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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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lieber als ›andere Mittel‹.«
    »Von mir aus, Boss. Also, es ist möglich, dass dieser Angriff nichts mit ›anderen Mitteln‹ zu tun hatte.«
    »Nicht? Eine Frau mit Zähnen in der Muschi? Für mich klingt das ziemlich ›anders‹, für Sie nicht?«
    Darüber hatten Nightingale und ich schon nach dem ersten Angriff diskutiert. »Möglicherweise trug sie einen Einsatz, verstehen Sie, wie ein Gebiss, nur   … hochkant. Wenn eine Frau so was hätte, glauben Sie nicht, sie könnte   …« Ich bemerkte, dass ich mit der Hand zuschnappende Bewegungen machte, und hörte schnell auf damit.
    »Also, ich könnte es nicht«, sagte Stephanopoulos. »Aber danke für die faszinierende These, Constable. Die wird mir heute Nacht den Schlaf rauben.«
    »Seien Sie froh, dass Sie kein Mann sind, Boss.« Im nächsten Moment wünschte ich inbrünstig, das hätte ich nicht gesagt.
    Sie bedachte mich mit einem seltsamen Blick. »Sie sind ein frecher kleiner Scheißer, hm?«
    »Sorry, Boss.«
    »Wissen Sie, was ich mag, Grant? Eine nette kleine Freitagabend-Messerstecherei, bei der irgendein armer Trottel eine Klinge in die Eingeweide kriegt, weil er einen anderen besoffenen Mistkerl komisch angeschaut hat. Das ist ein Motiv, das ich nachvollziehen kann.« Sie seufzte.
    Einen Moment lang standen wir da und sehnten uns nach den fernen, unschuldigen Zeiten des gestrigen Abends.
    »Sie sind offiziell nicht Teil des Ermittlungsteams«, sagte sie dann. »Betrachten Sie sich lediglich als Berater. Ich bin der diensttuende leitende Ermittler, und wenn ich der Meinung bin, dass ich Sie brauche, lasse ich Sie rufen. Verstanden?«
    »Ja, Boss«, sagte ich. »Es gäbe da ein paar Spuren, denen ich nachgehen könnte, mit ›anderen Mitteln‹.«
    »In Ordnung«, sagte Stephanopoulos. »Aber alle Maßnahmen, die Sie einleiten wollen, klären Sie vorher mit mir ab. Alle normalen Hinweise geben Sie in HOLMES ein, und im Gegenzug stelle ich sicher, dass Sie bei allen gruseligen Sachen mit einbezogen werden. Klar?«
    »Jawohl.«
    »Guter Junge. Jetzt verpissen Sie sich, und hoffen wir, dass Sie mir nicht noch mal unter die Augen kommen müssen.«
    Ich trottete zurück ins Spurensicherungszelt und zog mir den Overall aus, aber vorsichtig, um mir nicht die Klamotten mit Blut zu besudeln.
    Stephanopoulos wollte, dass ich mich bei der Ermittlung bedeckt hielt. Da bei unserem letzten gemeinsamenFall, dem Covent-Garden-Aufruhr, vierzig Personen im Krankenhaus gelandet und zweihundert   – darunter fast die gesamte Besetzung von
Billy Budd
– verhaftet worden waren, ein Deputy Assistant Commissioner vom Dienst suspendiert und Stephanopoulos’ eigener Vorgesetzter aus medizinischen Gründen beurlaubt worden war, nachdem ich ihn mit einer Spritze voller Elefantenbetäubungsmittel außer Gefecht gesetzt hatte (zu meiner Verteidigung möchte ich hinzufügen, dass er da gerade nach Kräften versuchte, mich zu erhängen), und das alles, noch ehe das Opernhaus demoliert wurde und der Markt in Flammen aufging, hatte ich jetzt überhaupt nichts dagegen, mich bedeckt zu halten.
     
    Im Folly fand ich Nightingale im Frühstücksraum vor, wo er sich Kedgeree von einem der silbernen Präsentierteller nahm, die Molly beharrlich Morgen für Morgen auf dem Büffettisch aufstellt. Ich hob den Deckel von einem der anderen und erblickte eine Cumberlandwurst, garniert mit pochierten Eiern. Nach einer durchwachten Nacht kann man den Schlafmangel manchmal ausgleichen, indem man sich ein ordentliches Frühstück zuführt. Bei mir klappte es zumindest so weit, dass ich Nightingale über die Leiche im Groucho Club informieren konnte, obwohl ich mich aus unerfindlichen Gründen nicht dazu durchringen konnte, etwas von der Cumberlandwurst zu essen. Toby saß in Habachtstellung neben dem Tisch und schenkte mir den wachsamen Blick eines Hundes, der nicht zögern wird, jede noch so große fleischliche Herausforderung anzunehmen, die das Leben ihm vor die Pfoten wirft.
    Als der bedauernswert kupierte St. John Giles unsere Aufmerksamkeit erregte, hatten wir einen forensischen Odontologen hinzugezogen, um zu bestätigen, dass die Wunde durch Zähne verursacht worden war und nicht durch ein Messer, ein Miniatur-Fuchseisen oder sonst was. Der Odontologe hatte, so gut er konnte, das verantwortliche Gebiss rekonstruiert. Es sah einem menschlichen Gebiss bemerkenswert ähnlich, nur vertikal orientiert und weniger gebogen. Seiner Meinung nach hatten Eck- und Schneidezähne weitgehend die

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