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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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jemanden, der bis vor einem Vierteljahr noch nie in einer größeren Häuseransammlung als Cirencester gewesen war, entpuppte sich Ash als erstaunlich metro.
    »Wohin geht’s eigentlich?«, fragte er beim Einsteigen.
    »Dein Lieblingsstadtteil. Soho.«
    »Gibst du mir ein Frühstück aus?«
    »Mittagessen, meinst du wohl.«
    Es endete damit, dass wir uns in der Berwick Street eine Portion Fish and Chips holten. Die Berwick Street besteht aus Büros von T V-Gesellschaften am einen Ende, einem kleinen Straßenmarkt in der Mitte und einigen halbversteckten Sexshops am anderen Ende. Sie beherbergt auch ein paar weltberühmte Musikläden, ausschließlich Vinyl   – die Art Adressen, wo mein Dad hingehen würde, um seine Sammlung zu verkaufen. Was zu seinen Lebzeiten garantiert niemals passieren wird.
    Ich erklärte Ash, was ich von ihm wollte.
    »Ich soll einfach in Soho abhängen?«
    »Ja.«
    »Mich in Pubs und Clubs rumtreiben und Leute kennenlernen.«
    »Ja. Und die Augen aufsperren, ob dir eine psychopathische, möglicherweise übernatürliche Killerin über den Weg läuft«, erläuterte ich.
    »Also in Clubs nach gefährlichen Frauen Ausschau halten. Wie sieht sie aus?«
    »Ungefähr wie Molly, aber vielleicht mit einer anderen Frisur. Ich hoffe, dass sie dir auf diese gewisse spirituelle Weise auffallen wird, du weißt schon.«
    Ich konnte beobachten, wie er diesen Satz im Kopf übersetzte. »Oh«, sagte er dann. »Kapiert. Und was mach ich, wenn ich sie sehe?«
    »Du rufst mich an und gehst nicht in ihre Nähe. Das ist ein reiner Beobachtungsauftrag, ist das klar?«
    »Klar. Und was ist für mich drin?«
    »Ich hab dir gerade Fish and Chips spendiert, oder?«
    »Geizhals. Ich brauche zumindest Kleingeld für was zu trinken.«
    »Ich ersetze dir die Auslagen.«
    »Komm, rück einen Vorschuss raus.«
    Wir fanden einen Geldautomaten, und ich drückte ihm drei Fünfziger in die Hand. »Ich will die Quittungen. Oder ich erzähle Tyburn, was damals in dieser Nacht in Mayfair wirklich passiert ist.«
    »Das war doch nur eine Katze«, sagte Ash.
    »Es gibt Sachen, die sollte niemand über sich ergehen lassen müssen. Nicht mal eine Katze.«
    »Sah aber gut aus, so glattrasiert.«
    »Ich glaube nicht, dass Tyburn das auch fand.«
    »Also, ich denke, ich fang im Endurance mit meiner Kundschaftermission an«, verkündete er. »Kommst du mit?«
    »Keine Zeit. Manche Leute müssen für ihren Lebensunterhalt arbeiten.«
    »Ich auch«, versetzte er. »Ich mach deinen Job.«
    »Sei ja vorsichtig«, ermahnte ich ihn.
    »Als zög’ ich aus zum Wildern«, sang er. »In herrlich mondheller Nacht.«
    Ich sah noch, wie er im Wegschlendern einen Apfel von einem Marktstand stibitzte.
    Die Sache mit Soho ist die: Hier Auto zu fahren ist verdammt ätzend, und es führt keine einzige U-Bahn - oder Buslinie hindurch, daher geht man unweigerlich zu Fuß. Und weil man zu Fuß geht, begegnet man Leuten, die man sonst vielleicht verpasst hätte. Ich hatte den Ford ander Beak Street abgestellt und wollte über die Broadwick Street dorthin zurück, aber bevor ich die richtige Soho-Entfliehgeschwindigkeit erreicht hatte, wurde ich an der Ecke Lexington abgefangen. Trotz des Verkehrs hörte ich das Geklapper der Absätze, ehe mich die Stimme erreichte.
    »Constable Grant! Sie haben mich angelogen.«
    Ich drehte mich um. Simone Fitzwilliam stöckelte über den Bürgersteig auf mich zu. Eine lange rote Strickjacke hing ihr wie eine Stola über die Schultern, darunter trug sie eine pfirsichfarbene Bluse, deren Knöpfe einiges aushalten mussten, und eine schwarze Leggings, die ihre kräftigen Beine großartig zur Geltung brachte. Als sie näher kam, roch ich Geißblatt, Rosen und Lavendel, die typischen Düfte eines englischen Gartens.
    Ich bemühte mich, formell zu bleiben. »Miss Fitzwilliam.«
    »Sie haben mich angelogen«, wiederholte sie, und ihr breiter roter Mund wurde noch breiter, weil sie lächelte. »Ihr Vater ist Richard ›Lord‹ Grant. Warum habe ich Ihnen das nicht gleich angesehen! Kein Wunder, dass Sie sich so gut auskennen. Spielt er noch?«
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte ich und kam mir vor wie der Moderator einer Nachmittagstalkshow.
    Das Lächeln schwankte ein bisschen. »Mal besser, mal schlechter. Wissen Sie, was mich aufheitern würde? Eine kleine Näscherei.«
    Ich hatte noch nie eine reale Person das Wort
Näscherei
aussprechen hören.
    Ich fragte: »Was schwebt Ihnen vor?«
    Die Engländer haben auf dem Kontinent zu

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