Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Worte im Mund und gaben ihnen Bedeutung, als seien es Brillanten, die sie ausspuckten.
Für Ulrich Renner war Margret Goltz eine junge, nach frischen Rosen duftende Abwechslung. Er hielt sich zurück mit allen kleinen Tricks, die sonst die Mädchen und selbst reifere Frauen auf Couchen und in Betten zwangen; er war geistvoll und charmant und pumpte sich voll mit Erwartungen, deren Erfüllung auf der Hand lag. Ein völlig neues Gefühl, das wie Sekt im Blut pulste.
Sie spielten zusammen Tennis auf dem herrlichen Tennisplatz vor den beiden hohen, roten Schornsteinen auf dem Sonnendeck. Sie saßen an der Lido-Bar und schlürften Eisgetränke oder lagen nebeneinander in Liegestühlen auf der offenen Promenade des Lido-Decks, direkt an der Reling, unter den weißen Rettungsbooten, und blickten verträumt auf das leicht bewegte Meer.
Ulrich Renner musterte immer wieder den zarten Körper Margrets. Seine Vorfreude war grenzenlos. Sie ist noch unberührt, dachte er. Sie ist wie eine Rosenknospe, der der erste warme Sonnenstrahl fehlt, um sie erblühen zu lassen. Sie ist so zauberhaft jung und hübsch, so unbefangen und lebensfroh, so voller Erwartungen und Neugier – es wäre wirklich schade, sie New York betreten zu lassen ohne das große Erlebnis der Frauwerdung.
Ulrich Renner sah in den wolkenlosen, blauen Himmel. Erfahrene Playboys hüten sich vor unberührten Mädchen, das ist eine alte Lebensregel. Der erste Mann im Leben einer Frau ist meistens auch die erste große Liebe. Was aber soll Liebe bei diesem Spiel? Liebe ist wie ein klebriges Bonbon, man bekommt es schlecht los von den Fingern. Liebe führt zu Komplikationen. Ein Erlebnis, ein paar rauschende Nächte und dann ein Händedruck, ein Lächeln. Bye-bye, Baby, mach's gut! … Das ist das normale Leben. Sobald die Seele mitschwingt, wird es ernst. Und junge Mädchen lieben stets mit ihrer Seele …
Er schielte zu Margret hinüber. Sie lag im Liegestuhl, die Hände unter dem Kopf verschränkt. Ihr blondes Haar glänzte golden in der Sonne. Ihr schmales, liebes Gesicht war vom Glück überhaucht.
»Woran denken Sie?« fragte Ulrich Renner.
»Diese Fahrt müßte einen Monat dauern.«
»Solange das Meer so ruhig ist, macht es Spaß. Aber wehe, wenn Sturm kommt. Ich habe in der Biskaya einmal vier Tage und Nächte bei Windstärke 10 zugebracht. Selbst mir wurde es da blümerant.« Er drehte sich zu Margret Goltz um. »Was würden Sie tun, wenn morgen Sturm wäre und das Schiff wie ein Stück Holz von Welle zu Welle geworfen wird?«
»Ich würde Schutz bei Ihnen suchen«, sagt Margret ohne Zögern.
Stumm legte Ulrich Renner seinen Arm um ihren Nacken. Ihr Haar fiel weich wie Seide über seine Finger.
Wie gut, daß eine Ballnacht vor ihnen lag.
Um 20 Uhr eröffnete Kapitän Lars Selbach das Fest.
Er trug, wie alle seine Offiziere, eine weiße Galauniform. Auch die Stewards waren in Weiß, die Stewardessen dagegen trugen rote Kostüme mit Miniröcken.
Das Restaurant Helgoland war in einen Ballsaal verwandelt worden, in dem die Masse der Passagiere rund um eine Tanzfläche saß. Eine Kapelle in roten Fräcken spielte, die getäfelte Decke war geschmückt mit flimmernden Girlanden, Luftballons, großen, sich drehenden Mobiles und wehenden Wimpeln.
Die Passagiere der Ersten und Luxus-Klasse feierten im umgestalteten Hamburg-Salon auf dem Salon-Deck. Hier saß an der kreisrunden Tanzfläche das international bekannte Orchester Juan Fernandez. Amerikas Fernseh-Showmaster Tom Hinley hatte die Leitung und Conférence des Abends übernommen. Man munkelte von Überraschungen. Eine berühmte Kammersängerin sollte auftreten, ein Tanzpaar aus New York, der Jazzmusiker Laurel Dickson und die Volkstanzgruppe aus Jamaika.
»Oben ganz ohne … und nach Mitternacht auch unten ganz ohne«, verbreitete Sam Hopkins, der Hosenträgerfabrikant, am Mittagstisch. Graf Sepkinow zuckte mit den Schultern, der Philosoph Dubois überhörte es schicklich. Nur Sir Surtess fragte, allerdings erst, als seine Frau, Lady Anne, gerade einmal vom Tisch gegangen war: »Das regt Sie auf, Mr. Hopkins?«
»Die Jamaika-Mädchen sollen die schönsten Figuren der Welt haben.«
»Da kann mir jedes Museum dienen.« Sir Surtess trank seinen Moselwein. Hopkins schwieg verbissen. Was sind das doch für Mumien, dachte er bitter. Ich bekomme rote Ohren, wenn so ein schlanker, brauner, glänzender Körper vor mir wackelt … Gott sei gelobt, in mir ist noch altes Kolonialblut!
Um 20 Uhr dröhnten kurz
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