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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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nach, sagen wir mal, zwanzig Jahren merken, dass sie keinen Tag älter werden und dafür ihre Lover regelmäßig ins Gras beißen.«
    »Sie werden sich damit herausreden, dass sie sich nicht erinnern konnten.«
    »Und das glaube ich ihnen sogar, Sir. Was bedeutet, sie leiden nach dem Gesetz über Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten von 1983 an einer Geisteskrankheit, und da sie eine offensichtliche Gefahr für ihre Mitbürger sind, können wir sie gemäß Abschnitt eins des erwähnten Gesetzes zur Untersuchung und Behandlung in sichere Verwahrung nehmen.«
    »Und wenn sie Hunger bekommen?«, fragte er. »Finden Sie es menschlicher, sie kläglich verhungern zu lassen?«
    »Wir können nicht wissen, ob sie sterben würden. Vielleicht würde sich ihr Metabolismus wieder umstellen, und wenn nichts anderes wirkt, könnten wir sie füttern. Pro Jahr haben sie sich weniger als ein Opfer geholt   – sehr viel werden sie also nicht brauchen.«
    »Und das würden Sie für den Rest Ihres Lebens machen wollen?«
    »Man kann nicht einfach jemanden töten, nur weil es bequemer ist«, sagte ich. »Wofür sind denn all Ihre Freunde gestorben, all die Namen an der Wand, wofür sind sie gestorben, wenn nicht dafür?«
    Das schien ihn zu treffen. »Ich weiß nicht, wofür sie gestorben sind. Ich wusste es damals nicht und weiß es bis heute nicht.«
    »Ich schon. Auch wenn Sie es vergessen haben. Sie sind gestorben, weil sie daran glaubten, dass es Möglichkeiten gibt, besser zu handeln, selbst wenn sie sich noch nicht einig waren, was für welche.«
    Ich sah es ihm an   – er wollte es so gern glauben.
    »Wie können das hinkriegen«, beschwor ich ihn. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie, Dr.   Walid und ich da nicht gemeinsam eine Lösung finden? Vielleichtfinde ich irgendeine Methode, sie mit Hilfe von Taschenrechnern und Handys zu ernähren. Und wenn wir ihnen helfen können, können wir vielleicht auch allen anderen helfen. Wäre das nicht besser, als sie einfach mit Phosphorgranaten zu beschießen? Außerdem würde sich Molly vielleicht über Gesellschaft freuen.«
    »Sie wollen sie im Folly unterbringen?«
    »Fürs Erste«, sagte ich. »Bis wir herausbekommen haben, wie weit man ihnen trauen kann. Sobald wir sie stabilisiert haben, könnten wir ein Reha-Zentrum einrichten, eine Art offenes Haus. Am besten weit weg von jeder Jazzszene.«
    »Das ist Wahnsinn«, sagte er.
    »Und sie könnten mit Toby spazierengehen«, sagte ich.
    »Ach ja! Warum reißen wir nicht gleich unsere Türen sperrangelweit auf und lassen alles rein, was da kreucht und fleucht?«
    Da wusste ich, dass er angebissen hatte. »Na ja, Sir. Vielleicht fangen wir erst mal mit einem Pilotprojekt an.«
    »Wir wissen noch nicht, wohin sie verschwunden sind.«
    »Doch. Ich weiß es«, sagte ich.
     
    Wir fuhren im Transit in die Grand Windmill Street, parkten neben dem McDonald’s, ließen unsere Privatarmee im Wagen und stiegen aus, um den Personaleingang zum Café de Paris zu überprüfen. »Warum schicken wir Frank nicht heim?«, fragte ich.
    »Falls dieser verfluchte schwarze Magier noch einmal auftaucht, brauchen wir ihn vielleicht.«
    »Soll das heißen, dass Sie allein nicht mit ihm fertig werden?«
    »Das Glück ist mit dem Vorbereiteten.«
    Die Eingangstür stand leicht offen, was nicht nur bedeutete, dass die Schwestern wahrscheinlich drinnen waren, sondern auch, dass wir gemäß Abschnitt 17 des Gesetzes zur Polizeiarbeit und Kriminalitätsbekämpfung von 1984 einen legitimen Grund hatten, ohne Durchsuchungsbefehl in das Gebäude einzudringen. In der Küche lagen Glasscherben   – offensichtlich hatten die drei sich einen Mitternachtsimbiss geholt. Die Tür zum Sektkühlschrank stand noch offen, und das Summen des Kompressors folgte uns in den Personalkorridor.
    »Sie sind bestimmt im Saal«, sagte ich. Nightingale nickte. »Geben Sie mir fünf Minuten, um sie zu beruhigen. Dann können Sie reinkommen.«
    Er nickte noch einmal. »Seien Sie vorsichtig.«
    Der Personalkorridor machte eine Biegung und endete an einer Tür, die auf einen kleinen Absatz hinausführte, von dem aus man den gesamten Saal überblicken konnte. Anders als beim letzten Mal, als ich hier gewesen war, waren die Tische in einem Oval um die Tanzfläche aufgestellt und hatten frisch gebügelte weiße Tischdecken.
    Ich wusste es, sobald ich sie an ihrem alten Tisch sitzen sah   – er war geradezu winzig und stand auf halb zwei, wenn man sich die Band auf sechs

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