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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nachricht.«
    Es war eine Karte mit dem Aufdruck O ZEANIC , wie sie im Schreibzimmer und der Bibliothek in ledernen Schreibmappen herumlagen. Auch der Text schien offensichtlich auf einer der Bordschreibmaschinen geschrieben zu sein.
    »Bitte!« sagte Sybille und reichte Hergarten die Karte.
    »Ein Gruß aus Moskau!« las er laut und sah dann Sybilla erschrocken an. »Sepkinow?«
    »Aber nein!« Sybilla lachte etwas hysterisch. »Unser unbekannter Schlangenbändiger ist zu naiv. Wäre der Anschlag auf mich gelungen und man hätte in meiner Tasche diese Karte gefunden, so wäre der Verdacht – wenigstens hoffte er das – auf einen an Bord befindlichen sowjetischen Agenten gefallen. Den großen Unbekannten also, den man nie entdeckt hätte.« Sie nahm die Karte aus Hergartens starren Fingern und steckte sie wieder in die Handtasche. »Annahme verweigert!« sagte sie dabei. »Die Post geht an den Absender zurück.«
    »Wenn man ihn kennen würde …«
    »Er wird keine Ruhe geben, Liebster. Bis New York sind es noch vier Tage – nicht mehr viel Zeit, an deine Pläne zu kommen. In New York ist die Chance vorbei, das weiß man genau. Es muß also auf dem Schiff etwas passieren.« Sie sah Hergarten mit großen braunen Augen an. Jetzt lag Angst in ihnen, Angst, wie sie nur die Liebe hervorbringt. »Ich sollte dich jetzt nicht mehr allein lassen«, sagte sie langsam. »Du ahnst gar nicht, was mit dir geschehen kann.«
    Hergarten machte einen Schritt auf sie zu. Sofort hob die Schlange den Kopf und zischte.
    »Du kommst zu mir?« sagte Hergarten glücklich. »Du ziehst in meine Kabine?«
    »Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, Liebster.«
    »Das klingt nicht gerade glücklich, Sybilla …«
    »Wir werden wenig Zeit zum Glück haben, Franz. Ich bin jetzt wie ein Magnet, der die Gefahren anzieht. Aber es ist besser, ich bin bei dir, als wenn du allein in den Strudel gezogen wirst, der uns heute, morgen oder übermorgen erfassen kann.« Hergarten wollte wieder einen Schritt zu ihr machen, aber sie hob abwehrend beide Hände. »Bleib stehen! Reg das Biest nicht unnötig auf. Ich brauche es noch.«
    »Du brauchst …« Er starrte sie fassungslos an. »Ja, sollen wir denn nicht jemand anrufen, damit er ihr den Kopf abschlägt? Wenn der Kabinensteward mit einem Beil …«
    »Aber warum?« Sybilla nahm die Handtasche vom Bett, schob den Zettel mit der liebevollen Nachricht ›Gruß aus Moskau‹ wieder hinein und öffnete weit den Verschluß. »Der Spender dieses netten Tierchens wußte genau, wie nützlich es sein kann. Ich weiß es auch.«
    Mit weit aufgeklappter Tasche, die wie ein Riesenmaul wirkte, näherte sich Sybilla langsam, Schrittchen um Schrittchen, der nun bewegungslos auf dem Tisch liegenden Viper. Hergarten hielt den Atem an. Er wußte jetzt, was Sybilla vorhatte, und trotz aller Angst bewunderte er sie. Welch eine Frau, dachte er, himmlisch schön und kalt wie ein Eisberg. Ihre Küsse entfachen Brände, aber ihr Hirn reagiert wie eine Maschine. Wie ist sie wirklich? Ist sie mehr verführerische Frau oder mehr atemberaubendes, elementares Abenteuer? Man kann sie sich vorstellen, ganz aufgelöst in Zärtlichkeit, flüsternd in der Umarmung und seufzend in Erfüllung – aber man kann sie auch sehen mit hartem Blick, die Pistole in der Hand, oder wie jetzt gespannt wie eine Bogensehne, die weit offene Tasche in beiden Händen, sich an eine Viper anschleichend, deren Vorschnellen und blitzartiger Biß den sicheren Tod bedeutet.
    Durch Hergarten flimmerte die Erregung wie ein elektrischer Strom. Er legte die Hände aneinander und spürte, daß sie schweißnaß waren. Schweiß lief ihm von der Stirn über seine Augen. O Himmel, ist das eine Angst, dachte er. Was mache ich, wenn die Viper schneller ist? Es gibt doch kein Gegengift, sagt sie.
    »Laß es sein, Sybilla«, flüsterte er, als könnte jeder laute Ton die Schlange zum Angriff reizen. »Ich rufe den Steward. Wir schlagen ihr den Kopf ab …«
    Sybilla schüttelte stumm den Kopf. Sie stand nun dicht vor der Viper, die offene Tasche an die Brust gedrückt. Die Schlange hatte den Kopf erhoben, richtete sich nun etwas auf und stand, etwa fünfzehn Zentimeter groß, aufrecht mit ihrem glänzenden, glatten Schlangenleib. Wieder pendelte der Kopf hin und her, zuckte die gespaltene Zunge hervor. Die schwarzen, runden Augen sahen starr auf Sybilla.
    »Bitte …«, flüsterte Hergarten heiser. »Bitte …«
    Mit einem Ruck, der schneller war als die Reaktion der

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