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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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gesehen, was ich sehen wollte, und Gefühle in ihn hineinprojiziert, die nur meine eigenen widerspiegelten? Hatte Jessica die Wahrheit gesagt, und er hatte mich nur verführt, um jemanden, der ihm gefährlich werden konnte, zu entwaffnen?
    Im Grunde meines Herzens war ich überzeugt davon, dass er mir gegenüber das Gleiche empfand wie ich für ihn – nur: Warum rief er dann nicht an? Oder kam mir hinterher?
    Eine grausam beharrliche Stimme in meinem Kopf machte mich immer wieder darauf aufmerksam, dass Jessicas Behauptung durchaus plausibel war.
    Ich schlief zu wenig, und wenn ich endlich in einen unruhigen Schlaf gesunken war, schreckte ich immer wieder aus Alpträumen hoch, ähnlich demjenigen, den ich in meiner letzten Nacht auf Blackthorn Hall geträumt hatte. Die anderen hielten sich auffällig damit zurück, mein blasses Gesicht, die dunklen Schatten unter den Augen, meine Unkonzentriertheit zu kommentieren.
    Nach einer weiteren Woche wurde ich extrem nervös. Ich begann bei jedem Läuten des Telefons zusammenzuzucken und auf das Display zu starren in der Hoffnung, dort eine Nummer aufleuchten zu sehen, die mit 0044 begann. Die Postbotin erkannte ich nach einiger Zeit am Schritt. Ja, in manchen Momenten hegte ich sogar die wahnwitzige Hoffnung, Mark könnte mich überraschen wollen und plötzlich vor der Tür stehen.
    Sogar die absolut schreckliche Möglichkeit, dass ihm etwas zugestoßen wäre, schlich sich in meine wirren Gedanken: Wie lange würde es dauern, bis man uns darüber informierte? Würden wir es überhaupt erfahren?
    Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Langsam hatte ich das Gefühl, verrückt zu werden. So konnte es nicht weitergehen: Stolz hin, Stolz her – ich würde mich Mike anvertrauen.
    »So ein Mist! Es gibt Ärger mit der Weidenmeier- Lieferung! Sie haben eben angerufen und gefragt, was bei uns los ist. Ob wir Lieferschwierigkeiten hätten«, riss Monikas Stimme mich aus meinen Gedanken. Mir wurde siedend heiß. Ich hatte den Lieferschein neulich auf meinem Schreibtisch liegen gehabt. Es ging um irgendein kleines Detail, das auf der Rechnung berücksichtigt werden sollte, ehe die Sendung zusammengestellt wurde.
    »Alfons und Stevie schwören, sie hätten den Schein noch nicht zu Gesicht bekommen, aber ich weiß ganz genau, dass ich ihn letzte Woche fertig gemacht habe«, fuhr Monika verärgert fort. »Hast du ihn vielleicht irgendwo gesehen?«
    »Warte mal«, murmelte ich schuldbewusst und begann hektisch, die Ablagekörbe hinter meinem Schreibtisch durchzusehen. Sie waren ungewöhnlich voll, irgendwie kam ich mit dem Abheften nicht nach. In dem Korb mit den erledigten Mahnungen wurde ich schließlich fündig. Monika betrachtete mich kopfschüttelnd und fragte bekümmert: »Sag mal, was ist seit England mit dir los? Mir kannst du nichts vormachen: Du bist todunglücklich! An dieser kleinen Affäre, wie du sie uns zu verkaufen versuchst, war mehr dran, oder?« Sie betrachtete mich aufmerksam.
    Ich ergriff die Gelegenheit, denn es kam selten vor, dass wir zwei Frauen allein waren. »Ich fürchte, ich habe Mist gebaut«, gab ich kleinlaut zu. Das letzte Mal hatte Jonathan mir den Kopf zurechtgerückt. Was er wohl diesmal dazu gesagt hätte? »Was ist schief gelaufen?«
    Ich atmete tief durch, um meine Gedanken notdürftig zu ordnen. »Ich bin mir nicht sicher«, begann ich vorsichtig. »Es lief alles gut, bis Sophia den Herzanfall bekam und Mark sie ins Krankenhaus begleitete. An dem Nachmittag habe ich Jessica kennen gelernt.« Ich verstummte in der Erinnerung an diese unangenehme Begegnung.
    »Hm, ich wette, diese Jessica ist jung und attraktiv, kennt deinen Mark schon seit einer Ewigkeit und hat dir erzählt, dass er eigentlich nicht an dir interessiert ist, sondern an ihr. Stimmt’s?«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich völlig perplex.
    Monika lachte mitleidig. »Reni, du bist ein Schaf! – Das ist doch die älteste Masche der Welt! Und darauf bist du reingefallen? -Wer ist sie? Eine Nachbarstochter?«
    »Nicht direkt. Sie ist die Tochter von Rosie, der Köchin, und Miles, Marks rechter Hand.«
    »So ein raffiniertes, kleines Miststück! Und du hast ihr tatsächlich kampflos das Feld überlassen? Reni, wie konntest du nur!«
    »Es gab auch noch anderes«, verteidigte ich mich schwach.
    »Was denn?«
    »Es war nicht nur Jessica. Mark hat mich widerlich unfreundlich behandelt.«
    »Was hat er denn so Schreckliches getan?« Die Herablassung in Monikas Stimme

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