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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er gab den Ausweis an den I. Offizier weiter.
    »Wir erleben hier ein Stück der Politik, von der die Welt kaum etwas weiß: Den gnadenlosen Kampf der Geheimdienste.« Dr. Dahl lehnte sich gegen die verschlossene Tür der Kammer. »Verständigen Sie den CIA in New York, Kapitän. Sie werden sehen, was man Ihnen sagt: Stillschweigen und abwarten. Das war nun der zweite Fall.«
    Nein, der dritte, dachte er. Unten liegt Heinz Niehoff, gefoltert bis zum Wahnsinn. Er schweigt, und er weiß, warum.
    Mein Gott, wären wir doch erst in New York.
    Um die gleiche Zeit fand auf der Steuerbordseite, in der Luxuskabine 10, eine kurze Besprechung statt. Shura Aitmanow hatte seinen Herrn Graf Sepkinow aus dem Speisesaal gebeten. Nun war man in Sepkinows Kabine versammelt. Jeder hätte gestaunt, wenn er einen Blick hätte hineinwerfen können: Die Klassenunterschiede waren verschwunden, die livrierten Lakaien saßen auf dem Bett des Grafen und rauchten nervös. Sepkinow lief wie ein wildes Tier hin und her.
    »Das ist unmöglich!« schrie er plötzlich. »Wenn ich dich nicht kennen würde, Shura Alexandrowitsch …«
    »Ich habe damit gar nichts zu tun, Genossen.« Der Tatar hob beide Hände, wie um zu zeigen, daß sie sauber waren. »Wir kommen in unsere Kabine, und da liegt er da. Der Schädel zerplatzt wie eine Kastanienfrucht. Überall Blut. Bis zur Decke. Wir haben wie die Verrückten gearbeitet, um alles wegzukriegen. Man will uns das in die Schuhe schieben, Genosse.«
    »Bin ich ein Schwachkopf?« brüllte Sepkinow. »Natürlich weiß ich das! Aber wer? Wer?« Er blieb stehen und sah seine drei Diener an. »Wer ist das? Wer hat diese Kraft? Wer ist so ein kaltblütiger Hund? Es ist hier jemand an Bord, der uns ins Handwerk pfuscht! Auf keinen Fall ist es unser Täubchen Sybilla. Diesen Schlag hat ein Mann gemacht. Und ihr sitzt hier herum! Habe ich euch mitgenommen, damit ihr in die Betten furzt und euch den Magen vollfreßt? Tut etwas! Sucht! Schlagt zurück!«
    Die drei Russen sahen betreten auf ihre Hände. Shura Aitmanow zerdrückte seine Zigarette.
    »Kann es der Amerikaner gewesen sein?« fragte er.
    »Hopkins?« Sepkinow schüttelte den Kopf. »Erstens wird er nicht seinen eigenen Landsmann umbringen, nur um uns in einen Verdacht zu bringen, und zweitens saß er beim Dinner neben mir.« Er winkte energisch ab, als Shura noch etwas sagen wollte. »Die Störung kommt nicht von den Luxuspassagieren … nach Dubois und Niehoff bleibt bis auf unser Täubchen keiner mehr übrig. Seht euch in der II. Klasse um, auf dem A-Deck oder unter der Mannschaft.« Sepkinow krallte die Finger in seinen langen, weißen Bart. »Mit jeder Stunde kommen wir New York näher. Sollen wir melden: Auftrag nicht ausgeführt?«
    Die Russen schwiegen. Sie wußten, was das hieß. Im Hintergrund ihrer Seelen erhoben sich die in Eis und Schnee stehenden Fördertürme der Bergwerke von Workuta.
    »Suchen wir!« sagte Sepkinow. Auch ihn packte die Vision des Straflagers am Eismeer. »Wir haben noch drei Nächte.«
    Am Bett Niehoffs saß Sybilla Odenthal.
    Er hatte Dr. Dahl darum gebeten, sie empfangen zu dürfen, und der Schiffsarzt hatte schließlich nachgegeben. Nur eine halbe Stunde, hatte er angeordnet. Er sagte das nicht wegen des Zustandes Niehoffs, sondern weil er nur ein Halbstundenband auf dem Tonbandgerät hatte. Während Sybilla nun an Niehoffs Bett saß, lief zwei Kammern weiter das Tonband. Dr. Dahl stellte und regulierte die Tonstärke. Das Mikrophon lag hinter einer Reihe Bücher.
    Heinz Niehoff gab Sybilla wie einer alten Vertrauten die Hand. Bevor er sprach, winkte er Sybilla zu sich herunter.
    »Irgendwo ist ein Mikrophon«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich weiß nicht, wo, aber der Doktor machte mir ganz den Eindruck, als wolle er auf eigene Faust spionieren. Suchen Sie erst!«
    Es war keine lange Suche. Hinter den Büchern sah Sybilla das Mikrophon und riß die Leitungsschnur heraus. Zwei Kammern weiter machte er Krrrk … dann war Schweigen. »Scheiße!« sagte Dr. Dahl laut. »Sie haben es.« Er stellte das Gerät ab und zündete sich eine Zigarette an.
    »Nun können wir frei reden«, sagte Niehoff. Er war bandagiert, und in seinen Augen hing noch der Schmerz seiner schrecklichen Wunden. »Darf ich fragen?«
    »Ja.« Sybilla setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl.
    »Warum haben Sie mir das Leben gerettet?«
    »Ich sagte es schon: Ich hasse unnötige Tote.«
    »Wie kamen Sie auf die Russen?«
    »Durch das Benehmen Sepkinows

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