Schwarzer Purpur
Messingschale, die ich für sie ausgesucht hatte, exotisch und kostbar wirkten.
»Sie hatten einen so wunderbaren Duft«, verteidigte ich die geschmähten Blütenköpfe.
»Das hat man oft. Je unscheinbarer die Blüte, desto stärker und süßer der Duft«, bestätigte Mark und wirkte auffällig zufrieden.
»Mag sein – aber ich finde sie trotzdem grässlich. Wieso sind Sie so versessen auf sie, Abernathy?«, beharrte Mr. Dunnet. Vier fragende Augenpaare richteten sich auf Mark. Ich war noch interessierter als die anderen an seiner Antwort. Es musste eine Geschichte dazu geben.
Er zuckte nachlässig mit den Schultern und meinte leichthin: »Sie verkaufen sich gut, der Markt war reif für sie – und ich hatte noch einen züchterischen Grundstock von meinem Großvater. Das ist alles.« Sein Mund klappte in der unmissverständlichen Art eines Menschen zu, der zu diesem Thema kein Wort mehr zu sagen gedenkt.
»Das wäre jeder für sich allein ein guter Grund. Gratulation zu Ihrem Erfolg!« Jonathan hob sein Glas und prostete ihm zu. »Ich wünschte, ich hätte auf ein Kochbuch von Granny zurückgreifen können. Es hätte mir einiges erspart.« Und er begann amüsant über diverse Küchenkatastrophen zu plaudern.
Zu meiner großen Überraschung ging Mark noch vor dem Dessert. Gerade war ich in der Küche damit beschäftigt, die pinkfarbene Masse des Rosenparfaits auf einer gekühlten schwarzen Schale aufzuhäufen und mit kandierten Rosenblättern zu verzieren, als ich Jonathans Stimme hörte, wie er sagte: »Also bis morgen dann. Seien Sie pünktlich.«
Die Enttäuschung traf mich heftig. Schließlich war ich ungeheuer stolz auf mein Werk, das unter Jonathans Anleitung zustande gekommen war. Ein junger Mann mit Baseballkappe hatte am Nachmittag den Korb mit den betörend duftenden Blütenblättern in Purpurrot an die Wohnungstür gebracht. »Wollen wir wie im alten Rom Rosenblätter auf die Gäste herabregnen lassen?«, fragte ich Jonathan verständnislos. Sein Vater würde diese Überspanntheit sicher nicht zu schätzen wissen.
»Ehe du wilde Vermutungen anstellst, bring sie lieber in die Küche«, sagte er bloß. Dort ließ er mich mit geheimnisvollem Lächeln die Blütenblätter mit dem lauwarmen Sirup übergießen, den wir vorher gekocht hatten, und sie luftdicht verschließen. Erst kurz vor Marks Erscheinen hatte ich die klebrige Masse vorsichtig durch ein Sieb in die Eismaschine gefüllt, wobei ich versuchte, mit einem Löffel möglichst viel rote Farbe auszudrücken. In die dunkelrosafarbene Brühe kamen noch der Saft einer Limette und ein Hauch frisch zerstoßener Koriandersamen. Daraus hatte die Eismaschine im Lauf der letzten Stunde eine cremige Sorbetmasse gerührt, die aussah wie Himbeereis – und roch wie ein ganzer Rosengarten!
»Er lässt dir seine besten Gute-Nacht-Wünsche ausrichten, Liebes«, verkündete Jonathan, während er in die Küche schlenderte. »Nun, bist du zufrieden?«
Ich brauchte einige Sekunden, bis mir aufging, dass die Frage sich auf das bonbonfarbene Dessert bezog.
»Hoffentlich ist es das Richtige für deine Eltern«, meinte ich zweifelnd, während ich die Dekoration vervollständigte.
»Wenn ich ihnen erzähle, dass du es höchstpersönlich mit wunden Fingern gerührt hast, werden sie es lieben«, erwiderte Jonathan lächelnd. »Ein wenig Zugeständnisse müssen sie schon machen.«
Mrs. Dunnet hatte die Zwischenzeit genutzt und ihren Mann zur Heimkehr überredet. »Ich denke, wir werden morgen nach Hause fahren«, verkündete sie. »Hier stören wir mehr, als dass wir nützen.« Jonathans gemurmelten höflichen Protest ignorierend, sagte sie zu mir: »Ich habe mich wirklich gefreut, dich kennen zu lernen. Du bist genau das Mädchen, das ich mir immer für meinen Jungen gewünscht … habe. – Darf ich dir einen Rat geben? Wenn du merkst, dass sich etwas richtig anfühlt, dann lass dich nicht beirren.« Mit diesen Worten schaute sie mir bedeutungsvoll in die Augen.
Ich verstand sie sehr gut und hätte mich beinahe an meinem Sorbet verschluckt. War es mir wirklich so deutlich anzusehen?
Mr. Dunnet starrte seine Frau verständnislos an: »Was soll der Unsinn?«, fragte er kopfschüttelnd. »Natürlich fühlt es sich richtig an, wenn sie unseren Sohn heiratet! Du scheinst ein wenig übermüdet zu sein, meine Liebe. Wir sollten jetzt wirklich ins Hotel zurückfahren. In unserem Alter braucht man seinen Schlaf.«
Beide umarmten mich zum Abschied herzlich: Mr. Dunnet als
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