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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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meinem Verhalten ziehen könnten. Was, wenn Mark mich für schlichtweg neurotisch hielt und nichts mehr mit mir zu tun haben wollte? All meinen Mut zusammennehmend, stürzte ich mich in die wirre Erklärung.
    Als ich verstummte, kniff ich die Augen zusammen, weil ich nicht sehen wollte, wie Mark ging. So fest hatte ich mich in diese Erwartung verrannt, dass ich erstaunt die Augen aufriss, als das Polster neben mir plötzlich einsank und ein muskulöser Arm sich um meine Schultern legte.
    »In einem hast du bei diesem ganzen Unsinn Recht«, sagte Mark erstaunlich ruhig und freundlich. »Ich habe mich nicht im Griff gehabt. – Nein, nicht was du denkst. Ich hatte vielleicht einen Kleinen in der Krone, aber nicht genug, um nicht mehr zu wissen, was ich tat. Aber … aber ich hätte nicht so ungeduldig sein dürfen.« Er wand eine meiner Haarsträhnen um seine Finger und spielte damit, während er fortfuhr: »Ich bin nicht gerade das, was man einen Frauenheld nennt. Und jemandem wie dir bin ich noch nie zuvor begegnet. Als ich dich das erste Mal sah, hast du wie eine Eisprinzessin gewirkt – kühl bis ins Herz. Beim Picknick hatte ich dann das Gefühl, du würdest jeden Augenblick flüchten. Dein Entgegenkommen an dem Abend hat mich dann einfach überrumpelt.«
    Ich errötete heftig, als ich an mein wenig zurückhaltendes Verhalten dachte, und er zog mich enger an sich.
    »Versteh mich nicht falsch.« Er grinste bei der Erinnerung. »Es gab nichts, was ich lieber getan hätte, als mich überrumpeln zu lassen! Aber uns beiden wäre eine Menge Aufregung erspart geblieben, wenn ich dich wie ein Gentleman nach Hause gebracht und mich mit einem angemessenen Gutenachtkuss verabschiedet hätte.« Er seufzte und kitzelte mich mit der Haarsträhne am Ohr. »Weißt du, was es mich gekostet hat, deine Freundin nach dir zu fragen? Und dann später hier einfach aufzukreuzen?«
    Ich griff nach seiner Hand und hielt sie fest. »Es tut mir wirklich leid, dass ich vergessen habe, dir eine Nachricht zu hinterlassen«, sagte ich zerknirscht. »Ich verspreche, es nicht wieder zu tun.«
    Mark schnaufte gespielt empört auf: »Das will ich hoffen! Aber das nächste Mal werde ich dafür sorgen, dass du keine Entschuldigung hast, so sang- und klanglos zu verschwinden.« Seine Hand glitt zu meinem Kinn und drehte sanft mein Gesicht zu seinem. Einen Moment versank ich in dunkel glitzernden Augen, dann senkte sich sein Mund auf meinen, und ich sah und dachte überhaupt nichts mehr. Es gab nur noch seine Wärme, seine festen Lippen, die sich auf meine pressten, und seine Zunge, die in meinen Mund drängte.
    Erst nach geraumer Zeit riss er sich schwer atmend los und sah aus schmalen Augen auf mich hinab. Benommen und eine Spur scheu lächelte ich ihn an – und war erleichtert, dass die schmalen Augen sich entspannten und ein reuiges Grinsen sich auf seinen Zügen ausbreitete.
    »Wenn wir jetzt nicht aufhören, landen wir allen guten Vorsätzen zum Trotz doch in deinem Bett! Meine Selbstbeherrschung hat ihre Grenzen.« Er vergrub sein Gesicht an meinem Hals und sog tief den Atem ein: »Mmhh – weißt du, dass ich jedes Mal an dich denken musste, wenn ich Rosenduft in die Nase bekam? Und das Ende Mai …« Widerwillig löste er sich von mir und wechselte in den Sessel mir gegenüber. »Meine Großmutter hat eine Lieblingsrose, deren Blüten haargenau den gleichen Farbton haben wie dieser Sack von einem Pullover. Sie ist so stachlig, dass es ausgesprochen gefährlich ist, ihr nahe zu kommen, aber sie duftet berauschend und blüht so üppig, dass man über ihre schlechten Eigenschaften hinwegsieht. Irgendwie erinnerst du mich an diesen widerspenstigen Busch«, meinte er nachdenklich.
    Teilte Mark meinen Tick, Menschen mit Pflanzen zu vergleichen? Konnte das überhaupt ein Zufall sein? »Und du erinnerst mich an eine Silbereiche«, verriet ich ihm lächelnd.
    Er warf den schönen Kopf zurück und lachte lauthals. »Wie schmeichelhaft – aber als Kind hatte ich tatsächlich mein Versteck auf einer Silbereiche. Sie steht noch immer, weil ich es nicht übers Herz bringe, sie fällen zu lassen, obwohl sie inzwischen eins meiner Gewächshäuser so beschattet, dass ich langsam Probleme bekomme.« Sein Gesicht wurde plötzlich wieder ernst, als er fragte: »Verena … ich würde dich gerne meiner Großmutter vorstellen. Besteht eine Chance, dass Dunnet sich einen anderen Betreuer sucht und du für ein paar Tage mit nach Somerset kommst? Ich muss

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