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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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York liegt der ganze Kapitänstisch im Hospital.«
    Sybilla war es, die am lautesten lachte. Hopkins fand das gar nicht lächerlich. Als Amerikaner hatte er eine höllische Angst vor Infektionen. Er schlug vor, alle impfen zu lassen oder Tabletten zur Immunisierung auszugeben. Dr. Dahl winkte ab.
    »Dagegen gibt es keine Tabletten und Impfstoffe«, sagte er laut. »Die Krankheit ist durch konservative Mittel nicht abzufangen.«
    Graf Sepkinow verstand. Er prostete Sybilla zu, stieß mit Dahl an und lud Hergarten ein, im Spielsalon der ›Ozeanic‹ mit ihm eine Partie Billard zu spielen. Hergarten sagte ahnungslos zu.
    »Ich werde zusehen«, sagte Sybilla mit einem süßen Lächeln.
    »Es wird langweilig sein, Gnädigste.« Sepkinow war strahlender Laune. »Zwei stumme Männer, die mit einem Holzstab weiße Kugeln über einen grünbespannten Tisch stoßen … welch ein fader Anblick.« Er machte im Sitzen eine Verbeugung. »Aber ich trete gern zurück, wenn Sie diese Stunde nicht verlieren möchten, und überlasse Ihnen Herrn Hergarten.« Er wandte sich an Hergarten, der neben ihm saß. »So sind die Frauen, mein Lieber. Sie sind auf alles eifersüchtig, sogar auf das harmlose Billard.«
    In diesen Minuten nach dem Dinner, wo man sich beim Wein oder Mokka erholte von der Schwerarbeit, alles zu essen, was die Meisterköche der ›Ozeanic‹ auf das Büffet gezaubert hatten, erschien unten im Hospital Shura Aitmanow in seiner roten, goldbetreßten Lakaien-Uniform, in den Händen ein Silbertablett tragend, auf dem eine gespaltene frische Ananas lag. Im Vorraum wurde er von zwei Matrosen abgefangen, die dort Wache hielten. Als sei man in der Kriegszeit, waren sie bewaffnet. Shura Aitmanow stellte sein silbernes Tablett mit der duftenden Frucht ab und machte eine Verbeugung.
    »Im Auftrag des Herrn Grafen: Ich möchte ein Geschenk überbringen an Herr Niehoff.« Das klang devot und höflich. Nur Shuras Augen paßten nicht dazu; sie sahen die Matrosen mit einem kalten, bösen Leuchten an.
    »Stell es dahin, Iwan, und hau ab!« sagte der eine Matrose und zeigte auf einen Tisch. Aitmanow schüttelte den Kopf.
    »Ich soll es persönlich überbringen.«
    »Das ist sehr schön, aber sag deinem Grafen, hier ständen zwei Männer, die dich eher durch die Luke über Bord werfen, als dich ins Hospital zu lassen. Verstanden?«
    »Sie reden laut genug.« Aitmanow blieb ungerührt stehen. Hinter seiner Stirn arbeitete es wie ein Uhrwerk. Es ist nichts zu machen, dachte er. Gar nichts. Auf keinen Fall ohne Lärm. Und lautlos soll es sein. Man muß also abwarten.
    »Der Herr Doktor hat es genehmigt«, sagte er unterwürfig.
    »Kratz die Kurve, Junge.« Der Matrose winkte. Er hatte Hände wie Klosettdeckel. »Sag mal, bist du Kommunist?«
    »Ja.«
    »Aha! Und trägst Dieneruniform?«
    »Auch ein Kommunist muß leben.«
    »Ich denke, ihr tretet den Kapitalisten in den Hintern? Und du bedienst einen? Warum bist du nicht auf einer Kolchose und ziehst Kappes und Schweine?«
    »In Paris gibt es keine Kolchose, Freunde.«
    »Dann aber schnell zu Mütterchen Rußland!« Die Matrosen lachten. Der Mann mit den riesigen Händen kam sogar näher. Aitmanow senkte den Kopf. Was würde das geben? »Du, ick bin Berliner«, sagte der Matrose. »Wenn ick ooch schon zehn Jahre zur See fahre … im Herzen bin ick imma noch Balina … Und da kann ick mir nich an die Mauer jewöhnen! Sag mal, Iwan … Biste ooch für die Mauer?«
    »Ich habe eine Ananas als Geschenk abzugeben, weiter nichts«, sagte Aitmanow höflich. »Politik hasse ich, Freunde. Mein Herr, Graf Fjedor Wladimirowitsch Sepkinow, möchte Herrn Niehoff ein Geschenk machen, und ihr hindert mich daran, Freunde. Das ist unschön von euch.«
    »Ick bin keen Unmensch!« Der Matrose mit den Riesenhänden nahm das silberne Tablett. Aitmanow wollte es verhindern, dazwischenspringen, aber da war es schon zu spät. Die Ananas schwankte vor der Brust des Matrosen. »Ick trag dir's rein und berichte, wat der Herr Niehoff jesagt hat. Klar, Iwan?«
    »Ich soll persönlich …« schrie Aitmanow.
    »Mach 'ne Fliege, Iwan! Hier wird nicht jebrüllt! Hein, paß auf, daß der Gelbe nicht Rummel macht.«
    Der Matrose ging hinaus. Shura Aitmanow erkannte, daß es sinnlos war, weiter hierzubleiben. Er drehte sich um und verließ das Hospital.
    Im Restaurant Helgoland war Sepkinow gerade dabei, mit Hergarten und drei anderen Herren, darunter dem I. Offizier, ins Spielzimmer zu fahren. Sybilla unterhielt sich mit der

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