Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
der Angel kann sich auch nicht wehren.«
    »Dazu möchte ich bemerken, daß ich ein Mensch bin.«
    »Sie? Nein.« Sybilla schüttelte den Kopf und stand auf. »Wer unseren Beruf hat, ist nur noch biologisch ein Mensch. In unseren Funktionen sind wir staatlich gelenkte Maschinen.«
    »Das sagen Sie? Eine Frau? Und die Liebe?«
    »Wenn ich mich ausziehe vor einem Mann, werfe ich mit dem Kleid auch meinen Job ab«, sagte Sybilla ungeniert. »Dann bin ich einige Stunden glücklich. Ehrlich glücklich, auch wenn es bisher nur so fatale Lieben waren, die in eine Aufgabe hineingezwängt wurden.«
    »Und Hergarten?«
    Zum erstenmal wurde Sybilla unsicher. Sie nestelte an ihrer Tasche. »Das ist etwas anderes.«
    »Man sieht es. Jeder sieht es. Auch eine Auftragsliebe?«
    »Nein, ich liebe Hergarten wirklich. Er wäre der erste und einzige Mann, dem es gelingen könnte, aus mir nichts anderes zu machen als eine Hausfrau und die Mutter seiner Kinder. Eine biedere Frau hinterm Herd. Warum lächeln Sie, Niehoff?«
    »Weil mir dieses traute Bild unvorstellbar ist, Sybilla.«
    »Aber es ist so. Ich bin im Grunde ganz anders, als ich aussehe. Ich sehne mich nach Ruhe, nach Liebe, nach Geborgenheit, nach Frieden, nach einem Häuschen im Grünen …«
    »… nach Waschmaschine, Kinderlachen, flatternden Windeln im Wind …«
    »Genau nach diesen Dingen!«
    »Das klingt aus Ihrem Mund kitschig, schöne Frau.«
    »Ich bin so altmodisch, tatsächlich. Ich bin eine Frau mit allen romantischen Fehlern. Das hier …«, sie strich über ihr Kleid und ihre langen, kastanienbraunen Haare, »… das ist alles nur eine Maske! Wissen Sie, was ich möchte?«
    »Kartoffeln schälen.«
    »Vielleicht. In einem bequemen Hausanzug mit meinem Mann vor dem Fernsehschirm sitzen, Gebäck knabbern und eine so ungeheuer normale Ehe führen wie Millionen Ehepaare in der Welt.« Sie stand an der Tür und schüttelte plötzlich wehmütig den Kopf. »Sehen Sie – und das wird nie geschehen.«
    »Warum?«
    »Hergarten ist verheiratet. Und so wird es mit ihm auch nur ein vorübergehendes Erlebnis bleiben. Ich werde mir einreden, daß auch diese große Liebe nur ein Auftrag war. Ich werde mich niemals in die Ehe Hergartens drängen. Wenn wir in New York an Land gehen, werden wir uns zum letztenmal sehen. Das Adieu wird endgültig sein; ich fliege mit der nächsten Maschine nach Deutschland. Er weiß es noch gar nicht.«
    »Und warum erzählen Sie mir das alles, schöner Teufel?«
    »Einem Regenwurm an der Angel kann man viel erzählen … er bleibt stumm.« Sie faßte die Klinke. »Hoffentlich leiden Sie nicht zuviel, Niehoff …«
    »Halt!« Niehoff zuckte hoch. Sein Gesicht verzog sich schmerzvoll. Die Wunden brannten und stachen. »Sie können mich hier nicht wehrlos liegen lassen! Ich bin doch kein Opfertier! Ich werde den Kapitän um Schutz bitten! Ich werde alles erzählen!«
    »Bis New York sind noch drei Tage, Herr Niehoff. Auf dem Schiff können Sie sich verstecken lassen, aber in New York müssen Sie von Bord an Land. Und dort wird ein Abgesandter Ihres Auftraggebers stehen, nicht wahr? Feiglinge werden nicht gerade mit Küssen empfangen.«
    Niehoff sank stöhnend auf sein Bett zurück. Die Tür wurde Sybilla aus der Hand gerissen, Dr. Dahl kam herein. Bevor er sagen konnte: »Besuchszeit zu Ende«, hatte sich Sybilla umgedreht und war gegangen.
    Dr. Dahl kam an das Bett des erschöpften Niehoff.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte er doppelsinnig. Niehoff verstand ihn. Er nickte. Seine Lippen zitterten.
    »Verschaffen Sie mir eine Waffe«, sagte er. »Doktor, wenn Sie nicht drei Leichen nebenan liegen haben wollen … um Himmels willen, besorgen Sie mir eine Waffe! Am besten eine Pistole.«
    Dr. Dahl fragte nicht lange. Die Ereignisse auf der ›Ozeanic‹ gaben genug Antwort.
    »Ich bringe Ihnen etwas«, sagte er. »Und im übrigen werden Sie ab sofort nie mehr allein sein.«
    Schon kurz nach dem Dinner kam es zum ersten Zusammenstoß. Oben, im Restaurant Helgoland, berichtete Dr. Dahl unter den verschlossenen Blicken von Kapitän Selbach, daß nun auch der Passagier Heinz Niehoff an einer Infektion erkrankt sei und im Hospital das Bett hüten müsse. Dr. Dahl berichtete sogar von einem Gespräch zwischen Dubois und Niehoff, der im Nebenzimmer lag. Durch die offene Tür konnte man sich gut unterhalten. »Wann kommen die anderen?« soll Dubois gesagt haben. »Bei unseren netten Viren müssen die anderen doch auch infiziert sein. Passen Sie auf, bis New

Weitere Kostenlose Bücher