Schwarzer Nerz auf zarter Haut
sein.« Sybilla legte den Kopf an seine Schulter, ihre Lippen waren nahe an seinem Ohr. Das Orchester Juan Fernandez spielte einen zärtlichen Blues. »Mich macht der Trubel verrückt«, flüsterte sie. »Ich habe Sehnsucht nach einer Flasche Champagner in deiner Kabine.«
»Sybilla!« Hergarten atmete tief. Er tanzte noch einmal rund um die Tanzfläche und sah an den Tischen erwartungsvolle Augen. Auch die drei Südländer saßen dort, in supereleganten, farbigen Samtsmokings. Immer kann er ja nicht mit ihr tanzen, sagten ihre Blicke. Und dann sind wir dran. Kennst du den Vulkan von Stromboli? So sind wir.
»Komm«, sagte Hergarten heiser vor Erregung.
Sie unterbrachen den Tanz und drängten sich durch die Menschen zum Ausgang. Nur wenige bemerkten es, aber unter ihnen war Graf Sepkinow.
»Einen doppelten Gin!« befahl er einem seiner Lakaien. Dann stieß er mit Sir Surtess an, der es ebenfalls gesehen hatte, aber vornehm schwieg. »Auf die verlorene Jugend!«
»Auf die Erinnerung«, antwortete Surtess. Er war sicher, daß Lady Anne das nicht verstand.
Auch Lisa bemerkte das Fehlen von Hergarten und Sybilla, aber erst viel später. Als sie vom Tanz zurückkam, sah sie den Tisch auf der anderen Saalseite leer. Ein Steward räumte ab.
Sie wußte sofort, was das bedeutete, und ihr Herz setzte für zwei Sekunden aus. Dr. Dahl bemerkte es an ihren Augen.
»Was haben Sie?« fragte er und beugte sich über Lisa. »Ist Ihnen schlecht?« Er machte einen Scherz. »Soll ich den Arzt rufen?«
»Ja.« Sie lächelte. Das Herz schlug wieder. »Ich brauche wirklich einen Arzt. Vielleicht haben wir zu schnell getanzt.«
»Wir fahren sofort hinunter zum Hospital.« Dr. Dahl legte den Chinchilla um Lisas Schulter. »Ich will den Blutdruck messen. Sie haben sich eben deutlich verfärbt.«
Er half ihr auf, faßte sie unter und führte sie zum Ausgang.
»Noch einen doppelten Gin«, befahl Graf Sepkinow. »Es geht wie am Schnürchen.«
»Prost.« Sir Surtess nickte ihm zu. »Als ich vierundzwanzig war, habe ich einmal mit einem Schuß drei Fasanen erlegt.«
Auch das verstand Lady Anne nicht …
Ulrich Renner hatte sein Ziel erreicht: Margret Goltz war selig betrunken, klagte über Übelkeit, wollte ins Bett und ließ sich immer wieder küssen.
Als guter Kavalier begleitete er sie hinunter zum Oberdeck, führte sie zur Kabine 107, schloß sogar auf und schob Margret hinein. Dann aber legte er seine Kavalierspflicht subjektiv aus, schloß Margrets Kabine von innen und zog seinen Smokingrock aus.
Margret lag auf dem Bett, hatte die Schuhe weggeschleudert und dirigierte mit beiden Armen eine nur ihr vernehmbare Musik. Dann plötzlich sah sie auf Ulrich Renner und schüttelte den Kopf.
»Mir ist so schlecht, Uli.«
»Das ist gleich vorbei.« Ulrich Renner setzte sich neben Margret auf das Bett. »Das Kleid beengt dich, was du drunter hast, alles. In deinem Zustand muß der Körper frei atmen können.«
Er begann, ihr das Kleid aufzuknöpfen, und legte seine Hand auf ihre zarten Brüste. Wie herrlich, dachte er dabei.
»Bin ich betrunken, Uli?« lallte Margret. Sie schob den Kopf an seine Hüfte. »Sag …«
»Du hast einen allerliebsten Schwips, Süße.«
»Und du liebst mich?«
»Wie die Fische das Wasser, Baby.«
»Du hast immer so schöne Vergleiche.« Sie kickste und streckte sich aus. Renner streifte ihr das Kleid ab, zog ihr den Büstenhalter aus, rollte den Slip von ihren Schenkeln. Ihre Nacktheit, ihr glänzender, weißer, unberührter samtener Körper machten ihn atemlos. Er beugte sich über sie und küßte sie.
Für einen winzigen Augenblick schien der Alkoholvorhang zu zerreißen, für ein paar Sekunden erkannte Margret ihre Lage, spürte sie ihre Nacktheit, fühlte sie die tastenden Hände Renners an ihrem Leib.
»Uli! Was machst du?« schrie sie hell. »Uli, nein!«
Sie wollte aufspringen … da zog sich der Vorhang wieder zu, sie hörte Musik und Renners Stimme, die wie eine gestopfte Trompete klang. Im Alkohol kreiste die Welt.
»Sei ruhig, Süße, ganz ruhig!« sagte Renner. »Du bist das schönste Baby, das ich kenne. Du bist herrlich … Du bist … Himmel, ich werde bei dir den Kopf verlieren …«
Und er hielt ihr den Mund zu, als sie unbewußt aufschrie und ihr zarter, weißer Körper voll Abwehr erstarrte.
Dr. Dahl fuhr nicht hinunter zum Hospital, sondern noch ein Deck tiefer, zum A-Deck, wo sein Appartement lag. Lisa merkte es sehr wohl, aber sie schwieg. Erst als sie in Dr. Dahls großer
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