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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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kränkte mich.
    »Er hat mich angeblafft, vor Rosie und allen anderen, ob ich nicht mehr Verstand hätte, als eine alte Frau in ihrem Eigensinn zu bestätigen, und nachher hat er mich keines Blickes gewürdigt. Dabei habe ich mir doch auch Sorgen um sie gemacht«, setzte ich hinzu.
    »Du bist zu empfindlich, wenn du ihm vorwirfst, was er in einer solchen Situation gesagt hat. Er war sicher vor Sorge ganz außer sich. Viele Menschen reagieren dann heftig.« Monikas Blick wanderte zum Fenster, blieb am alten Kastanienbaum hängen. »Die wenigsten verfügen über die übermenschliche Beherrschung von Frau Verena Naumann«, setzte sie eine Spur spöttisch hinzu.
    Ich überhörte die Neckerei. »Ja, aber da war noch mehr …« Ihre Brauen hoben sich spöttisch. »Ernstes? Oder in der Art?«
    Ich erschauerte, weil ich immer noch Marks Stimme hörte, die mir Verdammt, wenn du sowieso zickig bist, kann ich dir genauso gut einen Grund für deine Eifersucht geben hingeworfen hatte.
    »Ja, das war ganz schön dumm – aber von beiden!«, urteilte Monika. »Warum hast du nicht auf ihn gewartet? Solche Sachen muss man so schnell wie möglich aus der Welt schaffen.«
    »Das sagst du so einfach!« Im Nachhinein war mir inzwischen auch bewusst geworden, dass es das Vernünftigste gewesen wäre. Aber an dem Tag hätte ich es nicht ertragen, aus Marks eigenem Mund zu hören, dass Jessica die Wahrheit gesagt hatte und ich ihm nichts bedeutete! »Ich habe ihm doch alles geschrieben …«
    »Und du hast damit gerechnet, dass er sich meldet, sobald er den Brief gelesen hat?«
    Ich nickte unglücklich. Dass er das nicht getan hatte, bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen.
    »Wenn du mir nicht etwas Entscheidendes verschwiegen hast, ist es wirklich seltsam, dass er sich so überhaupt nicht rührt«, gab Monika zu und klopfte nachdenklich mit dem Zeigefingernagel an ihre Schneidezähne, eine Geste, die ich von früher an ihr kannte: Es bedeutete, dass die Situation komplizierter war als erwartet. »Da steckst du ganz schön im Schlamassel! – Du wirst nicht darum herumkommen, die Initiative zu ergreifen, wenn du ihn zurückhaben willst«, entschied sie schließlich. »Die Lage ist inzwischen so verfahren, dass ihr sonst nicht wieder herausfindet.«
    »Eigentlich sieht Verena gar nicht aus wie jemand, der in einen Schlamassel gerät!«, verkündete Stevie plötzlich treuherzig von der Türe her.
    »Stevie!« Monika konnte erstaunlich streng klingen. »Keine dummen Bemerkungen!«
    »Entschuldige! Alfons meinte, wir sollten nach euch schauen, weil du so gar nicht wieder aufgetaucht bist. Was ist los?«
    »Wir fingen langsam an, uns zu fragen, was ihr hier treibt«, schloss Alfons sich an und stapfte ins Büro.
    Monika und ich wechselten einen Blick. »Wir haben über mich und Mark Abernathy gesprochen«, sagte ich resigniert. Ich war das Versteckspiel leid, und es erleichterte mich geradezu, die Wahrheit zu sagen. »Das war nicht nur eine einfache, unverbindliche Affäre. Wir … wir sind uns wirklich nahe gekommen. Nein, ich bin ihm nahe gekommen. Und dann haben wir uns gestritten, und ich bin abgereist, ohne ihn noch einmal zu sehen. Ich habe ihm einen Brief geschrieben, aber vermutlich ist er trotzdem zu sauer auf mich, um sich zu melden. Es kann aber auch sein, dass er froh ist, mich los zu sein …«
    »Scheiße, was für ein Durcheinander!« Stevies Kommentar fasste meine Gefühle gut zusammen.
    »Sauer ist man ein paar Tage, aber nicht Wochen«, wischte Alfons meinen Einwand vom Tisch. »Außer er ist ernsthaft beleidigt. Was hast du geschrieben? Dass dir an ihm liegt? Oder konnte er etwas missverstehen?«, forschte er geradeheraus nach.
    »Nein, er konnte nichts missverstehen«, sagte ich und wurde rot beim Gedanken an die Dinge, die ich ihm geschrieben hatte. »Und es stand auch nichts drin, was ihm einen Grund gegeben hätte, beleidigt zu sein!«
    »Gut. Du sagtest, er wäre eventuell froh, dich los zu sein. Glaubst du das wirklich?«
    Nein, das glaubte ich nicht. Ich erinnerte mich an die Wärme in seinen Augen, wenn er mich angesehen hatte, die Zärtlichkeit seiner Berührungen, die mir das Gefühl gaben, etwas unendlich Kostbares zu sein, und schüttelte den Kopf. Das Band zwischen uns war noch sehr zart und empfindlich gewesen, aber es existierte – da war ich mir sicher.
    »Hmm …« Alfons kratzte sich ratlos am Kopf. »Irgendetwas an dieser Geschichte passt nicht zusammen. Außer …« Er verstummte plötzlich und

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