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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
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ich jemals gesehen habe. Dort drin kann man sich verlaufen!«
    Fragend hob ich meine Augenbrauen.
    Aurelia klärte mich auf: »Ich habe meinen Kühlschrank mit einem kleinen Ausdehnungszauber aufgepeppt. Ist das nicht toll?« Sie strahlte Darian förmlich an. Doch ich sah hinter diese Fassade. Das Lachen war nicht echt. Und Darian spürte es auch.

Das Treffen
     
    Darian
     
    Aurelia sah aus wie ein Model auf einem Zeitschriften-Cover - ein beinahe schon gequältes Lächeln im Gesicht, das die Augen nicht erreichte. Wusste sie nicht mehr, dass ich den sechsten Sinn besaß? Dass ich es spüren konnte, was die Menschen um mich herum fühlten? Dazu brauchte ich nicht ihre Gedanken zu lesen. Aurelia fühlte sich plötzlich unwohl in meiner Gegenwart, sie verheimlichte mir etwas.
    Ich sah zu Vic hinüber. Auch sie war anders. Sie schaute mich völlig irritiert an. Ich bat sie in Gedanken, mir alles zu erzählen. Alles, was sie erlebt hatte.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es war«, noch klang sie regelrecht begeistert. »Ich war auf der Lunar-Ebene. Der Tunnel war nicht richtig ausgebildet und ich blieb dort hängen. Zum Glück hat Aurelia mich gefunden und zu sich gerufen.«
    »Da muss ich dich berichtigen, Victoria. Nicht ich habe dich gefunden, sondern du mich. Ich hätte gar nicht gewusst, wo ich hätte anfangen sollen.«
    »Okay, dann eben so. Aber Aurelia leuchtete wie ein Regenbogen. Und ich auch.«
    Ich wusste ja, dass Vics Macht stark war. Aber dass sie alleine und ohne Training auf die Lunar-Ebene gelangen konnte, war einfach verrückt. Noch beeindruckender war jedoch, dass sie wieder zurückkehren konnte. Das war vermutlich noch schwieriger. Ich hatte von nicht wenigen Mentalisten gehört, die einfach nicht mehr in ihre Körper zurückgekehrt waren. Sie haben sich in den unendlichen Weiten der Ebene verlaufen. Darunter waren trainierte Mondkinder, talentierte Hexen. Alles. Und dieser Neuling konnte die Ebene durchqueren, ohne auch nur eine einzige geistige Schramme beizubehalten? Einfach unglaublich.
    Aber da war noch mehr. Sie verheimlichte mir etwas. Ich musste herausfinden, was es war.
    »Bitte sag es mir«, bat ich sie in Gedanken. »Egal wie schlimm es ist, ich muss es wissen.«
    »Ich stimme ihm zu«, sagte Vic zu Aurelia. »Er hat doch ein Recht darauf, es zu erfahren, oder?«
    Aurelia schürzte die Lippen und überlegte. Sie seufzte kurz, gab dann mit einem Nicken ihr Einverständnis.
    Vic sah mir unheilverkündend in die Augen und atmete tief ein. Dann presste sie die Prophezeiung heraus: »Ich war bei deiner Bestattungszeremonie.«
    »Du hast meinen Tod vorhergesehen? Ich werde sterben?«
    »Prophezeiungen stellen nur eine der möglichen Zukunftsversionen dar. Es muss nicht so kommen.« Aurelia trat zu mir und packte mich an den Schultern. »Verstehst du das? Es muss nicht passieren. Dafür werden wir sorgen!« Ihre Aura glühte förmlich vor Energie. So etwas hatte ich noch nie gesehen, obwohl ich die mächtigsten Hexen der Welt persönlich kannte. Diese Art von Macht, die weiße Magie, war mir so fremd. Ich hatte nie begriffen, dass sie schon immer stärker war als die Dunkelheit. Darauf hoffte ich zumindest. Denn ich war mir sicher, dass niemand von uns es war, der meinen Tod verursachen würde.
    »Wie willst du es verhindern?«, fragte ich bemüht lässig klingend. In mir pumpte das Adrenalin. Mein Tod. Trauer. Wieder Tod. In mir drehte sich alles. Ich wusste von den Sehern meines Vaters, dass die Prophezeiung nicht eintreffen musste, aber mit meinem eigenen Tod konfrontiert zu werden, setzte das logische Denken außer Gefecht. Ich schüttelte den Kopf, um die düsteren Gedanken zu vertreiben.
    »Ich werde sofort die Ratsmitglieder, von denen ich erzählt hatte, kontaktieren.« Sie überlegte kurz, griff sich in ihrer typischen Geste an den Kopf und fuhr dann fort. »Und ich denke, wir könnten auch noch ein paar andere Freunde gebrauchen.«
    Andere Freunde? Wer sollte das denn sein? Aurelia setzte sich auf die Couch, schloss die Augen, umfasste ihr Amulett und fing an zu murmeln, wie wir es alle bei einem Zauber tun. Egal ob Mondkind oder Hexe – laut und deutlich ausgesprochene Zaubersprüche gehörten in den Bereich der Mythen. Wer wollte denn schon, dass sich Umstehende nach einem umsehen oder die »Kollegen« einem die Sprüche stahlen?
    Keine zwei Wimpernschläge später öffnete sie ihre Augen wieder und sah uns an. »Die Ratsmitglieder werden in dreißig Minuten eintreffen.

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