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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dabei war, daß drei Herren der Atomkonferenz entdeckt hatten: in den unteren Klassen gab es viel hübschere Mädchen. Als einmal der Anfang der Abwanderung gemacht war, gab es kein Halten mehr. Zwischen die Fräcke mischten sich Smokings oder simple dunkle Anzüge. Auch Ulrich Renner war wieder da und tanzte mit einem Mädchen in einem Minikleid einen sensationellen Bossa nova.
    Als Lisa den Saal betrat, die Gesichter der anderen musternd, mit der angstvollen Frage, ob sich in ihnen die Gedanken verrieten, sah sie Franz Hergarten wieder an seinem Tisch sitzen, neben sich Sybilla Odenthal. Sie blieb neben der Bar stehen und verlangte mit zitternder Stimme ein Ginger Ale. Hastig trank sie es, als wäre sie ohne ihn verdurstet. Das ist doch nicht möglich, dachte sie und fühlte, wie ihr Herz brannte. Er sitzt wieder da. Er ist nicht mit ihr auf seiner Kabine. Er liegt nicht neben ihr, wie ich vor wenigen Minuten noch neben Holger Dahl gelegen habe. Wenn das wahr ist … wenn ich mehr gedacht habe, als geschehen ist … wenn … oh, es darf nicht wahr sein. Es darf nicht!
    Sie nickte dem Mixer zu. »Die Dame in Gold«, sagte sie mit mühsam fester Stimme. »Ist sie nicht vorhin weggegangen?«
    »Das ist aber schon lange her, Madame.« Der Mixer sah zu Sybilla hinüber. »Die Herrschaften sind schon lange wieder hier.«
    »Danke.«
    Wie eine aufgezogene Puppe ging Lisa zu ihrem Tisch zurück. Ein Steward beeilte sich, den leergeräumten Tisch sofort wieder einzudecken.
    »Was darf ich bringen, Madame?«
    »Champagner.« Lisa stieß das Wort aus wie einen Schrei. »Roten Champagner! Und zwei Gläser!«
    »Sehr wohl.«
    Sie lehnte sich zurück und sah ihren Mann groß an. Er machte einen müden Eindruck. Wenn er lachte, klang es verkrampft. Sie kannte das. So war er immer, wenn etwas schiefgelaufen war, er aber zu höflich war, es seine Umwelt merken zu lassen.
    Er war mit ihr nur draußen, dachte sie. Vielleicht auf der offenen Promenade, vielleicht auf dem Lido-Deck bei den Booten. Romantisch haben sie aufs Meer geblickt, auf die Wellen, die das Schiff aus dem Wasser schnitt, und haben gesprochen wie verliebte Primaner. Sie haben in die Sterne geblickt, bieder und brav, während ich …
    Sie wartete kaum ab, bis der Steward ihr Glas mit rotem Sekt gefüllt hatte, und stürzte es mit einem Zug hinunter.
    Laß ein Wunder geschehen, mein Gott, dachte sie weiter. Laß mich erkennen, daß ich mich irre. Sie haben es nicht anders gemacht als ich, und nun sitzen sie da wie zwei Heilige. Sie heucheln besser, das ist alles.
    Aber die Zeit. Die Zeit. Sie sind schon lange wieder da, sagte der Barsteward. Wie kann das möglich sein? Liebe ist keine Sache von Minuten. Nicht solch eine Liebe …
    Sie trank das zweite Glas Sekt und fühlte sich elend.
    Graf Sepkinow und Sam Hopkins kamen wieder in den Saal. Am Kapitänstisch klang Jubel auf, als man sie hereinkommen sah.
    »Da sitzt sie ja schon wieder«, sagte Hopkins und stieß Sepkinow an. »Ich gehe zu ihr hin und entschuldige mich, daß wir sie gestört haben.«
    »Unterstehen Sie sich, Sie grober Klotz!« Sepkinow hielt Hopkins an den Frackschößen fest. »Unsere Fee in Gold macht einen Ehrentanz. Sehen Sie bloß! Für solch eine Frau hätte ich früher …«
    »Ich weiß, all Ihre Güter! Mann, seien Sie still, wenn Engel auf die Erde kommen!«
    Hergarten und Sybilla tanzten allein auf der großen runden Tanzfläche nach den Klängen des Star-Orchesters Juan Fernandez einen langsamen Walzer. Es war ein Gleiten und Wiegen, ein schwereloses Schweben, eine Verschmelzung von Gold und Schwarz, eine Einheit von Schönheit.
    Als sie an Lisas Tisch vorbeitanzten, sah Sybilla schnell zu ihr hin. Triumph war in diesem Blick, der tödliche Strahl der siegreichen Frau: Ich habe ihn. Ich!
    Lisa hob die Schultern. Ihre Hände lagen um das Sektglas.
    Sie nahm den Kampf an.
    »Sie ist wieder da«, sagte Sybilla an Hergartens Ohr. »Allein.«
    »Ich habe es gesehen, Liebste.«
    »Der Doktor wird wohl erschöpft in seiner Koje liegen.«
    »Du bist schamlos, Sybilla.«
    »Ich spreche aus, was die anderen denken. Auch du.«
    »Pfui!«
    Ein Gleiten durch die zärtliche Musik. Sybilla legte den Kopf gegen Hergartens Schulter. Es sah wie Demut aus; dabei mußte sie lachen und wollte es nicht zeigen. Irgendwo aus dem Hintergrund des Saales wurde geklatscht. Für Lisa war es wie Kanonenschüsse, sie zuckte zusammen.
    »Man sollte einen Preis stiften!« sagte der sonst so stille Philosoph Dubois

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