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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verdächtigen … Aber sie tat es nicht. Töten ist nicht leicht, auch wenn der Haß so groß ist.
    »Er ist ein schöner Mann«, sagte Lisa mühsam. Töte sie mit Stärke, mit Worten, mit Panik, mit Eifersucht. Töte sie heute nur seelisch. Den Schuß hebe ich mir auf, wenn ich sie umarmt in seiner Kabine sehe, wenn sie glücklich sind und mich völlig vergessen haben. »Er gefällt mir.«
    »Was heißt das?« fragte Sybilla ernst.
    »Muß man das erklären? Er gefällt mir als Frau.« Lisa schnippte die Asche von ihrer Zigarette. »Ich werde ihn Ihnen wegnehmen«, sagte sie ganz ruhig.
    »Das wird Ihnen kaum gelingen.«
    »Sind Sie so sicher?«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    Sybilla lächelte böse. »Meine Menschenkenntnis sagt es mir. Sie sind schön, aber anständig. Ich bin auch schön, aber ich kann, wo es am Platze ist, den Anstand vergessen.«
    »Genau so sehen Sie aus!« zischte Lisa giftig. Der Giftstachel saß in ihrem Herzen. Ja, ich bin anständig, dachte sie. Wäre ich es nicht, wäre ich schon seit gestern die Geliebte Dr. Dahls. Aber ich habe mich gegen mein eigenes, fremdes Gefühl gewehrt, ich bin vor mir geflüchtet, ich bin zurück in die Anständigkeit gelaufen. Und sie gesteht, daß sie keine Moral kennt. Braucht Franz Hergarten eine Frau ohne Moral? Ist hier die Lösung des Rätsels? Reizt ihn die Verworfenheit, der Kampf mit dem Raubtier? War ich immer zu brav?
    Sybilla kräuselte die Lippen. »Danke. Das war ein Kompliment. Sind wir uns einig?«
    »Nein!«
    »Sie wollen Dr. Hergarten gewinnen?«
    »Jetzt mehr denn je.«
    »Schade.« Sybilla spielte mit ihrer goldenen Handtasche. Sie war ziemlich schwer, wie es schien, und es war nicht nur das goldene Zigarettenetui, das so viel wog. Neben Lippenstift, Etui, Puderdose und Taschentuch lag auch eine kleine automatische Pistole. »Es wird Kummer geben, meine Liebe.«
    »Ich betrachte es als Nervensache. Ich habe gute Nerven.«
    »Dann werden wir also Feindinnen sein.«
    »Mit Vergnügen.« Lisa zertrat ihre Zigarette. Es war wie eine symbolische Geste: So zertrete ich bald auch dich, du Aas!
    »Und der nette Schiffsarzt?«
    »Er ist für den Tag.« Lisa sah Sybilla spöttisch an. Woher nehme ich nur soviel Verworfenheit, dachte sie. Ich kenne mich selbst nicht mehr. »Nachts leihe ich ihn Ihnen gern aus.«
    »Sie werden sehr einsam sein.« Sybilla wußte, daß sie diese Runde verloren hatte. Ein Verteidiger ist immer schlimmer dran als der Angreifer. Aber noch lagen fünf Tage vor ihnen bis New York. Vier Nächte ebenfalls. Keiner konnte weg von diesem Schiff, die Schicksale verketteten sich miteinander, ob man wollte oder nicht. »Wollen Sie einen Skandal?«
    »Wollen Sie ihn?«
    »Ja!« Plötzlich stieß Sybilla durch. Der Belagerungsring zerbarst. »Wenn Sie Hergarten bei der Damenwahl zum Tanz auffordern, ohrfeige ich Sie! Das ist keine leere Drohung … ich tue es wirklich. Ich kompromittiere Sie bis zur Nacktheit. Ich scheue kein Aufsehen, ich bin damit groß geworden!«
    Mit einem Ruck wandte sich Sybilla ab und ging zum Ausgang der gedeckten Promenade. Lisa starrte ihr nach. Langsam öffnete sie die Handtasche, krallte die Finger um die Pistole und zog sie heraus.
    Jetzt! Nur jetzt! Mein Gott, vergib mir, aber das kann kein Mensch mehr ertragen!
    Sie hob die Pistole in Augenhöhe und zielte zwischen die weiß leuchtenden Schulterblätter Sybillas. In diesem Augenblick warf Sybilla den schwarzen Nerz um die Schultern.
    Diese lässige Bewegung irritierte Lisa. Es war, als erwache sie aus einem bösen Traum. Sie starrte auf die Pistole in ihrer Hand und steckte sie schnell weg in die Tasche. Wie feige du bist, sagte sie sich gleichzeitig. Wie verdammt feige.
    An der Türe drehte sich Sybilla noch einmal und hob wie grüßend die Hand zu Lisa. Ein helles Lachen flatterte zu ihr, dann war Sybilla verschwunden.
    Im Saal trommelte Hergarten ungeduldig und erregt mit den Fingern auf den Tisch, als Sybilla wieder zwischen den Tanzenden auftauchte. Er sprang auf, ging zu ihr hin und zog sie ohne lange Worte auf die Tanzfläche. Sie schmiegte sich an ihn, strich ihm über das Haar und kraulte ihm beim Tanzen den Nacken.
    »Was war?« fragte er leise. »Habt ihr euch mit Gift bespritzt?«
    »Aber nein, Liebster. Ihr habt viel zu romantische Vorstellungen. Wir haben uns begrüßt und weiter nichts.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Frage sie doch.«
    »Hältst du mich für blöd?«
    »Ich halte dich für einen Mann, und weiter sollst du auch nichts

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