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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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die Leiche zum Beweisstück einer Straftat erklärt hatte, dauerte es noch zwei weitere Stunden, bisich Namen und Kontaktdaten des Arztes, Kopien der Übernahmepapiere und der Aufzeichnungen von Rettungskräften und Arzt beisammen und die Leiche sicher in den Keller verfrachtet hatte, wo sie der liebevollen Fürsorge des guten Dr.   Walid harrte. Danach blieb nur noch der heitere Schlussakt, die Angehörigen des Opfers zu kontaktieren und ihnen die Nachricht mitzuteilen. Heutzutage geht das am schnellsten, indem man das Handy des Opfers nimmt und sich die Anruflisten anschaut. Wie zu erwarten hatte Mickey ein iPhone in der Jackentasche. Aber der Bildschirm blieb leer, und ich erkannte, auch ohne es aufzuschrauben, dass der Chip pulverisiert war. Ich steckte es in einen zweiten Beweisbeutel, machte mir aber nicht die Mühe, ihn zu beschriften   – der kam sowieso mit mir ins Folly. Als ich mir sicher war, dass niemand mehr an der Leiche herumpfuschen würde, rief ich Dr.   Walid an. Da ich keinen Grund sah, ihn aus dem Schlaf zu klingeln, hinterließ ich ihm auf dem Apparat in seinem Büro eine Nachricht, die er morgen früh hoffentlich abhören würde.
    Falls Mickey wirklich ein zweites Opfer war, bedeutete das, dass der magische Jazzkiller, für den ich definitiv noch einen besseren Namen finden musste, innerhalb von vier Tagen zweimal zugeschlagen hatte.
    Ich fragte mich, ob es in Dr.   Walids Todeslisten eine ähnliche Häufung gab. Das musste ich nachprüfen, wenn ich wieder in die Tech-Gruft im Folly kam. Ich überlegte gerade, ob ich nach Hause gehen oder mich im Personalzimmer der Pathologie aufs Ohr legen sollte, da klingelte mein Telefon. Die Nummer war mir unbekannt.
    »Hallo?«, sagte ich.
    »Hier Stephanopoulos«, sagte Detective Sergeant Stephanopoulos. »Ihre speziellen Dienste werden gewünscht.«
    »Wo?«
    »Dean Street.«
    Schon wieder Soho. Bitte sehr, warum auch nicht?
    »Darf ich fragen, worum’s geht?«
    »Mord auf bestialischste Weise. Bringen Sie ein Paar Ersatzschuhe mit.«
    Ab einem gewissen Punkt hilft einem schwarzer Kaffee nur noch begrenzt, und bloß der widerliche Lufterfrischer, den mein brummiger lettischer Taxifahrer benutzte, hielt mich davon ab, auf dem Rücksitz einzuschlafen.
    Die Dean Street war von Ecke Old Compton bis Ecke Meard abgesperrt. Ich zählte mindestens zwei zivile Mercedes Sprinter und einen Schwarm silberner Vauxhall Astras, ein sicheres Zeichen dafür, dass eine Mordkommission am Tatort war.
    An der Absperrung nahm mich ein Detective Constable in Empfang, den ich aus der Belgravia-Mordkommission kannte. Ein kleines Stück weiter war vor dem Eingang des Groucho Club ein Spurensicherungszelt errichtet worden, das so einladend aussah wie der Aufbau für eine Biowaffen-Militärübung.
    Drinnen wartete Stephanopoulos. Sie war eine kleine, stämmige, furchterregende Frau, deren legendäre Rachsucht ihr den Titel der am seltensten wegen ihrer sexuellen Orientierung geneckten lesbischen Beamtin eingebracht hatte. Ihr kantiges Gesicht wurde auch nicht weicher durch den Sheena-Easton-Bürstenhaarschnitt, den manals ironisch-postmodernen Lesbenschick hätte bezeichnen können, aber nur, falls man richtig große Sehnsucht nach unvorstellbaren Qualen hatte.
    Sie steckte schon in ihrem blauen Spurensicherungs-Wegwerfoverall, um den Hals hatte sie einen Mundschutz hängen. Irgendwer hatte irgendwoher zwei Klappstühle organisiert und mir auch einen Schutzanzug hingelegt. Hurra. Man schwitzt darin wie in der Sauna. Ich bemerkte, dass die plastiktütenähnlichen Schutzdinger, die Stephanopoulos über ihren Schuhen trug, blutbeschmiert waren.
    »Wie geht’s Ihrem Chef?«, fragte sie, als ich mich hingesetzt hatte und anfing, mir den Overall überzustreifen.
    »Gut«, sagte ich. »Und Ihrem?«
    »Gut. Er kommt nächsten Monat zurück in den Dienst.« Stephanopoulos kannte die Wahrheit über das Folly. Das war bei einer erstaunlich großen Anzahl ranghöherer Beamter so; es war nur kein Thema für eine gepflegte Unterhaltung.
    »Leiten Sie die Ermittlungen, Ma’am?«, fragte ich. Der Chefermittler bei einem Schwerverbrechen war normalerweise mindestens ein Detective Inspector, kein Sergeant.
    »Natürlich nicht«, sagte sie. »Wir haben einen Ersatz-DCI aus Havering, aber er hat einen teambetonten, lockeren Führungsstil. Überlässt erfahrenen Mitarbeitern gern eine leitende Rolle auf Gebieten, wo sie sich gut auskennen.«
    Mit anderen Worten, er hockte in seinem Büro und

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