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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein.« Sybilla sah über den Glasrand zu einem Kreis von Liegestühlen. Dort hockten Graf Sepkinow, Jerome Dubois, Sir Surtess und Heinz Niehoff und spielten Karten. Zwei stumme, rot livrierte Lakaien standen hinter Sepkinows Stuhl und beobachteten das Spiel. Ab und zu beugte sich einer vor und wischte dem Grafen mit einem seidenen Tuch den Schweiß von der Stirn.
    »Ein verstaubter Kreis, finden Sie nicht auch, Doktor? Uralter russischer Adel mit Feudalmanieren, ein Philosoph, den keiner kennt, ein Stahlmagnat aus Britannien und als Fremdkörper in dieser Clique ein deutscher Architekt.«
    »Die letzten Gentlemen, Sybilla.«
    »Vielleicht. Alle zeigen ein merkwürdiges Interesse für Sie, Doktor. Der Russe hat mir Blumen in die Kabine geschickt und eine Einladung zum Ball. Ich mußte per Bordtelefon ablehnen, da ich mit Ihnen verabredet bin. So nebenbei erkundigte er sich, ob ich Näheres über Sie wüßte. Dann Jerome Dubois. Er spendierte mir heute früh schon einen Kognak im Wintergarten. Auch seine Frage war: ›Ist dieser Dr. Hergarten nicht ein geheimnisvoller Mensch?‹ Eine Frage, so schön hintenherum. Dann Architekt Niehoff: ›Sagen Sie mal, dieser Dr. Hergarten. Kann es sein, daß ich von ihm in Deutschland gelesen habe? Atomforscher oder so?‹ – das war während des Schwimmens. Nur Sir Surtess fragte nicht.«
    »Mein Gott, Sybilla, Sie wollen doch den Alt-Herren-Club nicht als Agentenring verdächtigen?« Hergarten lachte. »Kommen Sie, trinken wir das Glas aus und promenieren wir übers Schiff.«
    Sie tranken aus und gingen dann langsam, Arm in Arm, an den spielenden Bordgenossen vorbei. Die beiden Lakaien, die im Weg standen, traten auseinander und bildeten eine Gasse. Hergarten grüßte freundlich.
    »Der ist uns verloren«, sagte Graf Sepkinow, als Hergarten außer Reichweite war. »Der hat sich das schönere Spielzeug herangeholt.«
    Dubois lachte leicht. Sir Surtess mischte die Karten und sagte trocken: »Ich nehme die Bank.«
    Nur Heinz Niehoff sah Sybilla und Hergarten länger nach. In seinem Blick lag tiefe Nachdenklichkeit.
    Auf dem offenen Teil des Promenadendecks trafen sie auf den Schiffsarzt. Er war in Begleitung einer auffallend schönen Frau mit wehenden, schwarzen Haaren. Sie drehte sich zum Meer und wandte Hergarten den Rücken zu, als er mit Sybilla an ihr vorbeiging.
    »Das war der Schiffsarzt«, sagte Sybilla nach ein paar Schritten.
    »Ich habe es an seinem goldenen Äskulapstab gesehen.«
    »Man sollte ihn einmal ansprechen.«
    »Warum?« Hergarten legte den Arm um Sybillas Schulter. Ihr roter Bikini leuchtete weithin gegen die weiße Wand der Aufbauten. »Hoffentlich werden wir ihn nie brauchen.«
    Lisa Hergarten sah dem Paar nach. Ihre Lippen waren schmal, nur ein Strich. Dr. Dahl, der hinter ihr stand, hielt ihr Haar fest, damit es nicht über sein Gesicht flatterte.
    »Ein schönes Paar«, sagte er unbefangen.
    »Ja.« Das Herz schlug Lisa bis zum Hals. »Aber verheiratet sehen sie nicht aus.«
    »Muß man das sein, um glücklich zu sein?«
    »Nein.« Lisa warf den Kopf in den Nacken. »Doktor, ich freue mich riesig auf den Jungfernball!«
    Margret Goltz schritt durch das Schiff wie durch ein wahr gewordenes Märchen. Man konnte es ihr nicht verübeln: Mit siebzehn Jahren allein nach Amerika zu fahren, auf einer schwimmenden Luxusstadt wie der ›Ozeanic‹, fern aller mütterlichen Aufsicht und steifer hanseatischer Tradition, das war schon ein nie mehr wiederkehrendes Erlebnis. Und sie hatte Ulrich Renner kennengelernt, den schönsten Mann an Bord, wie sie schnell feststellte, und den klügsten dazu. Bei Tisch wußte er von der Südsee zu plaudern, erzählte Abenteuer aus Afrika und berichtete von den Liebessitten der Xinja-Indianer am Matto Grosso.
    »Dort waren Sie überall?« fragte Sir Surtess einmal trocken.
    »Es ist nur ein kleiner Teil dessen, was ich gesehen habe.«
    »Auch eine dreckige Hochofenhalle?«
    »Nein.«
    »Schade. Da fehlt Ihnen noch vieles.«
    Von da an – das war beim zweiten Mittagessen – bestach Ulrich Renner den Obersteward mit fünfzig Mark. Er bekam einen anderen Tisch für sich und Margret Goltz. Einen Vierertisch, an dem noch zwei Japaner saßen, die nicht störten und nur freundlich grinsten.
    »Jugend zu Jugend!« sagte er, als er Margret zum neuen Tisch führte. »Der alte Sir riecht nach saurem Bier.« Margret fand diesen Vergleich köstlich und lachte schallend. Auch im Hause des Konsuls Goltz gab es solche Typen. Sie rollten die

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