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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Hasse
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nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Aber ich wusste, wie es funktionierte. Theoretisch. Daher konzentrierte ich mich voll und ganz auf meine mentale Fähigkeit, sammelte die ganze Energie in meinem Körper und führte sie zu meinem Geist. Von dort aus versuchte ich, Aurelia zu orten, sie um Hilfe zu bitten. Ich spürte, dass ich in die richtige Richtung ging, stoppte aber an einem tiefen Abgrund. Ungefähr fünf Meter von mir entfernt stand eine gewaltige, unüberwindbare Mauer. Sie glich vielmehr einer Festung aus mittelalterlichen Filmen. Oben auf der Mauer glaubte ich sogar, Zinnen zu erkennen. Es musste Aurelia sein. Eine Meisterin der Telepathie und des Abschottens gegen solche. Ich hatte sie tatsächlich gefunden!
    Schon drang ein Gedankenfetzen zu mir durch: »Ich hab sie! Ihr Geist ist noch hier. Sie sucht eine Verbindung.«
    Im selben Moment bewegte sich die Wand vor mir. Ein Torbogen mit einem schweren Eisentor tauchte auf.
    Sie öffnet sich für mich!, fuhr es durch meine Gedanken. Ich beobachtete weiter, bis vor mir eine schmale Holzplanke erschien. Sie führte von meinen Füßen direkt über den Abgrund zu Aurelias Tor. Leider war sie zu schmal für mich. Selbst meine Gedanken schreckten vor dem tiefen dunklen Abgrund zurück, in den ich stürzen würde, sobald ich mich auf dieses wackelige Brett begeben hätte. Ich drängte die Angst beiseite und konzentrierte mich weiter. Ich brauchte eine größere Brücke.
    Plötzlich erkannte ich ein Funkeln auf der anderen Seite. Aurelia stand in ihrem Torbogen und schimmerte, als wäre sie aus einem Prisma gemacht. Sie winkte mich zu sich. Ich lief los.
    Ich lief? Meine Gedanken konnten laufen? Jetzt erst bemerkte ich, dass auch mein Körper funkelte und glitzerte wie der von Aurelia, an meiner Hand brachen sich die einfallenden Sonnenstrahlen und projizierten bunte Punkte auf den Weg vor mir. Während ich das Farbspiel um mich herum betrachtete, schlug die Antwort ein wie ein Blitz: Gedanken auszusenden bedeutete, seinen Geist auf die Reise zu schicken.
    Aurelia nickte mir glücklich zu. Dieses Nicken machte mich so Stolz, dass es mir Kraft schenkte. Kraft, um das wackelige Brett in eine Hängebrücke zu verwandeln, die sich nach und nach zu einer massiven Brücke mit Geländer erweiterte. Ich jauchzte vor Vergnügen und rannte los, direkt in Aurelias ausgebreitete Arme.
    »Was ist passiert? Wo sind wir?«
    »Wir sind auf der Lunar-Ebene, der Welt des Geistes. Portationsschlüssel bauen die Tunnel zu einem anderen Ort über diese Dimension. Selbst Ratsmitglieder dürfen und können hier nur durchreisen. Die Lunar-Ebene ist einzig und allein den Mentalisten vorbehalten. Nur sie können ihren Geist auf die Reise hierher schicken.«
    »Aber ich kann das nicht. Was ist mit mir passiert?«
    »Ich befürchte, du hast die Macht, einen Tunnel zu öffnen, jedoch noch keine Übung darin. Eigentlich ist es nicht schwer, wenn man seine Energie schon einmal gebündelt hat.«
    »Und wie komme ich hier wieder weg?«
    »Konzentriere dich genauso wie eben, als du die Brücke erweitert hast. Such die Verbindung zu deinem Körper. Du spürst ihn, du weißt, wohin du gehen musst.«
    »Bin ich … ist mein Körper noch bei euch?«
    »Nein, du hast dich entmaterialisiert. Deshalb musst du zu deinem Körper zurück und dich zu uns zurückportieren lassen.«
    »Was, wenn es wieder schief läuft?«
    »Wird es nicht, wenn du dich nur stark genug konzentrierst. Mein Geist wird mit dir gehen und dir helfen.«
    Ich versuchte es, konzentrierte mich wieder, sammelte die Energie aus jedem Zentimeter meines unwirklichen Körpers. Es fühlte sich so echt an. Dann machte ich mich auf die geistige Suche nach meinem Körper. Es war leicht, wie Aurelia gesagt hatte. Schon bei dem Gedanken an das Gesuchte, erschien ein starker Faden vor mir. Er war silberfarben wie diejenigen, die mir bereits gute Dienste getan hatten. Dieser hier war nicht zart wie ein Spinnfaden, sondern beinahe so stark wie ein Schiffstau, an dem ich mich entlangziehen konnte. Bevor ich wieder in meinen Körper eintauchte, konnte ich mich für einen kurzen Moment selbst sehen.
    Ich öffnete die Augen und blinzelte, weil es so hell war. Der mindestens fünf Meter hohe Raum besaß keine Fenster, war aber mit zahlreichen Lampen, die an langen Metallstäben von der Decke hingen, taghell beleuchtet.
    Ich sah mich um. Am von mir entferntesten hinteren Ende des länglichen Raumes war eine breite Tür, neben der ein paar Stuhlreihen

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