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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben es fertiggebracht: Ich gestehe, ich liebe Sie …«
    »Dann küssen Sie mich.«
    »Jetzt? Hier?«
    »Ja.«
    »Man wird es shocking finden.«
    »Kümmert uns das?! Wenn ich mir die Herren ansehe … man erwartet von mir so etwas. Soll ich Sie küssen? Ich habe keine Hemmungen.«
    »Sybilla!« Hergarten spürte, wie das Blut in den Schläfen klopfte. »Es ist kein Scherz. Ich liebe Sie wirklich.«
    »Küß mich!«
    Hergarten beugte sich vor, nahm den Kopf Sybillas zwischen beide Hände und küßte sie auf den Mund. Da warf sie die Arme um seinen Nacken, hielt ihn fest und demonstrierte vor allen Gästen, daß sie ihm gehörte, ihm allein.
    »Neid war noch nie mein Gefühl«, sagte der Philosoph Dubois neben Graf Sepkinow und Sir Surtess. »Ich habe sogar ein Buch gegen den Neid als Denkart niedrigen Charakters geschrieben. Aber jetzt bin ich neidisch.«
    »Und ich möchte noch einmal fünfzig sein«, sagte Sepkinow. »Ich würde ihr meine Güter in Nowogradinsk zu Füßen legen.«
    Sir Surtess enthielt sich mit englischer Würde jeglicher Äußerung. Seine Frau war neben ihm …
    Die Antwort von jenseits der Tanzfläche blieb nicht aus. Lisa erhob sich plötzlich, sagte ein paar Worte zu Dr. Dahl, der ihr galant die Hand küßte, und verließ mit schnellen Schritten den Saal. Ihre lange Chinchillastola schleifte hinter ihr her über den Spannteppich.
    Sofort erhob sich auch Sybilla. Hergarten hielt sie entsetzt fest. »Wo willst du hin?« fragte er heiser.
    »Fragt ein Gentleman so etwas eine Dame? Die Antwort müßte mich erröten machen.«
    »Da willst du nicht hin! Du willst ihr nach!«
    »Sie wird das gleiche Bedürfnis und deshalb denselben Weg haben.«
    »Ich flehe dich an: keinen Skandal!«
    »Aber Liebster.« Sie beugte sich herunter und küßte seine Stirn. »Damen wie wir kratzen sich nicht die Augen aus. Wir werden uns im Vorraum der Toilette nett unterhalten, während wir uns schminken und zurechtmachen. Aber jedes Wort wird ein Giftpfeil sein und im Herzen steckenbleiben.«
    »Ihr Weiber seid Biester!« sagte Hergarten seufzend.
    »Wären wir das nicht, was bliebe euch dann? Ein fades Weibchen, das sich wie ein Kaninchen kuschelt. Ihr liebt doch den Kampf.«
    Sie ging zum anderen Ausgang. Goldglänzend, den schwarzen Nerz hin und her schwenkend. Ein Geschöpf wie vom anderen Stern, wo es eine Schönheit schöner als schön geben mußte.
    Sie trafen sich nicht auf der Toilette, sondern auf der geschlossenen Promenade, steuerbord vom ›Alster-Club‹, in dem ebenfalls getanzt, gelacht und in den Sitznischen geküßt wurde.
    Lisa stand an einem der großen Fenster und sah auf das nächtliche Meer. Der Mond schimmerte schwach und zog einen Hauch Silber über die Wellen. Die Tausende von Lichtern der ›Ozeanic‹ spiegelten sich im Wasser wider. Eine glänzende Stadt schwamm über den Atlantik.
    Sybilla blieb drei Schritte vor Lisa stehen, holte aus ihrer goldenen Handtasche ein Zigarettenetui und klappte es auf.
    »Oh, wie dumm«, sagte sie laut. »Ich habe mein Feuerzeug vergessen.«
    »Wenn ich Ihnen helfen kann …« Lisa fuhr herum. Sie griff in ihre silberne Handtasche und holte ein Feuerzeug heraus.
    Sybilla nickte, zündete sich ihre Zigarette an und hielt das Etui hin. »Wenn ich mich mit einer Zigarette revanchieren darf …«
    »Danke.« Lisa bediente sich, dann rauchten sie eine Weile schweigend und sahen nebeneinander auf das Meer.
    »Was haben Sie vor?« fragte Sybilla plötzlich.
    »Nichts«, antwortete Lisa ohne Zögern. Die Überrumpelung war mißlungen. Sybilla drehte sich mit dem Rücken zum Meer.
    »Warum kümmern Sie sich nicht um Ihren netten Schiffsarzt?« Sybilla blies den Rauch von sich wie eine sich entzündende Rakete. »Er ist verliebt in Sie.«
    »Ich weiß. Es bedurfte nicht Ihrer Hilfe.«
    »Ich stellte es nur fest, um daran die Bemerkung zu knüpfen, daß sich das gleiche Verhältnis zwischen mir und Dr. Hergarten ergeben hat.«
    Durch Lisas Herz bohrte sich etwas wie ein glühender Pfeil. Worauf sie gewartet hatte, nun war es eingetreten. Sie hatte den Beweis, sie hatte ihn so gründlich und wahr, daß er sie jetzt fast betäubte. Sie drückte die Silbertasche an sich und spürte wieder unter ihren Fingern die harten, kalten Konturen der Pistole.
    Soll ich? durchfuhr es sie. Soll ich jetzt? Wir sind allein. Die Musik aus allen Sälen verschluckt den Schuß. Ich kann sie nachher aus dem Fenster über Bord kippen. Niemand wird sie mehr finden und niemand wird mich

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