseinandernehmen. Brent ist zu jung. Und abgesehen davon, dass Soho am falschen Ufer liegt   – wenn Effra jemanden mit Musik umbringen wollte, dann sicherlich nicht mit Jazz.«
    Nicht, wo sie praktisch die Schutzheilige des britischen Grime ist, dachte ich. »Gibt es noch andere?«, bohrte ich. »Andere Irgendwas?«
    »Möglich«, sagte Nightingale. »Aber bevor Sie sich zu sehr auf das
Wer
versteifen, würde ich empfehlen, dass Sie sich näher mit dem
Wie
beschäftigen.«
    »Irgendein Tipp?«
    »Fangen Sie doch damit an, sich den Tatort anzusehen.«
     
    Sehr zum Missfallen der herrschenden Klasse, die in ihren Städten gern Sauberkeit, Ordnung und freies Schussfeld hat, zeigte sich London nie sehr gefügig, was großangelegte Planungsprojekte anging, nicht einmal, nachdem es 1666 bis auf die Grundmauern niedergebrannt war. Nichtsdestoweniger gab es immer wieder Unverzagte, die einen solchen Versuch wagten, und in den 1880ern entwarf der Großstädtische Ausschuss für öffentliche Bauten die Charing Cross Road und die Shaftesbury Avenue, um bessere Verbindungen von Nord nach Süd und von Ost nach West zu schaffen. Dass dabei auch gleich die berüchtigten Newport Market Slums beseitigt wurden und sich somit die Anzahl unästhetisch ärmlicher Individuen, denen man beim Flanieren durch die Stadt begegnete, drastisch reduzierte, war sicherlich nur eine

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