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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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auf die Nerven ging.
    »Dann musst du es eben trotzdem im Büro versuchen. Vielleicht hast du Glück. Dieser Miles kann ja nicht immer da sein.«
    Sobald ich am nächsten Morgen allein in unserem Blütenzauber -Büro saß, suchte ich die Telefonnummer von Purple Passion heraus und wählte. Womöglich war ich noch nervöser als am Vorabend.
    Die Männerstimme, die sich mit »Miles Donnelly« meldete, hätte mich den Hörer fast wieder auflegen lassen, aber ich meldete mich entschlossen mit »Mrs. Naumann, from Blütenzauber in Germany«. Vielleicht brachte er meinen Nachnamen nicht sofort mit mir in Verbindung. Als wichtigen Geschäftspartner konnte er mich außerdem doch sicher nicht so einfach abwimmeln.
    Seiner Stimme war nicht anzumerken, ob er mich erkannte. Sehr höflich fragte er, ob wir weitere Wünsche hätten; unsere Lieferung ginge in den nächsten Tagen ab. Nein, leider sei Mr. Abernathy nicht zu sprechen. Ob er ihm etwas ausrichten könne?
    Nur mühsam brachte ich die üblichen Floskeln heraus. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, er sollte gefälligst sofort Mark ans Telefon holen. Stattdessen hörte ich mich nach Sophia fragen. Einen kurzen Moment zögerte die Stimme, als sei sie überrascht. Aber dann erwiderte sie freundlich, Mrs. Abernathy ginge es den Umständen entsprechend gut.
    Anstatt den Hörer auf den Apparat zu schmettern, legte ich behutsam auf und starrte ratlos auf den Werbekalender der Düngemittelfabrik an der gegenüberliegenden Wand. Schreiben Sie uns, wenn Sie an weiteren Informationen interessiert sind, stand in roten Lettern über dem Rücken einer Kuh, die auf einer mit Löwenzahn übersäten Wiese suggerierte, der Dünger käme direkt von ihr persönlich.
    Also griff ich zu Papier und Stift. Elektronisch versuchte ich es erst gar nicht. Wie ich Mark kannte, überließ er die Sichtung seiner E-Mails anderen.
    Lieber Mark,
    es tut mir Leid, wenn dich meine überstürzte Abreise gekränkt hat! Hast du meinen Brief nicht bekommen, in dem ich dir alles erklärt habe?
    Und dann schrieb ich, wie sehr ich ihn liebte und vermisste und dass ich hoffte, ihn bald wiederzusehen und noch einiges andere, das ich schnell in einen Briefumschlag stopfte und zuklebte, ehe ich es mir anders überlegen konnte.
    Vier Tage später lag mein Brief in der Post – mit einem Stempel des örtlichen Postamts in Somerset: Acceptance denied.
    Meinen ersten Impuls, die große Glasvase voller Glockenblumen gegen die Wand zu schleudern, milderte ich ab, indem ich den Briefbeschwerer nahm. Ein erstaunlich großes Stück Putz fiel zu Boden, und gleich darauf sprang die Tür auf, und drei erschrockene Gesichter wollten mir zu Hilfe eilen.
    »Was war das?«, fragte Monika entsetzt, und Alfons eilte sofort zum Fenster. Während sie mich fixierte und Alfons argwöhnisch die Umgebung musterte, hatte Stevie den Briefbeschwerer in der Zimmerecke entdeckt, bückte sich und hob ihn auf.
    »Warum wirfst du mit so etwas um dich?«, fragte er arglos und legte ihn beiläufig wieder an seinen Platz. »Soll ich das Loch mit Gips zuschmieren, oder möchtest du lieber ein Bild drüberhängen?«
    Das hysterische Kichern, das seine Bemerkung bei mir auslöste, ließ die beiden anderen besorgte Blicke tauschen. Monika legte mir besorgt den Arm um die Schultern.
    »Willst du uns nicht sagen, was los ist?«, fragte sie behutsam.
    Ich wies stumm auf den Brief mit dem auffälligen Stempelaufdruck, legte den Kopf auf die Arme und brach in Tränen aus.
    »Was bedeutet Acceptance denied ?«, hörte ich Stevie fragen. »Na, na«, brummelte Alfons und streichelte mir unbeholfen über den Kopf. Irgendwie war es tröstlich, auch wenn seine rissigen Hände sich immer in meinen Locken verfingen.
    »Vielleicht sollte sie persönlich hinfahren«, überlegte Monika laut. »Diese Typen können ihn ja nicht rund um die Uhr abschirmen.«
    »Aber wenn er sie wirklich nicht sehen will, steht sie ganz schön blöd da«, gab Stevie erstaunlich vernünftig zu bedenken.
    »Natürlich wäre es am besten, wenn er herkäme. Nur, wie sollen wir ihn dazu kriegen?«
    Alfons’ Hände bewegten sich plötzlich nicht mehr. Langsam richtete er sich auf, klopfte mir auf die Schulter und sagte: »Ich glaube, ich habe da eine Idee …«
    Nachdem ich mich kräftig geschnäuzt und das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen hatte, saß ich ihm zwar noch mit rot geheulten Augen, aber hoffnungsvoll gegenüber.
    Der alte Mann grinste spitzbübisch über das ganze Gesicht und

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