Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
Vom Netzwerk:
ein.
    Aurelia ergriff wieder das Wort. »Ich werde auf schnellstem Wege meine Kontakte rufen und sie bitten, gleich morgen früh hier einzutreffen, um das neueste Ratsmitglied begrüßen zu können.« Sie zwinkerte Vic zu. »Ich hoffe, dass ich nicht allzu sehr daneben liege, wem ich vertrauen kann.« Nun blickte sie mir lange in die Augen.
    »Sind alle hier aus London? Oder aus der Nähe?«
    Ich brauchte kein Telepath zu sein, um Victorias Gedanken zu lesen. Um ihr die Peinlichkeit zu ersparen, erklärte ich ihr auf geheimem Wege, wie sich Ratsmitglieder »fortbewegen« konnten.
    Mit der Aufnahme in den hohen Rat wurde die Mondsteinkette erweitert. Sie zeichnete einen nun einerseits als Ratsmitglied aus, war andererseits aber auch der »Notruf« untereinander und ein Portationsschlüssel. Ratsmitglieder konnten sich praktisch zu einem anderen Ort »beamen«, um beispielsweise auch weltweite Ratssitzungen kurzfristig abhalten zu können.
    »Kann ich mich jetzt auch …?« Vics Augen sprachen Bände.
    Ich nickte. »Da du als Debütant automatisch zum Ratsmitglied wirst, musst du nicht einmal die Zeremonie abwarten. Die Änderung deiner Kette heute Abend hat es möglich gemacht.«
    »Ich habe sie immer noch nicht gesehen. Aurelia …«
    Aurelia hatte bereits einen Spiegel in der Hand und reichte ihn weiter. Die Kombination aus Telepathie und Präkognition – eine gewöhnungsbedürftige Sache.
    »Wie wunderschön!« Vic kam aus dem Staunen nicht heraus. Sie drehte und wendete ihren Anhänger in alle Richtungen.
    Ihr Stein war ebenfalls neu eingefasst. Der Mondstein selbst war mit zarten silbernen Fäden spiralförmig umrundet. Am unteren Ende der Spirale befand sich der Schlüssel. Ein tropfenförmiger, flacher Anhänger, den man zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen musste, um die Teleportation durchzuführen. Ich hatte es früher schon so oft bei meiner Großmutter gesehen - ehe sie getötet wurde.
    Sie war die erste, die ich aus meiner Familie verlor. Jäger hatten sie erwischt. Sie war alles für mich. Mehr Familie, als es mir mein Vater jemals gewesen war. Ihr Tod hatte mich tief getroffen.
    Mein Vater hatte diesen Zorn auf die weiße Magie ausgenutzt. So begannen meine Ausbildung und der Übergang in den Zirkel. War ich mir einmal nicht mehr ganz sicher, ob wir das Richtige taten, ob wir auf der richtigen Seite standen, hatte mich mein Vater wieder und wieder an die Jagd auf meine Großmutter erinnert. Und an ihren Tod. Er verbildlichte mir Erinnerungen von Zeugen, die ihr Ende mit ansehen mussten. So wuchs der Hass in mir wieder von neuem.
    Ich schüttelte die Erinnerung an diese dunkle Zeit ab und erfreute mich daran, wie sehr Vic Gefallen an ihrer Kette hatte. Sie betrachtete immer noch jeden Millimeter des neuen Anhängers und strahlte förmlich vor Glück. Doch dann geschah es. Sie griff im einen Moment noch an den Schlüssel, im nächsten war sie verschwunden.

Eine düstere Vision
     
    Ich war fasziniert. Mein Anhänger hatte sich total verändert. Unter dem wunderschönen, von Silberfäden umrundeten weißen Stein hing ein silbernes Blatt. Klein, zart, genau passend für … Instinktiv griff ich mit Daumen und Zeigefinger an das Blatt. Ich fühlte mich seltsam. Etwas schwindelig, als wäre mein Kreislauf von zu viel Hitze oder Sport zusammengebrochen. Dann drangen Gedanken zu mir durch. Oder waren es Schreie?
    »Komm zurück!«
    »Du musst dich konzentrieren!«
    Etwas leiser folgte: »Wenn sie sich nicht wieder materialisiert, wird sie sich verlieren.«
    Wer würde sich verlieren? Wieso konnte ich nicht richtig hören? Alles drang gedämpft zu mir, wie durch Kopfhörer oder als würde man die Hände auf die Ohren legen.
    »Bitte komm zu mir zurück!« Das war Darian, oder? Ich wollte schon rufen »ich bin doch da« aber dann realisierte etwas in mir, dass das nicht der Fall war.
    Die Umgebung um mich herum verschwamm. Der Raum glich einem Bild, das mit Wasser übergossen wurde. Die Farben liefen ineinander und ich konnte immer weniger erkennen. Auch die Gedanken entglitten mir. Ich trieb fort. Leider wusste ich nicht wohin. Ich schrie nach Hilfe, bekam jedoch nicht mehr als ein gedankliches Notsignal heraus. Irgendjemand musste mich doch hören!
    Jemand musste mich empfangen können … Aurelia war Telepathin wie ich. In mir formte sich ein klarer Gedanke. Konnte ich die Verbindung nicht ausnutzen und sie direkt ansprechen? In einer Übungsstunde hatte ich es einmal mit Selena ausprobiert, war jedoch

Weitere Kostenlose Bücher