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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bis gestern davon geträumt, frei zu sein. Ich wollte wissen, wie das ist: frei von der Familie, frei von den Lehren der sittenstrengen Mama, frei von der tolpatschigen Liebe des Papa, frei von allen vermieften Salons, in denen ich herumgereicht wurde. Ich wollte immer ein Gammler sein. Aber oje, Tochter eines Konsuls und Gammler? Ich wollte mit den Ausgeflippten auf einer Wiese liegen. Make love, not war! Ist das ein Wort? Aber nun bin ich frei! Frei! Nun platzt für mich die Welt vor Liebe! Schönen Dank, mein kleiner Playboy.« Sie gab dem versteinerten Renner einen Kuß auf die Stirn, rannte dem Trainer entgegen und hakte sich bei ihm unter.
    Ulrich Renner verzichtete auf den dritten Satz, nahm sein Rackett und ging unter Deck. Das Lachen Margrets verfolgte ihn bis zur Tür auf dem Lido-Deck.
    Ein Vulkan war geboren worden, der fünf Tage lang die ›Ozeanic‹ entflammen sollte.
    Der Tod Dubois' konnte verheimlicht werden.
    Beim Mittagessen berichtete der I. Offizier, der anstelle des dienstlich verhinderten Selbach den Kapitänstisch leitete, daß Monsieur Dubois einen Herzanfall erlitten habe und im Hospital unter einem Sauerstoffzelt liege. Ein Besuch sei ausgeschlossen.
    »Unser Philosoph!« rief Sam Hopkins. »Das kommt vom vielen Lesen. Da verkümmert der Kreislauf. Sehen Sie mich an, ich habe in den letzten zwanzig Jahren nur mein Scheckbuch gelesen, sonst nichts! Wenn ich einatme, knacken die Nähte. Wir sollten dem guten Dubois etwas schenken. Darf er Rotwein trinken?«
    »Gar nichts.« Dr. Dahl, der gerade an den Tisch kam, setzte sich. »Er wird künstlich ernährt.«
    »So schlimm?« Sir Surtess beugte sich vor. »Ernst, Doktor? Lebensgefahr?«
    »Nicht unmittelbar. Jetzt ist Ruhe die beste Medizin. Herr Dubois ist nicht gerade die widerstandsfähigste Natur.«
    »Ihm fehlt das Landleben!« rief Hopkins wieder. »Immer nur dicke Bücher! Blödsinn! Wenn er mal erlebt, wie 'n Stier einer Kuh nachsetzt, bekommt er ein ganz anderes Weltbild. Ich werde mich in New York um ihn kümmern. Ich lade ihn ein auf meine Farm.«
    »Tun Sie das, Mr. Hopkins.« Dr. Dahl beugte sich über seine Suppe. Er sah bleich und übernächtigt aus. Er dachte an die Kugel, die er aus dem Schädel Dubois' geholt hatte. Das Projektil einer automatischen Pistole. Das war keine Waffe mehr, die man zum Selbstschutz mitnimmt; das war die Waffe eines Profis! Wer den Schuß auf Dubois abgegeben hatte, der tötete nicht zum ersten Mal. Er hatte Übung. Das Loch zwischen den Augen saß so abgezirkelt, daß man annehmen konnte, dieser Schuß sei lange und eingehend geübt worden.
    »Also ist ein Killer an Bord«, sagte Harry Linder, der Detektiv, als Dr. Dahl das Projektil auf einem Stück Zellstoff den betretenen Offizieren der ›Ozeanic‹ zeigte. »In der Kabine Dubois' fehlt übrigens gar nichts. Nichts ist durchwühlt. Das Geld und ein bißchen Schmuck liegen unberührt in den Schubläden. Raubmord scheidet also völlig aus. Eine Liebesaffäre auch; auf dem Schiff hat sich Dubois nicht um Frauen gekümmert. Und daß eine Frau an Bord gekommen sein könnte, die ihn haßte – nein, es ist nicht Frauenart, mit Automatiks um sich zu schießen.«
    »Ich erwarte heute noch aus Paris von der Polizei einen genauen Bericht über Dubois«, hatte Selbach dumpf gesagt. »Bevor wir nach New York kommen, werden Beamte des FBI uns mit einem Schnellboot entgegenkommen und an Bord gehen.«
    Dr. Dahl schob seine Suppe weg. Sie schmeckte wie Gallensaft. Auch Lisa hatte keine Ahnung, was in der Nacht, als sie neben Dr. Dahl schlief und die Wärme ihrer Körper sie beide wie eine Hülle von Glück umgab, wenige Meter von ihnen geschehen war. Als man den Schiffsarzt zum zweiten Mal von ihrer Seite holte, war sie nicht aufgewacht. Sie verschlief eine Stunde, die sie sonst mit Fragen ausgefüllt hätte. Fragen, die Dr. Dahl ihr nie beantwortet hätte.
    Während des Mittagessens kämmten die Kabinenstewards die leeren Kabinen durch. Unter dem Vorwand, die Bettwäsche zu erneuern, stellten sie alles auf den Kopf. Sie blickten in alle Schubläden, tasteten alle Anzüge ab, öffneten alle Koffer und Taschen.
    In die Kabinen Sybillas und Lisas kamen sie nur ganz kurz. Die beiden Frauen aßen in der Kabine; sie wollten vermeiden, heute im Speisesaal aufeinanderzutreffen. Für die noch folgende Auseinandersetzung gab es andere Plätze. Der Swimming-pool, die Promenade, das Lido-Deck … Kampfbahnen, wo die Vorzüge besser zur Geltung kamen als im

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