Schwarzer Rauch

unterrichtet.
    Dann kam meine Gelegenheit. Victoria ließ das Buch in meiner Obhut. Ich rief meinen Vater an und erzählte ihm, was ich gerade in den Händen hielt. Er wollte sofort einen Vertrauensmann schicken, doch noch bevor dieser ankam, war Victoria schon wieder von ihrem Gespräch mit Selena zurück. Jetzt konnte ich das Grimoire nicht übergeben. Schließlich würde sie jetzt zusammen mit ihrer Mentorin zu der Debütantenwahl nach London reisen. Wenn sie erfahren hätte, was es mit dem Buch auf sich hat, hätte sie es sofort zurück in die Bibliothek gebracht.
    Doch ich wurde wieder überrascht. Entgegen allen Regeln sollte ich sie an Stelle von Selena nach London begleiten. Das Grimoire im Gepäck.
    Mein Vater war natürlich sehr interessiert daran, das Buch in die Finger zu bekommen. Daher setzte er seine Beziehungen ein und konnte dafür sorgen, dass ein Mitglied seines Zirkels als Stewardess mit an Bord war.
    Ich kannte Maja schon seit ich ein kleines Kind war. Deshalb musste ich besonders vorsichtig sein, mein wahres Ich verschlossen zu halten. Der Plan war perfekt. Wäre da nicht dieser vertrottelte Pilot gewesen. War er überhaupt ein normaler Sohn des Mondes? Seinen weißen Absichten nach hatte ich ihn schon fast für eine Fee gehalten. Durch diese Abscheulichkeit war unsere Chance auf das Grimoire wieder vertan.
    In unserem Zimmer angekommen, hatten wir wieder endlos dagelegen und gekuschelt. Frauen liebten diese Art von Nähe und Zuwendung, für mich bedeutete es große Strapazen. Durch die körperliche Verbindung konnte Victoria noch viel einfacher in meinen Kopf eindringen. Die Kammer musste ich immer tiefer und tiefer in meinen Erinnerungen verstecken.
    Dann passierte die Sache im Garten. Irgendjemand hatte Lupine frei gelassen. Ich hatte absolut nichts damit zu tun. Aber durch meine Fähigkeit konnte ich wie jeder andere auch dafür sorgen, dass die dummen Viecher uns in Ruhe ließen. Tom, dieser Pilot, tat so, als wäre ihm das noch nie untergekommen. Aber Tier bleibt Tier. Und mit Tieren konnte ich sprechen.
    Wenn die ahnungslosen Gemeinschaftsmitglieder, die sich bisher daran versucht hatten, einen Hexenmeister hinzugerufen hätten, wäre es auch ihnen möglich gewesen. Lupine waren dunkle Geschöpfe, deshalb konnte man nur über die Macht der Dunkelheit zu ihnen sprechen.
    Just in dem Moment des Angriffs geschah etwas in meinem Inneren. Ich hatte keine Angst mehr um mich. Als ich realisierte, dass es vielleicht zu kleinen Problemen mit dem Dialekt kommen könnte, hatte ich nur eine Konsequenz im Kopf: Was wäre, wenn sie Vic vor mir angreifen würden? Der Schmerz glich einem Dolchstoß in meine Brust. Mein gesamter Magen zog sich zusammen.
    Ich hätte es nie im Leben für möglich gehalten: Ich war wirklich und wahrhaftig verliebt. Und das in ein Mädchen, das der dunklen Macht so fern war wie unser sogenannter Gott der Gemeinschaft.
    Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte nicht verantworten, dass ihr etwas passierte. Ich musste so schnell wie möglich Kontakt zu meinem Vater aufnehmen, daher instruierte ich das Vieh, meinem Schützer einen Befehl auszurichten. Er sollte Kontakt zu meinem Vater aufnehmen und die Mission für gescheitert erklären.
    Mein Schützer war mein Bodyguard. Keiner bekam ihn je zu Gesicht. Er ist eine Art Energiebund. Unsichtbar für alle Normalen, entstanden vor langer Zeit in einem Hexenzirkel voller Paranoider. Da ich dazu noch einer Lunaer-Familie angehörte, hatte ich ihn seit ich denken konnte an meiner Seite.
    Ich hoffte, dass er mich nicht im Stich lassen würde. Alles war mir über den Kopf gewachsen.
    Doch die Ereignisse überschlugen sich und ich konnte den Stein, den ich ins Rollen gebracht hatte, nicht mehr aufhalten, so sehr ich es auch versuchte.
    Unser Zimmer wurde durchsucht, um das Grimoire zu finden. Eigentlich hätte die Sache spätestens jetzt abgeschlossen sein sollen. Schließlich hatte ich meinem Vater erzählt, dass er das Buch bei uns im Zimmer finden konnte. Was ich natürlich nicht bedacht hatte: Vic trug das Grimoire mit sich herum und brachte sich damit in große Gefahr.
    Um der Sache die Krone aufzusetzen, stellte uns Aurelia noch Elfen zur Seite. »Gesandte des Lichts« . Mein Vater verabscheute sie zutiefst. Die beiden würden nun die ganze Zeit um uns herumschleichen, um das Buch zu beschützen. So gab es für die Leute meines Vaters keine Chance mehr, es in ihren Besitz zu bringen.
    Aber wollte ich das denn noch? Ich hatte doch nur